CVP-Mitglieder würden Parteinamen mit christlichem Bezug ablehnen

Bericht: Schweizer Regierungspartei könnte "C" im Namen verlieren

Veröffentlicht am 18.06.2020 um 11:57 Uhr – Lesedauer: 

Bern ‐ Parteien mit einem "C" im Namen: Was jahrzehntelang ganz selbstverständlich in der Politik war, wird weltweit immer mehr in Frage gestellt. In der Schweiz könnte es bald keine christdemokratische Partei mehr geben.

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Die Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) in der Schweiz könnte bei einer Umbenennung das "C" im Namen verlieren. Bei einer Umfrage unter Parteimitgliedern soll eine deutliche Mehrheit angegeben haben, dass ihr der Verweis auf das Christentum im Parteinamen nicht wichtig sei, berichtete die Schweizer Boulevardzeitung "Blick" am Mittwoch. Genaue Ergebnisse der parteiinternen Befragung nannte das Medium jedoch nicht. Anfang Juli will die Partei demnach die Resultate der Umfrage vorstellen. Auch die Bevölkerung soll zum Parteinamen befragt worden sein und sich zu fast 80 Prozent gegen einen Bezug zu christlichen Werten ausgesprochen haben.  

Richtungsstreit innerhalb der CVP

Hintergrund der von der CVP in Auftrag gegebenen Umfrage ist eine mögliche Zusammenlegung der Partei mit der Bürgerlich-Demokratischen Partei (BDP), die der CVP nahesteht. Bei den Schweizer Parlamentswahlen 2019 erreichte die BDP nur noch 2,5 Prozent und konnte im Nationalrat keine eigene Fraktion mehr bilden. Die drei Abgeordneten gehören seitdem der CVP-Fraktion an. Sowohl CVP als auch BDP verorten sich im politischen Zentrum, weshalb sich bei der Umfrage 53 Prozent der Christdemokraten für den Begriff "Mitte" im neuen Parteinamen ausgesprochen haben. 

In der CVP gibt es jedoch einen Richtungsstreit zwischen konservativen Mitgliedern, die sich für die Beibehaltung eines Verweises auf die christdemokratische Ausrichtung der Partei im Namen einsetzen, und Erneuerern, die mit einer neuen Bezeichnung ihre Wählerbasis erweitern wollen. Die CVP wurde 1912 gegründet und hat etwa 100.000 Mitglieder. Sie gehört als eine von vier Parteien dem Bundesrat, der Regierung der Schweiz, an. Bei den Wahlen 2019 erreichte sie 11,4 Prozent, eines der historisch schlechtesten Ergebnisse in ihrer Geschichte. (rom)