Neuzelle: Weg für Klosterneugründung der Zisterzienser endgültig frei
Der Plan des Zisterzienserordens, seinen ersten Klosterneubau in Brandenburg seit dem Mittelalter zu errichten, hat eine weitere formelle Hürde genommen. Am Donnerstag stimmte der Haushalts- und Finanzausschuss des Potsdamer Landtages dem Verkauf des ehemaligen Forsthauses Treppeln an das Priorat Neuzelle zum Zweck eines Klosterbaus zu. "Der Beschluss ist eine historische Entscheidung", sagte Kulturministerin Manja Schüle (SPD). "Damit ist der Weg endgültig frei für die Klosterneugründung."
Die Neugründung bereichere Neuzelle als Ort der Kultur und Bildung um eine religiöse und spirituelle Komponente, so Schüle. Neuzelle gewinne dadurch an Authentizität und Ausstrahlung. Zugleich sei es eine "gelungene Nachnutzung für das ehemalige Stasi-Gelände und hat etwas sehr Versöhnliches".
75 Hektar, 219.000 Euro
Die Neuzelle-Stiftung des Landes Brandenburg hatte sich bereiterklärt, ein 75 Hektar großes Grundstück im Neuzeller Ortsteil Treppeln südlich von Frankfurt/Oder für 219.200 Euro an den Orden zu verkaufen. Das Priorat hat fünf Jahre Zeit, den Klosterbau zu planen und das Kaufangebot anzunehmen. Die Stiftung verwaltet heute in Neuzelle den ehemaligen Klosterbesitz in einem Umfang von 11.300 Hektar, den Preußen vor gut 200 Jahren verstaatlicht hatte.
Die derzeit sechs Zisterzienser wohnen auf Einladung des katholischen Görlitzer Bischofs Wolfgang Ipolt seit 2017 auf dem historischen Neuzeller Klostergelände, dessen Bauten aber weitgehend von der Stiftung genutzt werden. Deshalb plant der Orden im rund zehn Kilometer entfernten Treppeln einen Klosterneubau.
Neuzelle ist eine der wenigen vollständig erhaltenen Klosteranlagen in Europa und das nördlichste Beispiel des böhmischen Barocks. Für die Restaurierung wurden in den vergangenen 30 Jahren mehr als 50 Millionen Euro aus EU-, Bundes- und Landesmitteln aufgebracht. Die Neuzelle-Stiftung veranstaltet auf dem Areal bereits ein umfangreiches Kulturprogramm unter anderem mit Konzerten.
Die Zisterzienser gehören zu den strengsten und einst größten Orden der katholischen Kirche. Benannt ist der benediktinische Reformorden nach dem 1098 gegründeten Kloster Citeaux bei Dijon. Seit 1892 bilden die "Zisterzienser der Strengeren Observanz", die Trappisten, einen eigenen Orden. Heute leben in mehr als 300 Klöstern der beiden Orden weltweit rund 4.000 Mönche und 2.300 Schwestern. In Deutschland gibt es derzeit drei Männerklöster der Zisterzienser - Langwaden am Niederrhein, Nothgottes in Rüdesheim-Eibingen und Marienstatt im Westerwald - sowie drei Priorate in Bochum-Stiepel, in Birnau am Bodensee und seit 2018 in Neuzelle. Die Abtei Himmerod in der Eifel und das Trappistenkloster Mariawald wurden 2018 aufgelöst. Dazu gibt es in Deutschland acht Zisterzienserinnen- und zwei Trappistinnenklöster. (tmg/KNA)