Diskriminierung habe sie bisher an Berufung gehindert

Frankreich: Frauen bewerben sich auf Priesterämter

Veröffentlicht am 23.07.2020 um 11:33 Uhr – Lesedauer: 

Paris ‐ Sieben Frauen wollen auf Männerposten in der Kirche: Öffentlich haben sie jetzt ihre Bewerbungen abgegeben – und sogar um ein persönliches Gespräch gebeten. Sie sehen ihre Aktion als Weckruf und Dienst an der Kirche.

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In Frankreich haben sich sieben Frauen auf Priesterämter beworben, etwa als Pfarrerin, Bischöfin oder Nuntia. "Unsere Geste ist weder eine gewerkschaftliche Forderung noch eine Erklärung großer Prinzipien, sondern ein heilsamer Akt des Ungehorsams gegenüber der kirchlichen Doktrin", schreibt die Gruppe "Toutes Apotres!" (Alle Apostel!) laut Medienberichten in einer Stellungnahme am Mittwoch. Dass es in verantwortlichen Positionen der Kirche keine Frauen gebe, sei ein "Skandal". "Diese ungeheure Ungerechtigkeit ist kein geringes Problem, sondern es schadet der gesamten Kirche", so die Aktivistinnen.

Ihre Bewerbungsunterlagen inklusive persönlicher Glaubensbekenntnisse übergaben sie den Berichten zufolge dem Apostolischen Nuntius in Frankreich, Celestino Migliore. Zudem baten sie darum, von ihm angehört zu werden. Der Nuntius allein kann Bewerbungsunterlagen an den Papst weiterleiten. Laut den Frauen habe sie nur die Diskriminierung in der Kirche bisher daran gehindert, ihrer Berufung zu folgen: "Wir haben 2000 Jahre gewartet, während Gott weiterhin unermüdlich einige von uns ruft." Angesichts der "Trägheit der Institution, die zögert, die notwendigen strukturellen Veränderungen vorzunehmen", erscheint es den Aktivistinnen dringlich, "Reformen von irgendwoher zu beginnen".

Datum bewusst ausgesucht

Die Frauen haben sich bewusst den Gedenktag der heiligen Maria Magdalena als Datum für ihre Aktion ausgesucht. Die "Apostelin der Apostel" war laut Überlieferung die erste, die den auferstandenen Jesus erkannt hat. Man beanspruche den Platz von Maria Magdalena, erklärte die 73-jährige Theologin Anne Soupa, die die Gruppe ins Leben gerufen und sich im Mai auf den Posten als Erzbischöfin von Lyon beworben hatte. Der Posten ist seit dem Rücktritt von Erzbischof Philippe Barbarin im Zusammenhang mit der Affäre um Missbrauchsfälle durch einen Priester im Bistum vakant.

"Der Platz der Frauen ist nicht so, wie er im Jahr 2020 sein sollte", so Soupa. "Dass die Kirche Frauen weiter unsichtbar macht, ist ein Skandal." In einer Zeit der Gleichberechtigung könne es so nicht weitergehen, in der tiefen Krise der Kirche müssten nun Türen geöffnet werden: "Dies ist keine Geste gegen die Kirche, sondern für sie."

Bei etwa 20 der 92 Diözesen in Frankreich steht in den kommenden zwei Jahren ein Wechsel an der Spitze an. In der katholischen Kirche ist die Weihe von Frauen bisher nicht möglich. Seit Jahrzehnten gibt es aber eine öffentliche Diskussion darüber. Bisher hat auch Papst Franziskus die Weihe von Frauen jedoch stets abgelehnt. (cph)