Amtsgericht Bamberg drohte "empfindliche Freiheitsstrafe" an

Äbtissin Thürmer: Würde Gefängnisaufenthalt für Kirchenasyl hinnehmen

Veröffentlicht am 26.08.2020 um 16:43 Uhr – Lesedauer: 

Osnabrück/Kirchschletten ‐ Äbtissin Mechthild Thürmer wurde eine "empfindliche Freiheitsstrafe" angedroht, weil sie Kirchenasyl gewährt. Wenn sie tatsächlich ins Gefängnis müsste, hätte sie dabei in jedem Fall "ein gutes Gewissen", betont die Ordensfrau.

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Die fränkische Ordensfrau Mechthild Thürmer würde für die von ihr gewährten Kirchenasyle notfalls auch ins Gefängnis gehen. "Ich könnte nicht stolz darauf sein, sondern ich müsste es dann einfach hinnehmen", sagte die Äbtissin der Benediktinerinnenabtei Maria Frieden in Kirchschletten den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse (Sonntag). "Aber ich hätte ein gutes Gewissen, weil ich mich für das, was ich für richtig halte, eingesetzt habe."

Die 62-Jährige war zu einer Geldstrafe verurteilt worden, weil sie einer Eritreerin Kirchenasyl gewährt hatte. Nachdem sie die Zahlung verweigerte, drohte ihr das Amtsgericht Bamberg eine "empfindliche Freiheitsstrafe" an und legte ihr nahe, ihr Verhalten zu überdenken. Die Ordensfrau bestritt den Vorwurf rechtswidrigen Handelns und berief sich auf ihr Gewissen.

Thürmer bekräftigte im Interview ihre Absicht, sich nicht "freikaufen" zu wollen und auch an einem aktuell gewährten Kirchenasyl für eine Kurdin festzuhalten. "Ich mache nicht vorsätzlich etwas, was dem Verfahren schaden könnte, aber ich kann doch diejenige, die jetzt noch bei uns ist, nicht einfach wegschicken und schutzlos lassen." Ein solcher Schritt widerspreche ihrer Grundüberzeugung.

"Das Kirchenasyl ist eine Tradition, die es schon seit der Antike gibt"

Die Äbtissin beklagte den ihrer Ansicht nach mangelnden Respekt vor dem Kirchenasyl. "Das Kirchenasyl ist eine Tradition, die es schon seit der Antike gibt", betonte sie. "Es geht ja in jedem Fall um einen Menschen, der in seinem Land keine Perspektive mehr hatte und viele Verletzungen erlitten hat. Dass man dem nicht mehr helfen soll, finde ich schlichtweg Wahnsinn." Sie äußerte die Hoffnung, dass ihr Verfahren zu einer erneuten Aufwertung des Kirchenasyls beitragen könne.

Das deutsche Asylsystem nannte die Ordensfrau teilweise "unmenschlich". "Da werden die Leute nachts um drei aus den Betten geholt, um abgeschoben zu werden, das kann ich echt nicht nachvollziehen", sagte sie und fügte hinzu: "Die Schicksale der Menschen betreffen mich schon sehr - sonst würde ich das alles nicht machen."

Beim sogenannten Kirchenasyl nehmen Gemeinden oder Ordensgemeinschaften vorübergehend Asylbewerber auf, um eine Abschiebung abzuwenden, weil diese für den Flüchtling eine Bedrohung an Leib und Leben darstellt. Die Praxis zwischen Behörden und Kirchen ist zunehmend umstritten. (KNA)