Er verantwortete die bekannte Fassade

Baumeister und Reformpapst: Paul V. vollendete den neuen Petersdom

Veröffentlicht am 18.01.2021 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Sein Name ist so prominent platziert wie kaum ein anderer. Wer auf die Fassade des Petersdoms zugeht – normalerweise 20 Millionen Menschen jährlich –, sieht über dem Haupteingang den Namen "Paulus V Burghesius". Der Papst initiierte die neue Fassade.

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Papst Paul V. aus der römischen Familie Borghese hat im Jahr 1612 die Fassade der Basilika zu Ehren des Apostelfürsten Petrus vollendet – und sich dort mit einer großen Inschrift verewigt. Der Neubau der bis heute größten katholischen Kirche der Welt war damit zwar noch nicht ganz fertig; die Einweihung erfolgte erst zehn Jahre später. Aber der Papst hatte nach über hundertjähriger Bauzeit endlich die entscheidenden Weichen für den Abschluss gestellt und mit einem architektonischen Kraftakt umgesetzt. Am 18. Januar jährt sich sein Todestag zum 400. Mal.

Paul V. (1605-21) war aber nicht nur Bauherr. Das Hauptanliegen des frommen Juristen war die Durchführung der Reformen des Trienter Konzils (1545-63), mit der die katholische Kirche nach der Reformation wieder Tritt zu fassen suchte. Er stärkte die katholischen Orden, erkannte die Kapuziner an, die nach den Jesuiten zum wichtigsten Orden für die innerkirchliche Reform wurden, er bestätigte die Statuten der Oratorianer von Philipp Neri. – In seinem Pontifikat fand auch der erste Prozess gegen Galileo Galilei statt. Er wurde damals nicht selbst verurteilt, wohl aber das kopernikanische Weltbild.

Vor dem Amtsantritt von Paul V. hatten bereits 17 Päpste und zehn Baumeister – unter ihnen Genies wie Bramante, Raffael und Michelangelo – an der Peters-Basilika gebaut. Fertig war bislang der Zentralbau mit der gewaltigen Kuppel und vier gleichlangen Armen. Strittig war, ob dem Zentralbau ein Langhaus vorgesetzt werden sollte, und: ob der noch stehende Ostteil von Alt-Sankt-Peter dabei integriert oder durch einen Neubau ersetzt werden sollte. Paul V. entschied sich für den Anbau eines neuen Langhauses, auch um eine größere Teilnahme an Gottesdiensten zu ermöglichen.

Drang zu hohem Tempo

Der Papst drängte seinen Baumeister Carlo Maderno zu einem enormen Arbeitstempo. Der Abriss des restlichen Altbaus erfolgte nicht so radikal und respektlos wie unter Julius II. Der Papst ließ zuvor eine Inventarliste sämtlicher Monumente, Grabmäler und Kunstwerke anfertigen, teils mit Skizzen. Viele wurden in den Grotten von Sankt Peter gelagert, umgebettet oder auf andere Kirchen verteilt.

Bild: ©KNA/Vatican Media/Romano Siciliani

Die Kolonnaden von Bernini kamen erst später hinzu.

Bereits von seinen Zeitgenossen wurde Maderno heftig kritisiert. Etwa weil das Langschiff leicht abgewinkelt von der Kuppel und dem Zentralbau abläuft. Damit korrigierte Maderno aber einen Fehler von Sixtus V., der den Obelisken nicht genau in der Verlängerung von Michelangelos Kreuzarm aufgestellt hatte.

Lauter ist freilich die Kritik an der Fassade des Doms: Zu plump, zu unproportioniert, die grandiose Kuppel Michelangelos komme nicht mehr zur Geltung. Allerdings stand Maderno vor einer schier unmöglichen Aufgabe. Durch das Langhaus war die Kuppel um 150 Meter nach hinten gerückt, die Fassade sollte daher möglichst niedrig werden. Zudem musste die Eingangsfront noch nach rechts und links um ein Joch erweitert werden, weil der Papst den Dom mit dem Papstpalast verbinden wollte. Zwei Kirchentürme, die Maderno als vertikale Elemente geplant hatte, durften aus statischen Gründen nicht gebaut werden.

Ergänzung 40 Jahre später

Erst 40 Jahre später gelang es dem Barockkünstler Bernini bei der Gestaltung des Petersplatzes, mit einigen optischen Tricks die augenfällige Breite der Fassade Madernos zu mildern. Er verband die beiden Säulenarme der Kolonnaden mit der Kirchenfassade durch zwei Flügelbauten, die zur Fassade hin nicht zueinander sondern auseinanderlaufen. Dadurch rückt die Kirche scheinbar weiter nach vorn, die Fassade erscheint weniger breit und wirkt damit höher. Weiteres leistet die breite ansteigende Freitreppe.

Nichts ändern konnte aber auch Bernini an der Tatsache, dass die Kuppel Michelangelos durch das lange Hauptschiff nicht mehr angemessen zur Geltung kommt. Vom Petersplatz aus sieht man nur ihren oberen Teil. In ihrer ganzen Schönheit präsentiert sie sich nur von weitem aus, am besten von der Engelsbrücke.

Von Johannes Schidelko (KNA)