Gott ist der "Ich bin da": Er lässt uns nicht allein
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Die letzten Tage vor Weihnachten sind in diesem Jahr für viele Menschen geprägt von Unsicherheit, Angst und Einsamkeit. Vielleicht auch von Zweifeln, ganz sicher aber von einer unstillbaren Sehnsucht nach Heil und Heilung. In dieser Situation können uns die sogenannten O-Antiphonen, die vom 17.– 23. Dezember in der Vesper gesungen oder gebetet werden, ein Trost und ein Zeichen der Hoffnung sein. In diesen wunderbaren Gesängen wird Jesus Christus unter Bildworten und Titeln angerufen, die im Alten Testament dem erwarteten Messias zugesprochen wurden: O Weisheit, O Adonai, O Wurzel Jesse, O Schlüssel Davids, O Morgenstern, O König der Könige, O Emmanuel.
Wir können Gott keinen gültigen Namen geben, sondern Gott ist der Name über alle Namen (Phil 2,9). Wir können ihn nicht benennen, uns seiner nicht bemächtigen, sondern ihn nur in immer neuen Bildern umschreiben. Er ist das Mysterium unseres Lebens. Das spüren wir in dieser Zeit der Pandemie besonders deutlich und manchmal auch schmerzlich: Gott ist immer der ganz andere. Er bleibt uns nicht selten fern und fremd. So oft können wir ihn nicht verstehen. Wir können ihn nur erahnen und uns ihm fragend, stammelnd, zweifelnd und hoffend annähern, wie dies die O-Antiphonen tun. Und wir können uns erinnern: an das Heilswirken Gottes an seinem Volk Israel und an das Heilshandeln Jesu an den Menschen.
Solches Sich-Erinnern kann auch für uns heute heilsam sein und unseren Blickwinkel ändern. Vielleicht erkennen wir dann: Gott lässt sein Volk nicht allein. Er lässt auch uns, er lässt auch mich, nicht allein. Niemals, auch und gerade nicht in Zeiten der Not, wie die Welt sie derzeit erlebt. Denn er ist der "Ich bin da". Er geht alle unsere Wege mit. Dazu ist er Mensch geworden an Weihnachten. Und dazu hat er uns verheißen: "Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt." (Mt 28,20)
Der Autor
Schwester Philippa Rath OSB ist Benediktinerin in der Abtei St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen.
Hinweis
Die Texte erscheinen in Kooperation mit dem kulturellem Diakonieprojekt "Denkbares".