Vatikan antwortet auf Appell gegen Kindesmissbrauch in Polen
Im Skandal um sexuellen Kindesmissbrauch durch katholische Priester in Polen hat der Vatikan auf einen Hilfsappell der Gläubigen reagiert. Papst Franziskus sei über das Anliegen informiert und bete für jene, die sich an ihn gewandt hätten, teilte Vatikansprecher Matteo Bruni am Dienstag auf Anfrage von Journalisten mit. Die ganze Kirche müsse alles ihr Mögliche tun, "damit das kanonische Recht angewandt wird, die Fälle von Missbrauch aufgedeckt werden und die dieser schweren Verbrechen Schuldigen bestraft werden".
Mehr als 600 polnische Katholiken hatten demnach Franziskus am Montag in einer ganzseitigen Anzeige in der italienischen Tageszeitung "La Repubblica" aufgerufen: "Heiliger Vater Franziskus! Repariere unsere Kirche!" Sie warfen polnischen Bischöfen vor, nicht genug gegen Kindesmissbrauch zu tun und mehr den guten Ruf der Kirche im Blick zu haben als das Wohl der Opfer. Das gefährde die Einheit der Kirche. Urheber des Appells seien katholische Laien aus mehreren polnischen Bistümern.
Fall Bischof Janiak als Hintergrund
Hintergrund des Aufrufs ist der aktuelle Fall um den Bischof der zentralpolnischen Diözese Kalisz (Kalisch), Edward Janiak. In einem Mitte Mai auf der Videoplattform YouTube veröffentlichten Film wird er beschuldigt, nichts gegen einen Priester unternommen zu haben, der Kinder sexuell missbraucht habe. Die Diözese Kalisz wies die im Film erhobenen Vorwürfe gegen den Ortsbischof zurück. Als die Staatsanwaltschaft dem Bistum im Dezember 2018 den Beginn eines Verfahrens gegen einen Priester mitgeteilt habe, sei gegen diesen auch ein kirchliches Verfahren eingeleitet und der Vatikan unterrichtet worden.
Papst Franziskus beurlaubte Janiak am vergangenen Donnerstag und setzte den Erzbischof von Lodz, Grzegorz Rys, als Interimsleiter für das Bistum ein. Janiak wurde angewiesen, sich für die Dauer der Ermittlungen außerhalb des Bistums aufzuhalten. Polens katholischer Primas, Erzbischof Wojciech Polak, hatte sofort nach der Veröffentlichung des Films eine Untersuchung durch den Vatikan veranlasst. Janiak selbst wies die Anschuldigungen zurück. Das schrieb er Mitte Juni auch in einem Brief an seine Bischofskollegen. Zu Beginn der vergangenen Woche sorgte zudem ein Bericht der Zeitung "Gazeta Wyborcza" für Aufsehen in der polnischen Öffentlichkeit. Demnach soll Janiak Anfang Juni mit einem ungewöhnlich hohen Blutalkoholwert ins Krankenhaus eingeliefert worden sein. (tmg/KNA)