Pro Abtreibung? Bischof Oster kritisiert KDFB-Präsidentin Flachsbarth
Der Passauer Bischof Stefan Oster hat die Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB), Maria Flachsbarth, kritisiert. In einem am Donnerstag auf seiner Internetseite veröffentlichten Beitrag rügte Oster das Engagement der Staatssekretärin im Entwicklungsministerium für die internationale Initiative "She decides" ("Sie entscheidet"). Dies sei nach seinem Dafürhalten "unvereinbar mit den herausgehobenen Positionen, die Maria Flachsbarth in der katholischen Kirche in Deutschland einnimmt".
"She decides" trete für ein Recht auf Abtreibung bis zur Geburt ein, fügte der Bischof hinzu. Mit ihrem "undifferenzierten Plädoyer" für "sexuelle und reproduktive Rechte" im Kontext der Initiative erweise Flachsbarth dem Anliegen des Lebensschutzes einen "Bärendienst". Wegen der engen Verbindung zur internationalen Stiftung "Planned Parenthood", die allein in den USA 2018 mehr als 330.000 Abtreibungen durchgeführt habe, verkehre sich ein Engagement für "She decides" "trotz aller guten Absichten zum Lobbyismus für einen der größten Anbieter von Abtreibung weltweit".
Bereits im Juni hatte Flachsbarth dazu erklärt, sie setze sich nachdrücklich für das Recht jeder Frau ein, "selbst zu entscheiden, ob, wann, mit wem und wie vielen Kindern sie das Leben schenken möchte. Dieses Engagement gleichzusetzen mit einem Engagement für Abtreibungen als Mittel der Verhütung ist so falsch wie absurd."
Vorbehalte nicht ausgeräumt
Oster schreibt, er sei wegen seiner Bedenken mit Flachsbarth in ein intensives Gespräch eingetreten, wofür er sehr dankbar sei. Sie habe aber seine Vorbehalte nicht ausräumen können, auch nicht durch das an sich glaubhafte Bekenntnis, sie sei eine erklärte Gegnerin von Abtreibungen. "Die Dokumente von 'She decides' sagen etwas anderes." Die Bewegung propagiere ein Manifest, "das offen und ohne Einschränkung vom Recht auf sichere Abtreibung spricht". Weil Flachsbarth auf der Internetseite der Bewegung als "praktizierende Katholikin" auftrete, vermittle sie den Eindruck, herausragende Vertreter ihrer Kirche trügen diese Position mit.
Das christliche Zeugnis für den Lebensschutz sollte "klar und unzweideutig" sein, so der Bischof. Daher stelle er "die Rolle der Politikerin und Katholikin Dr. Maria Flachsbarth CDU)" in dieser Hinsicht zur Diskussion. Die Politikerin hatte im Juni dazu festgestellt, Wegschauen sei für sie keine Option. Daher setze sie sich gerade als katholische Christin für die Rechte von Frauen und damit für verantwortete Elternschaft ein.
Der Bischof erinnerte an den Streit zwischen Bischöfen und Katholiken um die Schwangerenkonfliktberatung und die Gründung des Vereins "Donum Vitae" vor 20 Jahren. Dort hätten sich die Wogen inzwischen geglättet. Aus seiner Sicht sei aber die Mitwirkung bei "Donum Vitae" "ungleich harmloser als ein Auftritt als internationaler Champion von 'She decides'". Oster äußerte sich im Blick auf den "Marsch für das Leben" am Samstag in Berlin. Er teile "mit voller Überzeugung" dessen Anliegen, das Leben vom Moment der Empfängnis bis zum letzten Atemzug zu schützen. (KNA)