"Deutsche Nationalkirche" werde nicht kommen

Bätzing zu Woelkis Sorgen: Keine Angst um Einheit der Kirche

Veröffentlicht am 18.09.2020 um 09:10 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Kardinal Rainer Maria Woelki sorgt sich, dass durch Kirchenreformen eine "deutsche Nationalkirche" entstehen könnte. Darauf antwortet jetzt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Bischof Georg Bätzing spricht zudem über "eine der wichtigsten Personalentscheidungen der Kirche in Deutschland für die nächsten Jahre".

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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Limburgs Bischof Georg Bätzing, teilt nicht die Sorge des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki vor dem Entstehen einer deutschen Nationalkirche. "Die katholische Kirche ist Universalkirche, die wiederum aus Teilkirchen besteht. Die Kirche in Deutschland ist Teil der Universalkirche und daran wird sich nichts ändern", sagte er im Interview des "Bonner General-Anzeiger" (Freitag).

Woelki hatte im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA, Donnerstag) davor gewarnt, dass der Reformdialog Synodaler Weg in eine "deutsche Nationalkirche" führen könnte. "Das schlimmste Ergebnis wäre es, wenn der Synodale Weg in die Spaltung hineinführt und damit aus der Kirche, aus der Communio mit der Gesamtkirche heraus. Das wäre am schlimmsten, wenn hier so etwas wie eine deutsche Nationalkirche entstehen würde."

Eine der wichtigsten Personalentscheidungen der Kirche in Deutschland

Zur Suche einer neuen Leitung des Sekretariats der DBK sagte Bätzing, er habe bei der Vollversammlung der Bischöfe im März in Mainz um die Bildung einer Findungskommission gebeten. Denn der gegenwärtige Sekretär, Pater Hans Langendörfer, sei vor mehr als 20 Jahren in sein Amt gewählt worden. "Heute leben wir in anderen Zeiten", unterstrich der Bischof. "Und uns allen ist klar: Diese Stelle des Sekretärs oder der Sekretärin ist eine der wichtigsten Personalentscheidungen der Kirche in Deutschland für die nächsten Jahre."

Ein Umzug des in Bonn ansässigen Sekretariats der Deutschen Bischofskonferenz sei aus seiner Sicht "überhaupt kein Thema", hob Bätzing hervor. "Es gibt vielmehr gute Gründe für Bonn: Für viele Bischöfe ist es besser erreichbar als Berlin. Es liegt dichter im Zentrum unseres Landes. Es ist etabliert, wir haben eine große Immobilie hier - ich sehe keinen Grund, diese Frage jetzt zu diskutieren."

Bild: ©KNA

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat Angst davor, dass durch Kirchenreformen eine "deutsche Nationalkirche" entstehen könnte.

Trotz Kirchensteuereinbrüchen durch die Corona-Pandemie will Bätzing keine Verzögerung bei den Anerkennungsleistungen für Missbrauchsopfer. "Ich möchte, dass wir das nicht weiter aufschieben", sagte er. "Und ich habe das gute Gefühl, dass wir das Versprechen, offene Verfahrensfragen bis zum Herbst zu klären, einhalten und wir bis Ende des Jahres ein System haben, so dass die Betroffenen die Anerkennungszahlungen auch bekommen können."

Die Bischöfe hätten das System der Anerkennungsleistungen für Opfer sexualisierter Gewalt im Raum der katholischen Kirche weiterentwickelt und dafür Grundsätze beschlossen, unterstrich Bätzing. "Wir wollen ein einheitliches System, eine unabhängige Festlegung der Leistungshöhe und dass alle Geschädigten einen Zugang dazu haben." Die Frage der Finanzierung dieses Systems sei sekundär: In seinem Bistum Limburg würden die Anerkennungszahlungen nicht aus der Kirchensteuer finanziert. "Aber nicht jedes Bistum hat diese Möglichkeit. Und man muss letztlich ja auch sagen: Alles Geld, das eine Diözese hat, gehört den Gläubigen einer Diözese."

"Da dachten wir, dass wir noch zehn Jahre Zeit haben..."

Weiter sagte Bätzing, die Bischofskonferenz habe bereits vor Corona mit zurückgehenden Kirchensteuereinnahmen gerechnet. "Aber da dachten wir, dass wir noch zehn Jahre Zeit haben", so der Bischof. "Für etliche Bistümer werden die Steuereinbrüche jetzt und im kommenden Jahr sehr bedeutsam sein." In seinem eigenen Bistum Limburg rechne man mit einem Minus von drei Prozent, in anderen Bistümern seien die Werte teils "erheblich schlechter" und lägen im oberen einstelligen Bereich.

Damit stünden nun "schwerwiegende Entscheidungen" an: "Wofür geben wir das Geld, das uns zur Verfügung steht, aus? Was sind die Ressourcen, mit denen wir wirksam der Verkündigung des Evangeliums und der Katechese dienen können? Wie viele Immobilien können wir uns künftig leisten und was ist pastoral sinnvoll?" Das betreffe vor allem Gemeindehäuser und auch Kirchen. "Da lässt sich manches machen", sagte Bätzing und verwies auf die kürzliche Umwandlung einer Frankfurter Kirche in eine Kita. "Aber wir werden auch vor der Frage stehen, ob es nicht besser ist, Kirchen abzureißen und das Grundstück neu zu verwenden." (tmg/KNA)