Frankreich: Mann gesteht Brandstiftung in Kathedrale von Nantes
Eine Woche nach dem Brand der Kathedrale im westfranzösischen Nantes hat ein 39-Jähriger offenbar gestanden, das Feuer gelegt zu haben. Er sitzt seit der Nacht wegen "Zerstörung und Beschädigung durch Feuer" in Untersuchungshaft, wie französische Medien am Sonntag mit Bezug auf Staatsanwalt Pierre Sennès berichteten. Der 39-Jährige ist demnach ein ehrenamtlicher Mitarbeiter der Diözese Nantes. Zu seinen Aufgaben gehörte es, die Kathedrale abzuschließen. Das Motiv des Mannes ist den Berichten zufolge noch unklar. Er sei nicht vorbestraft.
"Er hat vor einem Untersuchungsrichter zugegeben, drei Brände in der Kathedrale gelegt zu haben", sagte Staatsanwalt Sennès der Zeitung "Presse-Ocean". Der Festgenommene räumte den Angaben zufolge ein, an der großen Orgel der Kathedrale, an einer kleinen Orgel und einer elektrischen Schalttafel Feuer verursacht zu haben.
"Mein Mandant hat sich kooperativ gezeigt", sagte der Anwalt Quentin Chabert der Zeitung. Der Verteidiger fügte hinzu: "Er bedauert die Taten sehr, das Geständnis war für ihn eine Befreiung." Sein Mandant sei "von Gewissensbissen geplagt und von dem Ausmaß der Zerstörung sehr mitgenommen". Im Falle einer Verurteilung drohen dem Mann laut Staatsanwaltschaft zehn Jahre Haft und eine Geldstrafe in Höhe von 150.000 Euro.
Der Tatverdächtige war bereits wenige Stunden nach Ausbruch des Brandes festgenommen worden, nachdem die Ermittler eindeutige Hinweise auf Brandstiftung festgestellt hatten, da das Feuer an drei unterschiedlichen Stellen ausgebrochen ist. Nach ersten Vernehmungen war der aus Ruanda stammende Flüchtling zunächst wieder auf freien Fuß gekommen. Die Ermittler wollten mit ihm über Unstimmigkeiten in seinem Tagesablauf sprechen. Diese hätten sich aber aufgelöst, hieß es.
Das Feuer hatte am 18. Juli die historische Orgel über dem Westportal der Kathedrale sowie Teile der Inneneinrichtung und Kunstgegenstände zerstört. Mehr als 100 Feuerwehrleute waren bei den Löscharbeiten im Einsatz. Philippe Charron von der regionalen Kulturbehörde gab jedoch an, dass "die meisten Werke gerettet werden konnten". Eine Schätzung zu den Restaurierungskosten gibt es noch nicht.
Die Kathedrale ist den Aposteln Peter und Paul geweiht. Ihr Bau zog sich über mehrere Jahrhunderte hin und wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts vollendet. Sie ist – ungewöhnlich für französische Kathedralen – im spätgotischen Flamboyant-Stil gehalten. Bereits 1972 vernichtete ein Brand den hölzernen Dachstuhl, die Restaurierung wurde erst 1985 fertiggestellt. Dabei wurden auch die letzten Schäden aus der Bombardierung im Zweiten Weltkrieg repariert. (cbr/KNA)
26.07.2020, um 12.55 Uhr: Ergänzt mit weiteren Details.