Ordenspräfekt Braz de Aviz kritisiert "falsch verstandenen Gehorsam"

Kardinal: "Krankes System von Unterwerfung" in manchen Orden

Veröffentlicht am 27.07.2020 um 12:29 Uhr – Lesedauer: 

Madrid ‐ Ordensleute versprechen ein Leben in Ehelosigkeit, Armut und Gehorsam. Letzteres werde jedoch oft "falsch verstanden", kritisierte der Ordenspräfekt nun. In einigen Gemeinschaften mache er ein "krankes System von Beziehungen der Unterwerfung" aus.

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Der Präfekt der vatikanischen Kongregation für die Ordensleute, Kardinal JoãBraz de Avizhat ein "krankes System von Beziehungen der Unterwerfung und Beherrschung" zwischen den Geschlechtern in manchen Ordensgemeinschaften beklagt. Dieser "falsch verstandene Gehorsam" von Ordensfrauen gegenüber Klerikern nehme dem Ordensleben seinen "Sinn von Freiheit und Freude", sagte der brasilianische Kurienkardinal am Freitag im Interview der Zeitschrift "Somos CONFER", die von der Spanischen Konferenz der Ordensleute herausgegeben wird.  

In bestimmten Fällen sei das Ordensleben zudem von "übermäßig zentralisierter Autorität" geprägt, die "vornehmlich juristische und bestimmende Beziehungen" herstelle, so Braz de Aviz weiter. Diese Missstände seien für die Entwicklung einer "mitfühlenden und liebevollen Haltung des Dialogs und des Vertrauens" hinderlich. Konkrete Ordensgemeinschaften nannte der Kardinal nicht. 

Zudem kritisierte der Ordenspräfekt im Zusammenhang mit der Diskussion um "Burnout" unter Ordensleuten "zu große Strukturen" bestimmter Gemeinschaften in Europa und Amerika. Diese würden aufgrund einer schrumpfenden Zahl von Mitgliedern nur von wenigen Verantwortlichen verwaltet. Dies sei ein "unverhältnismäßiges Gewicht" auf den Schultern einiger weniger, besonders, wenn es sich um junge Ordensmitglieder handele. (rom)