Bischof Oster: Intersexuellen fehlt etwas – Gläubige sollen offen sein
Der Passauer Bischof Stefan Oster hält es für eine "Beeinträchtigung", wenn Menschen biologisch keine klare Zuordnung zum männlichen oder weiblichen Geschlecht haben. Solche Menschen seien aus seiner Sicht kein drittes Geschlecht, sagte Oster am Sonntag in seiner Predigt zum Fest der Heiligen Familie im Passauer Dom. "Sondern es sind Menschen – selbstverständlich mit aller Menschenwürde und allen Personrechten ausgestattet –, denen aber schlicht diese Zuordnung zu einem der beiden Geschlechter fehlt. Es ist eine Beeinträchtigung."
Oster erklärte, wo Intersexualität vorkomme, "hat die Natur die Variante eines Menschen hervorgebracht, dem etwas fehlt". Fast immer könnten diese Menschen sich nicht fortpflanzen. In der Schöpfung ereigneten sich Abweichungen von normalen Prozessen, "die uns fragend zurücklassen", so der Bischof. "Und so kommt es vor, dass Menschen geboren werden, die einen Mangel leiden, etwa wenn jemand blind geboren wird oder mit einem Herzfehler, oder mit einer anderen Beeinträchtigung."
Ferner gebe es Menschen, die biologisch klar als männlich oder weiblich aufwüchsen, sich aber in dieser geschlechtlichen Identität falsch fühlten. "Und die deshalb gerne eine Veränderung in der Geschlechtszugehörigkeit wünschen. Sie werden Transpersonen genannt oder nennen sich selbst so", sagte Oster. Die Fragen, Entwicklungen und Entscheidungen hinter solchen Prozessen seien sehr komplex und individuell, oft auch leidvoll. "Und weil ich nur ganz geringe persönliche Erfahrung mit solchen Menschen habe, kann und will ich hier nicht urteilen."
Gott wolle das Heil jedes Menschen
Über Homosexuelle fügte der Bischof an: "Ihre Neigung ist ja in der Regel einfach da." Die Kirche sage, dass nicht die Neigung, aber deren Ausleben im sexuellen Akt Sünde sei. "Dass das schwer zu verstehen ist, kann ich ehrlich nachempfinden. Ich kenne aber auch Menschen, die obgleich sie homosexuell empfinden, in sich spüren, dass die Kirche mit ihrer Lehre trotzdem recht hat. Sie spüren, dass bei diesem Akt für sie etwas nicht passt."
Oster betonte, er halte die Kirchenlehre über Familie, Geschlecht und Sexualität für wahr. Gleichwohl sollten Gläubige "in der Begegnung mit Menschen, die über diese Dinge anders denken und anders leben", offen und annehmend sein. Denn Gott wolle das Heil jedes Menschen unabhängig von dessen sexueller Orientierung. (KNA)