Viele deutsche Bistümer geben den vatikanischen Fragebogen an Gläubige weiter

Jetzt sind wir gefragt

Veröffentlicht am 19.11.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Ehe __amp__ Familie

Bonn ‐ Wir wollen keine persönlichen Bewertungen der Bischöfe, sondern wollen wissen, was die Menschen denken und wie sie leben." So lautete vor zwei Wochen die Ansage vom Generalsekretär der Bischofssynode in Rom, Erzbischof Lorenzo Baldisseri. Der vatikanische Fragebogen zu Themen der Sonderbischofssynode im Herbst 2014 soll sich auch an die Gläubigen richten – wie das geschieht, überließ der Vatikan den einzelnen Bistümern.

  • Teilen:

Mit Hilfe des Fragebogens , der 39 Punkte in neun Themengruppenfragen umfasst, informieren sich auch viele deutsche Diözesen über die Situation von Ehe, Familie und Sexualität sowie über den Wissensstand und die Haltung ihrer Gläubigen zur katholischen Lehre. Auch einige Verbände rufen ihre Mitglieder zur Beteiligung auf. Andere Diözesen warten noch ab. Katholisch.de hat sich exemplarisch von Norden bis Süden umgehört.

Als erster deutscher Diözesanbischof hat der Hamburger Erzbischof Werner Thissen den Fragenkatalog an die Katholiken seines Bistums weitergegeben. "Papst Franziskus möchte … Ihre Meinung wissen", heißt es in einem Schreiben an die Kirchenmitglieder zwei Tage nach der Vorstellung der Synode im Vatikan. Der Brief war an die Pfarrer, weitere hauptamtliche Mitarbeiter sowie die Mitglieder der Gremien im Erzbistum geschickt worden und sollte von Einzelnen, Gruppen oder Gremien beantwortet werden. Das Erzbistum will die Antworten bündeln und gemeinsam mit denjenigen aus den anderen 26 Bistümern in Deutschland in einem Dokument zusammenfassen.

Münster, Essen und München haben schon mit Gläubigen über Familie gesprochen

Da die gebündelten Antworten bis Ende Januar im Vatikan ankommen müssen, geben die meisten deutschen Bistümer ihren Gläubigen bis zum ersten Advent Zeit. So auch das Bistum Osnabrück, wo interessierte Katholiken aufgerufen sind, sich per E-Mail zum Fragebogen oder zu einzelnen Fragen daraus zu äußern. Darüber hinaus will Bischof Franz-Josef Bode den Fragebogen im "Gemeinsamen Rat" bearbeiten, der unter anderem Mitglieder aus dem Katholiken- und Priesterrat sowie von pastoralen Berufsgruppen des Bistums vereint.

Eine Familie bestehend aus Mutter, Tochter und Vater (von links nach rechts) läuft händchenhaltend eine Wiese entlang.
Bild: ©Kzenon / Fotolia.com

Eine Familie bestehend aus Vater, Mutter und Tochter.

Auch das Bistum Münster gibt den Fragenkatalog an die Diözesangremien weiter. Bischof Felix Genn verweist in seinem Schreiben darauf, dass keine Zeit für einen umfassenden Beratungsprozess bleibe. Dieser sei aber auch nicht notwendig, da sich Diözesanrat und -komitee bei der Erarbeitung eines seit Frühjahr gültigen Pastoralplans unter anderem mit Ehe und Familie auseinander gesetzt hätten. Es gehe jetzt nur noch darum, den Sachstand zusammenzutragen.

Der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki schrieb hingegen an alle Priester und hauptamtlichen Mitarbeiter des Erzbistums und hofft auf rege Beteiligung. Einzelne, Gruppen oder Gremien können sich per Brief, Mail oder Fax an ihn wenden. Das Bistum Dresden-Meißen hatte alle Pfarreien und kirchliche Einrichtungen angeschrieben und um Antwort bis Anfang Dezember gebeten.

Auch die Diözesen in Nordrhein-Westfalen wollen, dass sich die Katholiken zu Wort melden. Das Bistum Aachen verschickte den Fragebogen an Pfarreien und Räte und bittet nach Angaben einer Sprecherin um Antworten zu einigen besonderen Schwerpunkten. Während sich einige Fragen eher auf Experten bezögen, seien Gläubige aufgerufen, insbesondere zur Familienpastoral, zu schwierigen Ehesituationen und zur Kindererziehung in für die Kirche irregulären Ehen zu antworten.

Wegen der knapp bemessenen Zeit sollen im Bistum Essen der Priesterrat und der Diözesanrat - die gewählten Laienvertreter aus den Gemeinden, Verbänden und Organisationen - Antwortvorschläge erarbeiten. Bischof Franz-Josef Overbeck wies am vergangenen Freitag darauf hin, dass viele Themen des Fragebogens schon im diözesanen Dialogprozess "Zukunft auf katholisch" diskutiert worden seien. Im Erzbistum Köln wurden Verbände und die regionalen Gremien über die Stadt- und Kreisdechanten angeschrieben und zur Teilnahme eingeladen.

Eigens spezielle Internetseite vom Bistum Trier

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann ist Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz.
Bild: ©dpa/Thomas Frey

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann ist Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz.

Papst Franziskus gehe es beim Thema Familie um eine weltweite Meinungsbildung, betonte der Mainzer Kardinal Karl Lehmann in seinem Brief, der sich an Pfarreien, kirchliche Räte, Verbände und Vereine richtet. Sein Trierer Amtsbruder Bischof Stephan Ackermann ließ für seine Katholiken eine eigene Internetseite erstellen: Unter roemischebefragung.bistum-trier.de können die Gläubigen den Fragebogen online ganz oder teilweise ausfüllen. Die Trierer haben für diese Aufgabe von allen deutschen Bistümern die meiste Zeit: Die Fragen können noch bis zum 15. Dezember beantwortet werden.

Die bayerischen Bischöfe begrüßten bei ihrer Vollversammlung Anfang November die Sonderbischofssynode zum Thema Familie. Die Oberhirten verpflichteten sich, in ihren jeweiligen Diözesen die Fragen gemeinsam mit den Gremien und Verbänden zu bearbeiten, die Ergebnisse zu analysieren und in die Synode einzubringen. Im Erzbistum München und Freising soll der Fragebogen nach Aussage einer Sprecherin bei der Dekanenkonferenz ab Donnerstag ein Thema sein. Die Meinung der Gläubigen sei teilweise schon bekannt, weil die Familie auch beim diözesanen "Zukunftsforum" ein Thema gewesen sei. Im Bistum Augsburg haben die Gläubigen dagegen bis zum 6. Dezember, in Eichstätt bis zum 11. Dezember Zeit, um ihre Antworten zurückzuschicken.

Die Eichstätter verweisen darauf, dass die Gläubigen die Fragen in aufbereiteter Form auch online auf der Seite des Familienbund der Katholiken in Bayern unter familienbund-bayern.de abrufen können. Speziell für junge Menschen hat der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) den Fragenkatalog präpariert. Unter umfrage.bdkj.de können sich junge Menschen seit Montag an der Umfrage des Vatikans zu Partnerschaft, Ehe und Familie beteiligen.

Andere Bistümer wie etwa Erfurt oder die Erzdiözese Freiburg haben hingegen bislang keine Fragebögen verschickt. Sie wollten nach Angaben der Pressesprecher die Beratung aller deutschen Diözesanbischöfe abwarten, die sich in den kommenden Tagen zu ihrem "Ständigen Rat" treffen.

***UPDATE 20.11.2013***: Am Dienstagabend teilte die Erzdiözese Freiburg mit, die Fragebögen an Dekane und Leiter der Seelsorgeeinheiten sowie Laiengremien zu schicken. Sie sollen bis zum 6. Dezember antworten.

Von Agathe Lukassek

Hintergrund

Katholisch.de dokumentiert den Text des vatikanischen Fragebogens in der offiziellen Übersetzung, die auch auf der Internetseite des Vatikan abrufbar ist.