Schauspieler hat bewegte religiöse Biographie

Gerard Depardieu jetzt orthodox – Taufe oder Wiedertaufe?

Veröffentlicht am 07.09.2020 um 12:27 Uhr – Lesedauer: 

Paris ‐ Schon seit Jahren zeigt Schauspieler Gerard Depardieu Nähe zu Putins Russland – nun nähert er sich auch religiös an: Am Freitag wurde er in Paris vom russisch-orthodoxen Erzbischof in der Kathedrale getauft. Das wirft Fragen auf.

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Der französische Schauspieler Gerard Depardieu ist zur Orthodoxie konvertiert. Wie die russische Nachrichtenagentur “RIA Novosti” am Wochenende berichtete, sei Depardieu am Freitagnachmittag in der Pariser Alexander-Newski-Kathedrale getauft worden. Es ist nicht bekannt, ob Depardieu bereits in der katholischen Kirche getauft war und es sich damit um eine Wiedertaufe oder eine bedingungsweise Taufe aufgrund von Zweifeln an der Gültigkeit gehandelt hat.

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Gegenüber "RIA Novosti" bestätigte eine ungenannte Quelle nur, dass eine Taufe stattgefunden habe. Auf Twitter wurde ein Foto veröffentlicht, das den Schauspieler mit Erzbischof Jean Renneteau, dem Exarchen der orthodoxen Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa, an einem Taufbecken in der Kathedrale zeigen. Auch der Journalist Dmitri Smirnow zeigte ein Foto von der Zeremonie und zitierte Depardieu mit den Worten "Ich liebe den orthodoxen Gottesdienst".

Christ, Muslim, Hindu, Buddhist – jetzt russisch und orthodox

Gerard Depardieu ist seit 2013 russischer Staatsbürger, nachdem ihm Präsident Wladimir Putin ein Jahr zuvor die Staatsbürgerschaft angeboten hatte. Depardieu war nach Belgien gezogen, um der französischen Reichensteuer zu entgehen und kündigte an, seine französische Staatsbürgerschaft zurückzugeben. Medien berichten über ein bewegtes religiöses Leben: Ursprünglich Christ, soll der 1948 Geborene in den 1960er Jahren zum Islam sowie später zum Hinduismus und Buddhismus konvertiert sein. In den letzten Jahren näherte er sich dem Christentum wieder an und trat auch mit Lesungen aus den Bekenntnissen des Augustinus auf.

Die Hauchung des Heiligen Geistes
Bild: ©Anonymus - Paterm (2008-12-07), Gemeinfrei (Archivbild)

Die Hauchung des Heiligen Geistes war ursprünglich ein Altarbild in der Kirche Saint-Marcellin im französischen Boulbon. Heute hängt das Gemälde im Louvre. Das Kunstwerk basiert auf der westlichen Version des Glaubensbekenntnisses, in der der Heilige Geist aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht.

Grundsätzlich erkennen die römisch-katholische und die orthodoxen Kirchen ihre Taufen wechselseitig an, es gibt allerdings in der Orthodoxie je nach Kirche und Region unterschiedliche Positionen. "Die Frage der Wiedertaufe ist ein heikles, aber selten offen angesprochenes Problem im ökumenischen Dialog zwischen katholischer und orthodoxer Kirche", erläutert der Sprecher der Wiener Stiftung “PRO ORIENTE”, Erich Leitenberger, in einer Pressemitteilung.

Filioque trennt Kirchen noch immer

Wo die Taufe anerkannt wird, ist es üblich, dass übertrittswillige Christen anderer Konfession lediglich ihren Glauben bekennen mit dem Credo ohne den Filioque-Zusatz. Dieser Zusatz zum Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel (Großes Glaubensbekenntnis) über den Hervorgang des Heiligen Geistes auch aus dem Sohn, nicht nur aus dem Vater, führte 1054 zum "morgenländischen Schisma" zwischen lateinischer und orthodoxer Kirche. Auch heute noch trennt das Filioque trotz verschiedener Annäherungen westliche und östliche Kirchen.

Anders als die römisch-katholische Kirche, in der die Taufe mit der Formel "Ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes" gespendet wird, verwenden die orthodoxen Kirchen eine Taufformel in der dritten Person: "[Name], sei getauft …". Dennoch erkennt die römisch-katholisch Kirche orthodoxe Kirchen an. In Deutschland gehört die Kommission der Orthodoxen Kirche wie die katholische Kirche zu den Unterzeichnern der Magdeburger Tauferklärung, mit der elf Kirchen ihre Taufen wechselseitig anerkennen. (fxn)