Kardinal Marx löst Katholische Integrierte Gemeinde auf
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat den öffentlichen kirchlichen Verein "Katholische Integrierte Gemeinde" im Erzbistum München und Freising aufgelöst. Der 1986 errichtete Verein besaß zuletzt weder Leitungsorgane noch Mitglieder, wie die Diözese am Freitag mitteilte. Marx hatte im Februar 2019 eine Untersuchung angeordnet, nachdem ehemalige Mitglieder der Gemeinde über geistlichen Missbrauch und ein System psychischer und finanzieller Abhängigkeit berichtet hatten. Die vom Erzbischof beauftragten Visitatoren veröffentlichten einen Bericht über ihre Arbeit. Die Erzdiözese prüfe nun weitere Schritte zur Aufarbeitung der Geschichte und Arbeit der Katholischen Integrierten Gemeinde, hieß es.
"Ich bedaure sehr, dass ehemalige Mitglieder in der Auseinandersetzung mit der Katholischen Integrierten Gemeinde Leid erfahren mussten und die Verantwortlichen sich gegenüber den Visitatoren nicht als kooperationsbereit erwiesen haben", sagte Marx. Der Bericht der Visitatoren verdeutliche, dass nicht mangelnder Glaube oder einzelnes persönliches Versagen den Verein problematisch machten, "sondern dass hier manche negativen Erfahrungen im Anspruch und in der Struktur der Katholischen Integrierten Gemeinde grundgelegt waren", so der Kardinal.
Zuletzt war der emeritierte Papst Benedikt XVI. auf Distanz zur Katholischen Integrierten Gemeinde gegangen. Er hatte ihr 1978 als damaliger Münchner Erzbischof die kirchliche Anerkennung ausgesprochen und stand Jahrzehnte in engem Kontakt mit der Gruppe. Ende Oktober erklärte Benedikt unter anderem, er sei offensichtlich "über manches im Innenleben" der Gemeinde "nicht informiert oder gar getäuscht" worden. (tmg)