"Mich erstaunen der Duktus und der Ton der Stellungnahme"

Nach Kritik am Vatikan: Koch kritisiert deutsche ÖAK-Erklärung

Veröffentlicht am 26.01.2021 um 12:43 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Der Mahlgemeinschaft von Katholiken und Protestanten hatte die Glaubenskongregation eine Absage erteilt. Das wiederum rief am Wochenende eine scharfe Vatikan-Kritik des Ökumenischen Arbeitskreises hervor. Nun antwortet der päpstliche Ökumene-Chef.

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Kurienkardinal Kurt Koch, Leiter des vatikanischen Ökumene-Rates, hat befremdet auf die jüngste Erklärung des Ökumenischen Arbeitskreises in Deutschland reagiert. "Mich erstaunen der Duktus und der Ton der Stellungnahme", sagte Koch am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Rom. Über 20 Seiten lege der Arbeitskreis dar, dass die Anfragen der Glaubenskongregation vom September 2020 an ein Votum des ÖAK zur Mahlgemeinschaft von Katholiken und Protestanten nicht berechtigt seien. Man frage sich daher, "wie ernst die am Schluss bekundete Bereitschaft der Autoren der Stellungnahme zu weiteren Gesprächen wirklich gemeint ist", so Koch.

In dem am Sonntag veröffentlichten Schreiben beharrt der Ökumenische Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen (ÖAK) darauf, dass Gläubige auf Basis einer Gewissensentscheidung künftig an den entsprechenden Feiern der jeweils anderen Konfessionen teilnehmen dürfen. Eine entsprechende Position hatte der Arbeitskreis bereits in einem 2019 veröffentlichten Papier mit dem Titel "Gemeinsam am Tisch des Herrn" vertreten. Der Vatikan erteilte gegenseitigen Einladungen zu Eucharistie/Abendmahl von Katholiken und Protestanten vergangenen September dagegen eine Absage. Auch für eine individuelle Gewissensentscheidung gebe es noch keine Grundlage.

Koch sagte, die jüngste Stellungnahme wie schon das frühere Votum von 2019 verblieben "im rein akademischen Bereich" und seien "nicht an die konkrete kirchliche Realität zurückgekoppelt". In der Praxis zeige sich, dass vieles von dem, was der ÖAK als Konsens darstelle, nicht gegeben sei. "Dass diese Erdung zu einem großen Teil nicht geschehen ist, erstaunt umso mehr, als der ÖAK sich immer wieder auf den Primat der Praxis beruft, ihn aber weitgehend nicht einlöst", sagte der päpstliche Ökumene-Beauftragte.

Verwundert über Zeitpunkt der Veröffentlichung

Weiter kritisierte der Kardinal den Zeitpunkt der Veröffentlichung des neuen ÖAK-Papiers. Dieses habe ursprünglich eine Antwort des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Limburgs Bischof Georg Bätzing, an die Glaubenskongregation vorbereiten sollen. Das vatikanische Schreiben vom Herbst, das der ÖAK nun auch theologisch bemängelt, war an Bätzing adressiert. Koch sagte, er wisse nicht, warum "die Stellungnahme der Leitenden des ÖAK" vor der Vollversammlung der Bischofskonferenz veröffentlicht worden sei. Die Stellungnahme war am Freitag in einer Vorabversion auf Stand Ende Dezember zuerst von der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" publiziert worden.

Koch hatte in der Vergangenheit mehrfach betont, dass Eucharistie und Abendmahl nicht identisch seien, und vor einem deutschen Alleingang bei einer Mahlgemeinschaft gewarnt. Der Vorsitzende der DBK-Ökumenekommission, Magdeburgs Bischof Gerhard Feige, hatte zuletzt gesagt, die Debatte um eine Mahlgemeinschaft von Katholiken und Protestanten sei weiterhin offen. Zwar erwarte er in dieser Frage im neuen Jahr "nicht unbedingt" offizielle Entscheidungen, so Feige. "Aber wir lassen bei der Frage nicht locker." Das Thema sei weiter akut und dränge zu sensiblen Lösungen. (tmg/KNA)