Festnahme nach Angriff auf orthodoxen Priester in Lyon
Nach dem Angriff auf einen orthodoxen Priester in Lyon ist am Samstagabend ein Tatverdächtiger festgenommen worden. Das berichteten französische Medien unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft. Ob es sich bei der Tat um einen Terrorakt handelt, ist derzeit noch unklar. Medienberichten zufolge soll der angegriffene Priester in der Vergangenheit Streit mit einem Mann gehabt haben. Die mit dem Fall beauftragte Staatsanwaltschaft Lyon leitete ein Ermittlungsverfahren wegen versuchten Mordes ein.
Der Täter hatte am Samstag gegen 16.00 Uhr in der Nähe einer griechisch-orthodoxen Kirche in der Rue Saint-Lazare im siebten Arrondissement von Lyon zwei Mal auf den Geistlichen geschossen. Dieser wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht. Der 52-Jährige stammt Medienberichten zufolge aus Griechenland, hat drei Kinder und ist seit 2012 für die Gemeinde zuständig.
Religionsvertreter reagierten entsetzt
Religionsvertreter in Frankreich reagierten entsetzt und sicherten der orthodoxen Gemeinde ihre Unterstützung zu. "Im Gebet", twitterte der Generalsekretär der Französischen Bischofskonferenz, Hugues de Woillemont. Der Französische Islamrat (CFCM) betonte "seine volle Unterstützung und Solidarität mit den Orthodoxen in Frankreich angesichts dieses Grauens".
Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, äußerte sich "tief erschüttert". "Terror darf nicht zum Alltag werden. Ich denke in dieser Stunde an unsere französischen Freunde. Der Gewalt muss Einhalt geboten werden", sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Erneut Angriff in Frankreich – Schüsse auf orthodoxen Priester
Frankreich kommt nicht zur Ruhe: Erst am Donnerstag waren bei einem mutmaßlichen Terroranschlag in der Basilika in Nizza drei Menschen getötet worden. In Lyon gab es jetzt einen erneuten Angriff auf einen orthodoxen Geistlichen.
Das Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche, Erzbischof Hieronymos, äußerte sich schockiert. "Dieses Grauen übersteigt die menschliche Logik", sagt er der griechischen Nachrichtenagentur Ana. Auch die orthodoxen Bischöfe Frankreichs verurteilten den Angriff. Man könne "diese Gewaltakte, die einen Angriff auf das Leben darstellen und ein allgemeines Klima der Unsicherheit verbreiten, nur verurteilen", schrieb die Versammlung der orthodoxen Bischöfe Frankreichs (AEOF) auf ihrer Website.
Höchste Terrorwarnstufe in Frankreich
Am Donnerstag hatte ein islamistischer Attentäter in der Basilika Notre-Dame in Nizza mehrere Personen angegriffen. Drei Menschen wurden getötet und sechs weitere verletzt. Der Angreifer, ein junger Migrant aus Tunesien, wurde von Polizisten außer Gefecht gesetzt und liegt schwer verletzt im Krankenhaus. Drei weitere Personen wurden inzwischen festgenommen. Erst vor zwei Wochen war der Lehrer Samuel Paty in Paris von einem Attentäter enthauptet worden, nachdem er im Unterricht Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt hatte.
Frankreichs Premierminister Jean Castex hat die höchste Terrorwarnstufe für das Land ausgerufen. Präsident Emmanuel Macron kündigte an, die Zahl der Soldatinnen und Soldaten zu erhöhen, die Gotteshäuser und Schulen schützen sollen. (KNA)