Entdeckungsreisen vom Sofa aus

Auch Kirchen dabei: Digitaler Tag des offenen Denkmals ist Experiment

Veröffentlicht am 13.09.2020 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Denkmäler digital entdecken lautet diesmal das ungeschriebene Motto beim bundesweiten Tag des offenen Denkmals. Dahinter steckte einiges an Vorbereitung. Thematisch wollen die Veranstalter deutlich machen, dass Denkmäler einen Beitrag zur Zukunft leisten.

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Es ist ein riesiges Experiment: Der Tag des offenen Denkmals, Deutschlands großes bundesweites Kulturevent, findet in diesem Jahr vor allem im Internet statt. Denkmäler digital entdecken, heißt die Losung. In Corona-Zeiten kommen Parks, Schlösser, Industrieanlagen und Kirchen direkt nach Hause. Entdeckungsreise vom Sofa aus.

Von großer Resonanz und viel Begeisterung für die neuen digitalen Formate sprach im Vorfeld die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Mehr als 1.00 Fotoreihen, virtuelle Führungen durch Kirchen, Fabriken und Schlösser, 3D-Rundgänge, Videos oder Podcasts seien produziert und eingestellt worden, sagte die Teamleiterin des Denkmalschutztages, Sarah Wiechers. Die Beiträge sind an diesem Sonntag über die Internetseite tag-des-offenen-denkmals.de anwählbar.

Bereits im Frühjahr hatte die Denkmalschutz-Stiftung Städte und Gemeinden, Vereine und private Denkmalbesitzer aufgerufen, ihre Denkmäler wegen Corona im Internet zu präsentieren. Über den Veranstaltungskalender werden Besucher der Internetseite zu den jeweiligen Denkmälern geleitet. Die Stiftung selber will Höhepunkte präsentieren. Eine digitale Karte und Suchmasken helfen, bundesweit nach interessanten Beiträgen Ausschau zu halten. Steffen Skudelny, Vorstand der Stiftung, spricht von einer großen Chance für den Denkmalschutz. Von den neuen Darstellungsformaten profitierten alle Bundesbürger, die "aus dem Sofa heraus" an ganz vielen Orten präsent sein könnten. Der Denkmalschutz könne auf diesem Weg viele neue Freunde finden.

Gotteshäuser präsentieren sich digital

Mancherorts hat der digitale Denkmaltag viele Aktivitäten ausgelöst. Wie in Pforzheim, wo die evangelische Schlosskirche Sankt Michael mit Innenraum, Glockenturm und Fürstengruft sowie die Außenfassade digital vermessen und gefilmt wurden. Jedes Detail wird sichtbar: die Wasserspeier an der Außenfassade, die Fürstengräber oder Figuren, die im Dunkeln des Kirchenraums liegen.

Seitenansicht des Speyerer Doms.
Bild: ©KNA

Auch der Dom zu Speyer präsentiert sich beim Tag des offenen Denkmals digital.

Auch der Speyerer Dom präsentiert sich multimedial: auf der Homepage des Tages des offenen Denkmals, aber auch auf der eigenen Internetseite und vor Ort auf einer großen Leinwand im nördlichen Querhaus. In einer Reihe von Filmen zeigen Domsakristan Markus Belz und Messdiener Marco Schutzius die Sakristei, Domkapitular Karl-Ludwig Hundemer präsentiert den Codex Aureus, eine der prächtigsten Bücher der Welt, und Dombaumeisterin Hedwig Drabik zeigt spektakuläre Einblicke vom Dach der Vierungskuppel, die gerade umfangreich saniert wird.

Reale Führungen finden trotzdem statt

Viele Veranstalter wollen allerdings nicht ganz auf reale Führungen verzichten. In Quedlinburg etwa sollen die Museen regulär geöffnet sein. Auch einige Führungen sollen angeboten werden – allerdings mit Voranmeldung und begrenzter Personenzahl. Auf dem Marktplatz wird es einen Infostand der Welterbestadt geben.

Thematisch wollen die Denkmalschützer den Blick am diesjährigen Aktionstag in die Zukunft richten und Denkmäler als Chance und Innovationsmotor beschreiben. "Chance Denkmal: Erinnern. Erhalten. Neu denken" lautet das Motto. Ein Denkmal dokumentiere Geschichte, erzähle Geschichten und schaffe Vertrautheit, heißt es. Doch viele der Denkmäler leisteten auch einen Zukunftsbeitrag für Klimaschutz, den Erhalt von handwerklichem Können und für Nachhaltigkeit.

Handwerker und Restauratoren im Einsatz

"Bei Denkmalen geht Reparatur vor Ersatz. Ob bei Fußböden, Fenstern, Farbfassungen – so gut wie in allen Bereichen kommen Handwerker und Restauratoren zum Einsatz", betont die Denkmalschutzstiftung. Viele der dazu notwendigen handwerklichen Techniken gehörten inzwischen zum immateriellen Kulturerbe: etwa Vergoldetechniken der Kirchenmalerei, Herstellung und Anwendung von traditionellem Kalkmörtel, Reetdachdecker-Handwerk, das Bauhüttenwesen oder der Orgelbau.

Einen besonderen Wert haben historische Gärten und Grünflächen für das Klima in vielen Städten. Denn sie sorgen für die Zirkulation von Frischluft und bieten Lebensraum für Tiere und Pflanzen. "Ob eine gotische Kirche, ein Fachwerkhof oder ein Backsteinhaus – ihnen allen ist gemein, dass durch die Verwendung natürlicher und regionaler Rohstoffe beim Bau Energie und Emissionen eingespart wurden."

Von Christoph Arens (KNA)

Tag des offenen Denkmals

Weitere Informationen gibt es auf der Homepage der Denkmal-Stiftung zum Tag des offenen Denkmals.