Klimaforscher: Kirche spielt "herausragende Rolle" bei Umweltschutz
Der Klimaforscher Ottmar Edenhofer hat die große Bedeutung der katholischen Kirche im Kampf gegen die globale Klima- und Umweltkrise hervorgehoben. Die Umweltprobleme könnten nicht durch nationale Alleingänge gelöst werden, stattdessen seien verbindliche internationale Abkommen nötig, die auf einem "wirksamen Konzept von Weltgemeinwohl" gründen, schreibt der Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung in einem Gastbeitrag für die "Herder Korrespondenz". In dieser Situation könnten "die christlichen Kirchen, vor allem die katholische Kirche, als Global Player eine herausragende Rolle in der entstehenden globalen Zivilgesellschaft spielen", findet Edenhofer. So müsse die Kirche beispielsweise bei umweltpolitischen Konflikten in Brasilien oder Polen vermitteln.
Edenhofer fordert einen politischen Rahmen für Weltwirtschaft und Weltgemeinschaft, um zu einer "sozial-ökologischen Marktwirtschaft" zu gelangen. Die Pläne der EU-Kommission, Europa bis 2050 treibhausgasneutral zu machen, würdigt er als ehrgeiziges Ziel.
Die 64-seitige "Herder Korrespondenz"-Sonderausgabe "Verlorenes Paradies" will ausleuchten, welchen Beitrag Religionen, Kirchen und Theologie für Klima- und Umweltschutz leisten können. So spricht sich die Grazer Theologin Gunda Werner für eine neue christliche Schöpfungslehre aus. Die Kasseler Theologin Ilse Müllner argumentiert, die biblischen Schöpfungserzählungen forderten einen achtsamen Umgang mit der Natur und dürften keineswegs auf das Schlagwort "Macht Euch die Erde untertan" reduziert werden.
In einem Beitrag stellen Matthias Kiefer und Benedikt Schalk kirchliche Praxis-Initiativen für Umwelt- und Klimaschutz vor. Die muslimische Theologin Asmaa el Maaroufi zeigt Perspektiven einer islamischen Umweltethik auf, die Jonathan Schorsch um den jüdischen Blick auf Umweltfragen ergänzt. (rom/KNA)