"Er liebte die Verantwortung, aber er liebte nicht die Macht als solche"

Deutscher Jesuiten-Provinzial Johannes Siebner in Berlin beerdigt

Veröffentlicht am 30.07.2020 um 13:31 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ 2017 übernahm er die Jesuiten-Leitung in Deutschland, am 16. Juli starb er mit nur 58 Jahren an einem Gehirntumor: Heute wurde Pater Johannes Siebner beerdigt. Weggefährten würdigten ihn als "Rampensau" und doch bescheidenen und demütigen Menschen.

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Der deutsche Jesuiten-Provinzial Pater Johannes Siebner ist am Donnerstag in seiner Heimatstadt Berlin beerdigt worden. Beim Requiem in der Canisius-Kirche würdigte Vizeprovinzial Pater Jan Roser den Verstorbenen als allseits geschätzten, charismatischen, klugen, engagierten, hingebungsvollen und fröhlichen Menschen, "der sich großzügig mit seinen Gaben und Talenten an die Gemeinschaft verschenkte". Siebner, seit 2017 Leiter der katholischen Ordensgemeinschaft in Deutschland, war am 16. Juli im Alter von 58 Jahren an einem Gehirntumor in einem Berliner Krankenhaus gestorben.

Roser hob hervor: "Unzähligen Menschen war Johannes ein warmherziger, einfühlsamer und unermüdlicher Seelsorger." Siebner sei ein tatkräftiger und sehr zugewandter Oberer seines Ordens gewesen, dessen Rat man suchte, dem viele ihr Vertrauen schenkten und bei dem man sich in guten Händen gewusst habe. Pater Klaus Mertes ergänzte in der Predigt: "Johannes liebte die Verantwortung, aber er liebte nicht die Macht als solche. Er war gerne Provinzial."

"Gesunde Selbstliebe"

Siebner habe eine "gesunde Selbstliebe" ausgestrahlt, so Mertes. "Er war eine Rampensau, wie er sich auch selbst bezeichnete, aber er war kein Platzhirsch." Er sei ein "Berliner durch und durch" gewesen, immer einen Witz parat. Doch gleichzeitig hätten Siebner Bescheidenheit und Demut ausgezeichnet. An dem Gottesdienst, der live via Youtube übertragen wurde, nahmen auch die Jesuitenproviziale Christian Rutishauser (Schweiz) und Bernhard Bürgler (Österreich) teil sowie ein Vertreter der Ordensleitung in Rom.

Siebner stammte aus Berlin, machte dort am Canisius-Kolleg sein Abitur und studierte zunächst Politikwissenschaft und Katholische Religion. Nach einem längeren Aufenthalt in einem Kibbuz in Israel trat er 1983 in den Jesuitenorden ein. Es folgten Studien der Philosophie, der Theologie, eine zweijährige Tätigkeit für den Jesuiten-Flüchtlingsdienst in Malaysia und 1992 die Priesterweihe in Köln. Anschließend arbeitete er mehrere Jahre als Religionslehrer und Jugendseelsorger in Hamburg.

2001 wurde er Rektor des Kollegs Sankt Blasien im Schwarzwald, 2011 wechselte er in gleicher Funktion ans Aloisius-Kolleg in Bonn-Bad Godesberg. Als Provinzial der deutschen Jesuiten hatte Siebner den Auftrag, bis 2021 den Zusammenschluss mit der österreichischen, litauisch-lettischen und schweizerischen Provinz zu koordinieren. (KNA)