Abteikirche in Tholey feiert Wiedereröffnung mit Richter-Fenstern
Nach zweijähriger Schließung hat die saarländische Abteikirche Tholey am Samstagabend ihre Wiedereröffnung mit der feierlichen Weihe der neuen Orgel anberaumt. Rechtzeitig zur Feier sind drei vom Künstler Gerhard Richter geschaffene Fenster komplett eingebaut worden. Sie sind 9,3 Meter mal 1,95 Meter groß. Von den anderen 34 Fenstern, die die afghanische Künstlerin Mahbuba Maqsoodi gestaltete, fehlen nur noch die Fenster im Südteil.
Richters Fenster zeigen abstrakte, orientalisch wirkende Motive in rot, blau und gelb. Sie basieren auf seinem Buch "Patterns". Als Vorlage gilt das Bild mit der Nummer 724-4, das der Künstler mehrfach digital teilte und spiegelte. Gefertigt wurden sie in den Münchner Glaswerkstätten Gustav van Treeck. Die kleineren Fenster der Künstlerin Maqsoodi zeigen in bunten Farben Szenen aus dem Alten und Neuen Testament sowie historische Figuren.
Sein letztes großes Werk?
Richter stiftete dem Kloster die Chorfenster. Nach Angaben der Abtei hat der Künstler Tholey bislang nicht besucht und sein Werk nur auf Fotografien gesehen. Der 88-Jährige bezeichnete die Kirchenfenster laut Medienberichten jüngst als sein letztes großes Werk. Er könne sich nicht vorstellen, weitere große Malereien zu machen.
Für Abt Mauritius Choriol bietet die Kunst Chancen, mit Menschen ins Gespräch zu kommen – in einer Zeit, in der Kirche an Bedeutung verliere. "Wir hoffen, dass wir vielen Menschen unseren Glauben zeigen können und dass sie nachdenken in einer Welt, in der sie immer schneller gehen", erklärte er.
Vor rund zehn Jahren war der Konvent nach Abteiangaben "in einer spirituellen, personellen und wirtschaftlichen Krise". Undichte Fenster, klammes Mauerwerk und ein verwilderter Garten hätten das Bild geprägt. Dank der Stifterfamilie Meiser habe die wirtschaftliche Krise überwunden und der Klostergarten neu gestaltet, der Kirchturm renoviert und die Abteikirche von Grund auf saniert werden können.
Die Feierlichkeiten zur Wiedereröffnung dauern bis zum 8. Oktober. Dazu gehört unter anderem ein Pontifikalamt mit dem Trierer Bischof Stephan Ackermann am 26. September. Viele Veranstaltungen werden auch im Livestream auf der Internetseite der Abtei übertragen. Die Klosteranlage soll ab dem 2. Oktober wieder für Besucher geöffnet sein.
In Tholey leben der Gemeinschaft zufolge zurzeit zwölf Mönche aus fünf Nationen. Die Benediktinerabtei gilt als ältestes urkundlich erwähntes Kloster Deutschlands. Es wurde demnach erstmals 634 nach Christus genannt. (mal/epd/KNA)