Früherer Fuldaer Oberhirte traf den Pontifex

Altbischof Algermissen: Papst besorgt wegen Kirche in Deutschland

Veröffentlicht am 08.10.2020 um 19:14 Uhr – Lesedauer: 

Fulda ‐ Sein Brief sei kaum beachtet worden: Laut dem Fuldaer Altbischof Heinz-Josef Algermissen macht sich Papst Franziskus große Sorgen um die Kirche in Deutschland. Der Pontifex habe ihm das persönlich gesagt – und ihm einen "Auftrag" mitgegeben.

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Papst Franziskus ist nach den Worten des Fuldaer Altbischofs Heinz Josef Algermissen (77) "in dramatischer Sorge" über die Entwicklung der katholischen Kirche in Deutschland. Dies berichtet die "Fuldaer Zeitung" (Onlineausgabe Donnerstag) nach einer Begegnung des Altbischofs mit dem Papst im Vatikan am Rande der dieswöchigen Generalaudienz.

Franziskus habe ihm gesagt, dass sein "Brief an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland" kaum zur Kenntnis genommen worden sei, berichtete Algermissen der Zeitung. In diesem Brief hatte der Papst 2019 davor gewarnt, sich in der kirchlichen Reformdebatte in Deutschland auf strukturelle und kirchenpolitische Themen zu konzentrieren und darum geworben, stattdessen den Verlust des Glaubens und die erneute Verkündigung des Evangeliums ins Zentrum der Debatte zu stellen. "Sorgen Sie dafür, dass der Brief in Erinnerung kommt!", habe ihn der Papst aufgefordert, so Algermissen. Zuletzt hatte auch Kurienkardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, erklärt, dass der Papst in persönlichen Gesprächen seine Sorge über die Kirche in Deutschland geäußert habe und dabei auf dessen Brief hingewiesen.

Papst habe vor "Eigenbrötelei" gewarnt

Auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erklärte Algermissen am Freitag, der Papst warne die deutsche Kirche vor Selbstbezogenheit und fordere von ihr vorrangig die Verkündung des Evangeliums. Franziskus habe ihm gesagt, er habe in seinem Brief mehrfach an den "Sensus Ecclesiae" (Glaubenssinn der Kirche) erinnert, der von "Eigenbrötelei" und ideologischen Tendenzen befreien sollte, um die "Gemeinschaft mit dem Volk Gottes" nicht zu verlieren. Außerdem, so Algermissen weiter, habe der Papst gemahnt, wenn man sich nicht verbindlich auf den "Primat der Evangelisierung und Missionierung" einige, bleibe der Reformdialog des Synodalen Weges bestenfalls ein Kurieren an Symptomen, ohne eine Therapie zu finden.

Algermissen leitete von 2001 bis zu seinem altersbedingten Rücktritt 2018 das Bistum Fulda. Sein Nachfolger wurde Michael Gerber. (mal/KNA)

9.10., 13:25 Uhr: Ergänzt um weitere Aussagen Algermissens.