Nach umstrittener Wahl: Bischof ruft zu Fürbitten und Gebeten auf

Ipolt: Die Menschen in Belarus verdienen unsere Solidarität

Veröffentlicht am 13.08.2020 um 11:01 Uhr – Lesedauer: 

Görlitz/Minsk ‐ Nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl in Belarus hat der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt zu Solidarität mit den Menschen in dem Land aufgerufen. Zugleich begrüßte er den Vorschlag der Kirche in Belarus für einen friedlichen Dialog.

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Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt hat die Gemeinden seines Bistums dazu aufgerufen, an diesem Sonntag in Fürbitten der Menschen in Belarus zu gedenken. Zugleich solle in den Gottesdiensten für die Regierenden in dem Land um Einsicht und Ehrlichkeit gebetet werden, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Meldung des Bistums Görlitz. Hingewiesen werden solle außerdem auf die Arbeit des katholischen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis. Das Werk unterstütze in dem Land viele Sozial- und Pastoralprojekte, die von einheimischen Partnern aufgebaut worden seien und auch in Zukunft verwirklicht werden sollten.

Die derzeitige Lage in Belarus ähnelt laut der Meldung des Bistums der Situation in der DDR im Jahr 1989, als der Betrug bei den letzten Kommunalwahlen aufgedeckt worden sei. Die Informationen, die derzeit aus Belarus kämen, seien besorgniserregend. Bischof Ipolt, der auch Mitglied der Unterkommission für Mittel- und Osteuropa der Deutschen Bischofskonferenz ist, erklärte weiter, dass er die Einladung der katholischen Bischöfe in Belarus zu einem Runden Tisch unterstütze, damit die aktuellen Konflikte friedlich und wahrheitsgemäß gelöst werden könnten. "Es muss vor allem darum gehen, Blutvergießen zu verhindern. Belarus ist ein Land, das zu Europa gehört. Die Menschen in dieser Diktatur verdienen unsere Solidarität", so Ipolt.

Kirche in Belarus ruft zu Dialog auf

Angesichts der Proteste und der Gewalt nach der jüngsten Präsidentenwahl in Belarus hat die katholische Kirche in dem Land alle Seiten zu einem Dialog "für eine friedliche Lösung der Probleme" aufgerufen. Zuvor war es in Belarus bei Demonstrationen zu wiederholten Gewaltausbrüchen gekommen, vor allem in der Hauptstadt Minsk gab es schwere Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstrierenden. "Wir beten darum, dass sich die Wut und die Proteste legen", sagte der Erzbischof von Minsk, Tadeusz Kondrusiewicz, der italienischen Nachrichtenagentur SIR am Mittwoch.

"Gewalt ist nie der richtige Weg. Nur mit dem Dialog lässt sich die Zukunft aufbauen", zitierte SIR den Erzbischof. Bereits am Dienstag hatte Kondrusiewicz zu Gebeten für eine "friedliche Beilegung" der Konflikte aufgerufen. Bisher sollen mehr als 5.000 Menschen nach Protesten festgenommen worden sein, nachdem die Opposition das Ergebnis der Präsidentenwahl offiziell angefochten hat. Amtsinhaber Alexander Lukaschenko, der bereits seit 26 Jahren im Amt ist, drohte mehrfach mit dem Einsatz von Militär.

Erzbischof beklagt Internetzensur

Mit Blick auf die Zusammenstöße zwischen Anhängern der Opposition und Sicherheitskräften in vielen Teilen des Landes sprach Kondrusiewicz von einer "schwerwiegenden, komplizierten Lage". Hinzu komme, dass die Internetverbindungen seit zwei Tagen nicht funktionierten; "wir sind blind", so der Erzbischof. "Die Hauptportale sind nicht mehr zugänglich, so dass wir wirklich sehr wenig darüber wissen, was passiert."

Laut dem offiziellen Wahlergebnis hat Amtsinhaber Lukaschenko den Urnengang vom Wochenende mit über 80 Prozent der Stimmen gewonnen. Die Oppositionskandidatin Swetlana Tichanowskaja erhielt demnach 10 Prozent. Tichanowskaja erklärte sich am Montag mit Verweis auf Erhebungen eigener Wahlbeobachter ebenfalls zur Wahlsiegerin. Die staatliche Wahlkommission habe das offizielle Ergebnis gefälscht, sagte sie. Mittlerweile hat die 37-jährige Tichanowskaja das Land verlassen und befindet sich laut eigenen Angaben in Litauen. (stz)