Äußerung zu Missbrauchsskandal: "Radio Maryja"-Chef entschuldigt sich
Der Chef des polnischen Kirchensenders "Radio Maryja", Pater Tadeusz Rydzyk, hat sich dafür entschuldigt, dass er einen der Vertuschung von sexuellem Missbrauch beschuldigten katholischen Bischof als "Märtyrer" bezeichnet hat. Der prominente Ordensmann reagierte damit am Dienstag auf massive Kritik aus Politik und katholischer Kirche in Polen an seiner Äußerung. Unter anderen der Kinderschutzbeauftragte der Bischofskonferenz, Erzbischof Wojciech Polak, hatte Rydzyk eine Bagatellisierung von sexuellem Missbrauch vorgeworfen und die Leitung der polnischen Provinz des Redemptoristenordens, der der Pater angehört, zum Eingreifen aufgerufen. Der Erzbischof drückte demnach die Hoffnung aus, dass "Radio Maryja" und mit dem Sender verbundene Medien "das Leid der von sexuellem Missbrauch betroffenen Personen nicht missachten" und über den Standpunkt des Papstes und der Bischofskonferenz zum Schutz von Kindern und Jugendlichen "richtig berichten".
In seiner Erklärung, die auf der Internetseite seines Senders veröffentlicht wurde, schreibt Rydzyk nun, ihm sei klar, "dass meine spontan gesprochenen Worte anders verstanden wurden und viele Menschen verletzt haben". Das sei nicht seine Absicht gewesen: "Es tut mir leid, dass dies passiert ist." Er habe nur zur "medialen Atmosphäre" und Vorverurteilungen Stellung nehmen wollen, die eine Untersuchung der Vorwürfe gegen den im Oktober zurückgetretenen Bischof von Kalisch (Kalisz), Edward Janiak, durch die zuständigen Behörden erschweren würden.
Janiak wird vorgeworfen, als Bischof Hinweisen auf mehrfachen sexuellen Kindesmissbrauch durch einen Priester nicht nachgegangen zu sein. Der viel beachtete Dokumentarfilm "Das Versteckspiel" von Regisseur Tomasz Sekielski machte den Fall im Mai bekannt. Papst Franziskus beurlaubte den Bischof und nahm im Oktober dessen vollständigen Rücktritt an.
"Bagatellisierung der Sünde nichts mit Evangelium zu tun"
Rydzyk hatte am Samstag bei einer Messe zum 29-jährigen Bestehen von "Radio Maryja" für Janiak Partei ergriffen. Medien hätten Janiak bedrängt und zu einem "modernen Märtyrer" gemacht. "Das ist Verleumdung, solange es nicht bewiesen ist", sagte er mit Blick auf den Film. Es stimme, dass ein Priester "gesündigt" habe. Aber wer habe das nicht, "und wer ist nicht in Versuchung?", fügte Rydzyk hinzu. Der Erzbischof von Lodz, Grzegorz Rys, entschuldigte sich als Apostolischer Administrator in der Diözese Kalisch für Rydzyks Äußerung. "Die Bagatellisierung der Sünde und erst recht ihrer Folgen im Leben der geschädigten Personen hat nichts mit dem Weg des Evangeliums zu tun."
Die polnische Ordensprovinz hatte Rydzyk hingegen in Schutz genommen. Der Pater habe lediglich die "aktuelle Mediensituation" kommentiert, aber nicht zur Entscheidung der Kirche zu Bischof Janiak Stellung genommen, erklärte sie. "Fundamental und unbestritten für uns ist die Notwendigkeit, das Recht von Angeklagten auf Verteidigung zu wahren und sich mit hastigen Urteilen zurückzuhalten", so der Sprecher des Ordens.
Die vatikanische Bischofskongregation hatte Ende Mai den Posener Erzbischof Stanislaw Gadecki als zuständigen Metropoliten beauftragt, die Vorwürfe gegen Janiak zu prüfen. Nach Angaben der Vatikanbotschaft in Warschau muss sich Janiak während der andauernden Untersuchung außerhalb seines ehemaligen Bistums aufhalten. Ergebnisse des Verfahrens wurden noch nicht mitgeteilt. Die Kleruskongregation ordnete allerdings als Folge einer Prüfung die vorübergehende Schließung des Priesterseminars im Bistum Kalisch an. (gho/KNA)
8.12., 18:10 Uhr: Aktualisiert und ergänzt um Entschuldigung Rydzyks.