Kardinal Koch warnt vor deutschem Alleingang bei Mahlgemeinschaft
Der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, hat die deutschen Bischöfe nach dem Brief der Glaubenskongregation vor Alleingängen in der Abendmahlsfrage gewarnt. "Wenn die deutschen Bischöfe ein solches Schreiben der Glaubenskongregation weniger hoch bewerten würden als ein Dokument einer Ökumenischen Arbeitsgruppe, dann würde in der Hierarchie der Kriterien bei den Bischöfen etwas nicht mehr stimmen", sagte Koch in einem am Dienstag vorab veröffentlichten Gespräch mit der "Herder Korrespondenz" (Oktober-Ausgabe). Nach dieser Wortmeldung könnten die Bischöfe "nicht einfach zur Tagesordnung übergehen".
Das Schreiben der Glaubenskongregation sei eine "sehr ernste sachliche Auseinandersetzung" mit dem Text "Gemeinsam am Tisch des Herrn" des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen (ÖAK) in Deutschland, so Koch weiter. Es signalisiere "eindeutig", dass in dem Ökumene-Papier Fragen berührt seien, "die nicht einfach die Kirche in einem Land für sich entscheiden kann". Zudem stelle der Text ökumenisch strittige Fragen als gelöst oder zumindest nicht mehr kirchentrennend dar, was aber nicht zutreffe. Koch, der nach eigenen Angaben in die vatikanische Prüfung des ÖAK-Dokuments eingebunden war, habe den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, schon frühzeitig auf Defizite in dem Papier hingewiesen. "Es scheint ihn nicht überzeugt zu haben", so Koch.
Am Wochenende war eine theologisch begründete Absage des Vatikan an gegenseitige Eucharistie-/Abendmahls-Einladungen von Katholiken und Protestanten bekannt geworden. Die Unterschiede im Eucharistie- und Amtsverständnis seien "noch so gewichtig", dass sie eine Teilnahme katholischer und evangelischer Christen an der Feier der je anderen Konfession derzeit ausschlössen. Auch für eine "individuelle Gewissensentscheidung" gebe es keine Grundlage, heißt es in einem Schreiben der Glaubenskongregation an den DBK-Vorsitzenden Bätzing.
Die oberste katholische Glaubensbehörde äußert damit ihre Einwände gegen das gemeinsame Votum des ÖAK zur wechselseitigen Teilnahme an Abendmahl und Eucharistie. Deren Text vom vergangenen September, den auch Bätzing mitverantwortete, sollte zur Überwindung einer langjährigen Blockade beitragen. Bätzing hatte unlängst angekündigt, dieses Modell werde auch beim Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) in Frankfurt im kommenden Jahr Anwendung finden.
Bewusstes "Eingreifen" vor der Herbstvollversammlung
Aus diesem Anlass wollte die Glaubenskongregation noch vor der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz mitteilen, dass eine gegenseitige Einladung nicht zu verantworten sei, betonte Koch. Er hoffe, dass kein deutscher Bischof trotz der Bedenken des Vatikans beim Ökumenischen Kirchentag eine solche Einladung ausspreche: "Ich hoffe, dass es nicht nur aus kirchenpolitischen Gründen nicht vorstellbar ist, sondern auch deshalb, weil die Bischöfe die vorgebrachten theologischen Bedenken ernsthaft erwägen und zur Überzeugung kommen, dass ein solcher Schritt in der heutigen ökumenischen Situation nicht möglich ist", so Koch.
Im Nachgang des Schreibens der Glaubenskongregation hatte die katholische Theologin Dorothea Sattler betont, sie vermisse Wertschätzung für das Anliegen und Anerkennung der theologischen Arbeit seitens des Vatikans. Gleichzeitig sei sie dankbar für die "große Rezeption" des Papiers "Gemeinsam am Tisch des Herrn", zu dessen Autorenteam sie gehört. Am Montag hatte bereits der Augsburger Bischof Bertram Meier vor dem Hintergrund der Absage des Vatikan an gegenseitige Eucharistie-/Abendmahls-Einladungen von Katholiken und Protestanten zwei Wünsche geäußert. Dies seien "zum einen die pastorale Klugheit der Seelsorger mit Ausnahmen umzugehen, zum anderen eine weitere vertiefte theologische Klärung vor allem des Eucharistie- beziehungsweise Abendmahlsverständnisses und des Weihepriestertums", so Meier. (mal)