Bischof Bode zu Pfarreien-Instruktion: "Umkehr zur Klerikalisierung"
Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode sieht in der Pfarreien-Instruktion der Kleruskongregation eine "Umkehr zur Klerikalisierung". Laut einer Mitteilung des Bistums vom Mittwoch habe das Papier die Bischöfe "völlig überrascht", auch wenn sich eine Äußerung Roms abgezeichnet hätte. Die Instruktion sei "eine so starke Bremse der Motivation und Wertschätzung der Dienste von Laien, dass ich große Sorge habe, wie wir unter solchen Bedingungen neue engagierte Christen finden sollen und wie wir unsere pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterhin gut begleiten und fördern können." Bode kritisiert deutlich eine mangelnde Einbeziehung der Bischöfe: "Erwartet hatte ich aber eine vorherige Fühlungnahme mit den Realitäten vor Ort und eine bessere Beachtung der vielbeschworenen Synodalität."
Zwar zeichne der erste Teil der Instruktion einen "Weg zu einer pastoralen Umkehr zur Evangelisierung und Mission", die darauf folgenden Abschnitte seien jedoch eine "reine Wiederholung des gegenwärtig gültigen Kirchenrechts". Er befürchtet, "dass noch so verbindlich dargestellte Normen nicht greifen, wenn sie zu einem großen Teil von der Realität längst überholt sind". Das Priesterbild der Kleruskongregation, sei das "Gegenüber zur Gemeinde und die Besonderheit dieses Dienstes zu stark betont angesichts des notwendigen Miteinanders aller". Die in Osnabrück praktizierten Leitungsmodelle sieht Bode als im Einklang mit dem geltenden Kirchenrecht stehend an. Das Kirchenrecht lasse solche Lösungen nur als "vorübergehende Notverordnung" zu. Nach Ansicht von Bode sei es so, "dass diese Not bei uns an so manchen Stellen permanent existieren wird". Daher sehe er keinen Änderungsbedarf am Kurs seines Bistums.
"Nur Synodaler Weg kann Antwort auf römische Herausforderung sein"
Bode erinnert an das Schreiben "Gemeinsam Kirche sein" der Deutschen Bischofskonferenz von 2015. Dieses Wort der Bischöfe habe, anders als die Instruktion, eine Antwort auf die "Herausforderungen dieser Zeit grundgelegt". Auch der Synodale Weg erweise sich nun als "umso notwendiger": "Nur dieser synodale Weg kann eine Antwort auf diese römische Herausforderung sein."
Unterstützung erhält Bode von seinem Priesterrat. Dessen Sprecher, der Bremer Propst Bernhard Stecker, ermutigte den Bischof, bei den Formen der Gemeindeleitung den bisherigen pastoralen Weg im Bistum weiterzugehen. Zwar liefere die Instruktion eine treffende Lagebeschreibung. Das Kirchenbild sei aber zu sehr pfarrerzentriert. Die Vorgaben würden zum Teil der realen Situation nicht gerecht werden, etwa mit Blick auf den Priestermangel. "Viele Priester wünschen sich auch eine Entlastung in Verwaltungs- und Leitungsaufgaben, um mehr Zeit für Seelsorge und Glaubensweitergabe zu haben", so Stecker. Eine umfassende Zuständigkeit könne zu Überlastung führen.
Die Kleruskongregation hatte am Montag überraschend eine Instruktion zur Struktur von Pfarreien veröffentlicht, in der das geltende Kirchenrecht streng ausgelegt wurde. Unter anderem legt die Kongregation großen Wert darauf, dass Gemeindeleitung Priestern vorbehalten bleibt und Priester nicht als Teil eines Teams, sondern stets in Leitungsfunktion in Pfarreien tätig sind. Das Papier wurde im deutschen Sprachraum größtenteils kritisch aufgenommen. (fxn)
13.40 Uhr: Ergänzt um Stellungnahme Priesterrat.
Dokumentation: Die Stellungnahme im Wortlaut
Stellungnahme von Bischof Dr. Franz-Josef Bode zur Instruktion der Kongregation für den Klerus „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“
Die Instruktion der Kleruskongregation hat uns Bischöfe völlig überrascht, wiewohl es sich abzeichnete, dass Rom sich zu den pastoralen Veränderungen der vergangenen Jahre äußern würde. Erwartet hatte ich aber eine vorherige Fühlungnahme mit den Realitäten vor Ort und eine bessere Beachtung der vielbeschworenen Synodalität.
Der erste Teil der Instruktion zeichnet mit den vielen Zitaten von Papst Franziskus einen Weg zu einer pastoralen Umkehr zur Evangelisierung und Mission, der im zweiten Teil durch die reine Wiederholung des gegenwärtig gültigen Kirchenrechts eher eine Umkehr zur Klerikalisierung wird. Ich befürchte, dass noch so verbindlich dargestellte Normen nicht greifen, wenn sie zu einem großen Teil von der Realität längst überholt sind. Mit dem Schreiben der Deutschen Bischofskonferenz „Gemeinsam Kirche sein“ haben wir schon vor Jahren eine Antwort auf die Herausforderungen dieser Zeit grundgelegt, in der Getaufte, Gefirmte, Beauftragte, Gesendete und Geweihte in guter Weise zusammenspielen zum Heil der Seelen, dem auch das Kirchenrecht verpflichtet ist.
Was das Priesterbild angeht, ist das Gegenüber zur Gemeinde und die Besonderheit dieses Dienstes zu stark betont angesichts des notwendigen Miteinanders aller, in dem das Weiheamt einen spezifischen Dienst an der Einheit vollzieht. Darin liegt ja die Begründung der Leitung des Weiheamtes, das aber nur zusammen mit den Leitungsdiensten vieler zu leisten ist. Leitung hat eben viele Gesichter (vgl. Gemeinsam Kirche sein).
Unsere neuen Leitungsmodelle in Osnabrück sind ganz im Rahmen des Kirchenrechts nach can. 517,2, auch in den Bezeichnungen der Dienste. Die Instruktion lässt diesen Weg nur als vorübergehende „Notverordnung“ zu. Ich bin der Meinung, dass diese Not bei uns an so manchen Stellen permanent existieren wird.
Ich sehe zur Zeit keinen Änderungsbedarf im Bistum Osnabrück an unserem Kurs einer „Kirche der Beteiligung“, weil das Miteinander der verschiedenen Dienste gut beschrieben ist. Leider ist diese „Instruktion“ eine so starke Bremse der Motivation und Wertschätzung der Dienste von Laien, dass ich große Sorge habe, wie wir unter solchen Bedingungen neue engagierte Christen finden sollen und wie wir unsere pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterhin gut begleiten und fördern können. Wir sind in einer Zeit, in der es notorisch zu wenige Priester gibt, die auch unter den heutigen Bedingungen Pfarrer sein können. Wir sind auf die intensive Mitarbeit aller Getauften und Gefirmten angewiesen. Anders kann es keine Umkehr zur Evangelisierung und Mission geben.
Umso notwendiger erweist sich nun unser „Synodaler Weg“ in Deutschland, auf dem es ja gerade um diese ekklesiologischen Fragen geht, darum, wie eine Kirche der Beteiligung aussehen kann, wie der priesterliche Dienst heute zu verstehen und zu bestehen ist und wie Frauen und Männer gemeinsam Kirche gestalten. Nur dieser synodale Weg kann eine Antwort auf diese römische Herausforderung sein.
Im Bistum Osnabrück werden wir unseren Weg der „Kirche der Beteiligung“ weitergehen und uns den durch die Instruktion aufgeworfenen Fragen und den kirchenrechtlichen Eckpunkten stellen. Dabei versuchen wir, dem „Synodalen Weg“ und der Entwicklung der Gestalt unserer Kirche wach verbunden zu bleiben. Die Bischofskonferenz wird sich noch intensiver mit diesen Fragen befassen müssen, die in den meisten Diözesen schon lange bedacht werden.
Osnabrück, den 22. Juli 2020