Kritik an "Engstirnigkeit nationaler Eigeninteressen"

Päpstliche Akademie: Covid-Impfstoff muss es für alle geben

Veröffentlicht am 22.07.2020 um 17:42 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Der Zugang zu einer soliden Gesundheitsversorgung müsse als universales Menschenrecht effektiv umgesetzt werden, fordert ein Vatikan-Dokument. Denn die Corona-Pandemie habe deutlich gemacht, wie ungerecht die Strukturen in der Welt seien.

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Der Zugang zu solider Gesundheitsversorgung und wichtigen Medikamenten als universales Menschenrecht müssen nach Aussage eines Vatikan-Dokuments effektiver umgesetzt werden. Dies gelte insbesondere für einen möglichen Impfstoff gegen Covid-19, heißt es in einem Text, den die Päpstliche Akademie für das Leben am Mittwoch veröffentlichte. "Einzig zu akzeptierendes Ziel" bei der Entwicklung eines Impfstoffs sei es, dass "ausnahmslos alle Zugang dazu erhalten".

Dabei kritisierte die Akademie die "Engstirnigkeit nationaler Eigeninteressen" und forderte in der Folge der Covid-Pandemie mehr internationale Kooperation. Mit dem achtseitigen Schreiben "Die menschliche Gemeinschaft im Pandemie-Zeitalter" benennt das Gremium Lektionen aus der bisherigen Pandemie und skizziert ethische und politische Forderungen.

Zu den Lektionen gehören demnach Einsicht in die "Zerbrechlichkeit und Endlichkeit" menschlichen Lebens wie auch das "Ende des Traums menschlicher Autonomie". Die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie wichtig und schwierig es sei, das Gemeinwohl öffentlicher Gesundheitsversorgung mit wirtschaftlichen Interessen abzuwägen. Erstere habe vielfach nur aufrecht erhalten werden können durch die "beeindruckende Opferbereitschaft von Ärzten und Pflegekräften".

Pandemie macht Ungerechtigkeit sichtbar

So vielfältig Solidarität auf regionaler Ebene oft sei, so wenig habe man ihr international Beachtung geschenkt, kritisierte die Akademie. Die Pandemie mache noch einmal deutlich, welche ungerechten und unterdrückerischen Strukturen in der Welt herrschten, von Gläubigen als "strukturelle Sünde" gebrandmarkt. Während die Pandemiefolgen manche Staaten und Gesellschaftsgruppen nur gedämpft beeinträchtigen, träfen sie Arme und Ausgegrenzte mit voller Wucht.

Darüber hinaus forderte der vatikanische Think-Tank eine verstärkte Ethik der Risiken. Diese verlange ein breiteres Verständnis von Solidarität wie von Gemeinschaft, das "jeglichen Provinzialismus", jede Unterscheidung zwischen "Insidern" und "Outsidern", verbiete.

Für eine weltweite Solidarität im Gesundheitsbereich kommt der Päpstlichen Akademie zufolge der Weltgesundheitsorganisation WHO eine privilegierte Stellung zu. Nur das gemeinsame Engagement von Regierungen könne "die höchsten erreichbaren Gesundheitsstandards als universales Recht wirksam schützen und fördern". Gleichzeitig warnt der Text davor, alle Hilfe nur von Regierungsbehörden zu erwarten. Konkrete Solidarität verlange den Einsatz und die Umkehr jedes Einzelnen. (KNA)