Messerattacke in Basilika in Nizza – inzwischen vier Tote
Bei einer Messerattacke in der Basilika Notre-Dame in Nizza sind am Donnerstagmorgen drei Menschen getötet worden, zwei Frauen sowie der Küster der Kirche. Sechs weitere Personen seien verletzt, berichten französische Medien. Der Täter, der mehrfach "Allahu akbar" (Gott ist groß) geschrien habe, sei vor der Kirche von Polizisten angeschossen und ins Krankenhaus gebracht worden. In Südfrankreich wurde ein weiterer mutmaßlich islamistischer Angreifer erschossen. Premierminister Jean Castex rief landesweit die höchste Terrorwarnstufe aus.
Die Morde von Nizza ereigneten sich den Berichten zufolge in der Kirche; das dritte Opfer starb in einer Gaststätte vor der Basilika, in die sich die Frau schwer verletzt geflüchtet hatte. Offenbar schnitt der Täter, der nach Angaben des Parlamentsabgeordneten Eric Ciotti über Lampedusa ins Land kam, einer 70-Jährigen in der Kirche die Kehle durch und stach dem rund 45-jährigen Küster in den Hals.
Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi geht von einer terroristischen Tat aus. Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft ermittelt. In der Pariser Nationalversammlung fand eine Schweigeminute statt. Innenminister Gerald Darmanin kündigte eine Krisensitzung an. Staatspräsident Emmanuel Macron wollte sich am Nachmittag zum Tatort begeben. Er sprach von einem "Angriff auf Frankreich" und kündigte verstärkten Schutz von Schulen und Kultorten durch 3.000 bis 7.000 Sicherheitskräften an. Er rief die Franzosen auf, nicht vor dem Terror zurückzuweichen.
"Allahu akbar": Mann in Avignon erschossen
Auch in einem Vorort von Avignon in Südfrankreich gab es einen islamistischen Vorfall. In Montfavet bedrohte ein Mann laut Polizeiangaben mehrere Passanten mit einer Pistole. Medien berichten, er habe ebenfalls "Allahu akbar" geschrien. Polizisten hätten den Mann erschossen, hieß es. In Lyon wurde am Nachmittag ein Mann in afghanischer Kleidung mit einem Messer in der Hand festgenommen.
Der Französische Islamrat (CFCM) verurteilte die Bluttat von Nizza scharf und rief die Muslime in Frankreich auf, alle Feiern zum Geburtstag des Propheten Mohammed abzusagen. Der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz, Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort, äußerte sich bestürzt und rief zum Gebet für die Opfer und Angehörigen auf.
Die Französische Bischofskonferenz sprach von einer "unaussprechlichen" Tat. Christen dürften nicht zur Zielscheibe für Tötungen werden, so der Sprecher Hugues de Woillemont. Es gelte, die "Brandwunde des Terrorismus zu bekämpfen" und "brüderlich in unserem Land zusammenzustehen".
Papst betet für Opfer und Angehörige
Papst Franziskus verurteilte den Anschlag von Nizza aufs Schärfste und rief das französische Volk zur Einheit auf. Ein Telegramm von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin an den Bischof der südfranzösischen Stadt, Andre Marceau, am Donnerstag sprach von einem "gewalttätigen Terrorakt". Der Papst sei den betroffenen Familien im Gebet verbunden und teile deren Trauer. Zuvor hatte Vatikansprecher Matteo Bruni erklärt, das Kirchenoberhaupt bete darum, dass Frankreich "geeint mit dem Guten auf das Böse antwortet". Die Menschen müssten sich wieder "als Brüder und Schwestern betrachten und nicht als Feinde". "Der heutige Angriff hat an einem Ort der Liebe und des Trostes, wie es das Haus des Herrn ist, Tod gesät", sagte Bruni. Er sprach von einem "Moment des Schmerzes in einer verunsicherten Zeit". Terrorismus und Gewalt seien niemals zu akzeptieren.
Schockiert zeigte sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing. "Der heutige furchtbare Mordanschlag im französischen Nizza macht mich sprachlos", sagte Bätzing am Donnerstag in Bonn. "Gläubige, zum Gebet in einer Kirche versammelt, wurden zum Opfer einer unfassbaren Gewalttat." Erneut werde in Frankreich und damit Europa offensichtlich Hass zwischen den Religionen geschürt. Doch Hass und Gewalt dürften keine Chance haben, so Bätzing. "In dieser Stunde bin ich im Gebet den Opfern, Angehörigen und Augenzeugen dieser entsetzlichen Tat nahe. Den Verletzten wünsche ich rasche Genesung."
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich angesichts der Tat entsetzt. "Ich bin tief erschüttert über die grausamen Morde in einer Kirche in #Nizza", twitterte Regierungssprecher Steffen Seibert im Namen der Kanzlerin. Ihre Gedanken seien bei den Angehörigen der Ermordeten und bei den Verletzten. "Der französischen Nation gilt in diesen schweren Stunden Deutschlands Solidarität", erklärte Merkel. EU-Parlamentspräsident David Sassoli rief ebenfalls via Twitter zu Geschlossenheit auf: "Wir haben die Pflicht, gegen Gewalt und gegen jene zusammenzustehen, die aufhetzen wollen und Hass verbreiten."
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, erklärte: "Wer sich mit solchem Hass, solcher Gewalt und Brutalität auf den Namen Gottes beruft, richtet sich gegen Gott und missbraucht seinen Namen." Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) forderte: "Wir als Muslime müssen gesamtgesellschaftlich noch entschlossener gegen Terror und Extremismus vorgehen."
Kardinal Sarah: "Der Islamismus ist ein monströser Fanatismus"
Der afrikanische Kurienkardinal Robert Sarah twitterte: "Der Islamismus ist ein monströser Fanatismus, der mit Macht und Entschlossenheit bekämpft werden muss." Von allein würden die Islamisten ihren "Krieg" nicht stoppen. Die Afrikaner wüssten das nur allzu gut. "Die Barbaren sind immer die Feinde des Friedens", so der aus Guinea stammende Leiter der Gottesdienstkongregation. Nun müsse der Westen - "heute Frankreich" - lernen, dies zu verstehen.
Bereits vor zwei Wochen war ein Lehrer in einem Pariser Vorort von einem Islamisten brutal getötet worden, weil er im Unterricht zum Thema Meinungsfreiheit auch über Mohammed-Karikaturen gesprochen hatte. Das Verbrechen löste landesweit Entsetzen aus. Zehntausende demonstrierten aus Solidarität.
Die Basilika Notre-Dame ist die größte Kirche von Nizza und liegt im Stadtzentrum. Sie wurde zwischen 1864 und 1868 errichtet und knüpft an gotische Vorbilder an. (tmg/gho/KNA/epd)
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