Viele Stimmen forderten mehr Zeit für das Thema

Erzbistum Köln verschiebt Beratungen über Pfarrei-Reform

Veröffentlicht am 19.01.2021 um 19:29 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Bis 2030 soll das "Zielbild" des Pastoralen Zukunftswegs im Erzbistum Köln umgesetzt werden. Der Plan sieht unter anderem die Entstehung von 50 bis 60 Großpfarreien vor. Eine für Samstag geplante Sondersitzung ist nun aber abgesagt worden.

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Das Erzbistum Köln verschiebt seine weiteren Beratungen über die umstrittene Pfarreireform. Der Diözesanpastoralrat als oberstes Beratungsgremium des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki kommt nicht zu einer für Samstag geplanten Sondersitzung zusammen, wie aus einem der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegenden Brief von Generalvikar Markus Hofmann an die Mitglieder des Gremiums hervorgeht. Zur Begründung verweist Hofmann auf viele Stimmen, wonach es für das Thema mehr Zeit brauche.

Das "Zielbild" des Pastoralen Zukunftsweges in der Erzdiözese sieht bislang vor, dass bis 2030 aus den heute 180 Seelsorgebereichen mit insgesamt rund 500 meist kleineren Pfarreien etwa 50 bis 60 Großpfarreien entstehen. Grund für die neue Struktur ist unter anderem die rückläufige Zahl an Mitgliedern und Priestern. Eine Reihe von Pfarrgemeinden und Geistlichen kritisieren in Stellungnahmen diese Pläne. Auch die Missbrauchsaufarbeitung der Erzdiözese hat nach der Nichtveröffentlichung eines Gutachtens zu erheblichem Unmut an der Kirchenbasis geführt.

Laut Hofmann sollen die abschließenden Beratungen zum "Zielbild" auf Juni verschoben werden. Denn bei der nächsten regulären Sitzung des Diözesanpastoralrates am 27. März werde es nur um die dann vorliegende Untersuchung des neu beauftragten Gutachters Björn Gercke zum Umgang mit sexuellem Missbrauch gehen. Im Juni würden auch die Ergebnisse einer Arbeitsgruppe um den Kölner Weihbischof Ansgar Puff vorliegen. Diese prüft, ob die angestrebten Verwaltungsvereinfachungen auch durch 50 bis 60 Sendungsräume zu erreichen wären und es weiter bei den selbstständigen Pfarreien bleiben kann.

Persönliche Gespräche in kleinen Gruppen statt Videokonferenz

Die Idee, die für Samstag geplante Sondersitzung zu einer Aussprache über die aktuelle Lage umzuwidmen, wurde laut Hofmann verworfen. Die Erfahrung der vergangenen Monate habe gezeigt, dass Videokonferenzen sich für eine solche Thematik nicht unbedingt eigneten. Daher lade der Erzbischof kleine Gruppen aus dem Gremium zum persönlichen Gespräch ein.

Die Laien-Vertretung im Erzbistum Köln kritisierte die Absage des Treffens. Die Bistumsleitung hätte die Gelegenheit nutzen sollen, der Verärgerung über die Pfarreireform und die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals breiten Raum zu geben, sagte der Diözesanrats-Vorsitzende Tim Kurzbach dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Mittwoch).

Unterdessen plädierte der Kreiskatholikenrat Rhein-Sieg dafür, die Beratungen über die Pfarreireform vorerst auszusetzen. Für das Thema gebe es "aufgrund der ungeklärten Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln keine hinreichende Akzeptanz", heißt es in einer Pressemitteilung.

Kritik an den Umstrukturierungsplänen übte zuletzt auch die Kölner Pfarrei Sankt Severin. Zudem enttäusche der "hilflose und skandalöse Umgang mit den Opfern sexualisierter Gewalt durch katholische Geistliche", heißt es in einem offenen Brief von Pfarrgemeinderat, Kirchenvorstand und Seelsorgeteam auf der Homepage der Pfarrei.

Woelki steht unter Druck, da er ein Gutachten zum Umgang der Bistumsleitung mit Missbrauchsfällen nicht wie zunächst vorgesehen veröffentlichen lässt. Das Papier habe "methodische Mängel", heißt es zur Begründung. Das Gercke-Gutachten soll bis zum 18. März vorliegen. Zudem wird Woelki vorgeworfen, in einem Fall selbst an Vertuschung beteiligt gewesen zu sein. (KNA)

19.1., 20 Uhr: Ergänzt um Stellungnahme des Diözesanrats.