Die Debatte geht weiter
Mit Blick auf die im kommenden Jahr bevorstehende Bischofssynode im Vatikan zu Familienfragen sprach sich der emeritierte Kurienkardinal am Donnerstag in der Wochenzeitung "Die Zeit" für "Änderungen und Öffnungen" aus.
Wörtlich sagte Kasper, der bis 2010 den Päpstlichen Rat für die Einheit der Christen leitete: "Christen, die aus dem Glauben mit der Kirche leben wollen, die einsehen, dass sie Fehler gemacht haben beim Bruch der ersten Ehe, die auch bereuen - für sie sollte es einen Weg geben, wieder voll am christlichen und kirchlichen Leben teilzunehmen. Was bei Gott möglich ist, nämlich Vergebung, das sollte auch der Kirche gelingen." Der Deutsche sagte weiter: "Wer sich aber bloß scheiden lässt, um mit der jungen Sekretärin wegzulaufen, ist ein Schuft."
Erzbischof Müller: Pastoral muss auf gesunder Lehre aufbauen
Unterdessen verdeutlichte der Präfekt der Glaubenskongregation, Erzbischof Müller, in einem Interview mit der "Passauer Neuen Presse" seine Position in der Debatte. Er habe in seinem Artikel in der vatikanischen Tageszeitung "Osservatore Romano" nicht von einer "Beendigung der Diskussion gesprochen, sondern von ihren Grundlagen in der Lehre Christi und der Kirche". Diese stünden "nicht zur Disposition für ein Plebiszit". Eine "verantwortungsvolle Pastoral baut immer auf der gesunden Lehre auf und orientiert sich an ihr". In dem Beitrag hatte Müller Ende Oktober erläutert, warum es für das Verbot des Sakramentenempfangs bei wiederverheirateten Geschiedenen keine Ausnahme geben könne.
Auch der Kölner Kardinal Joachim Meisner sieht keinen Spielraum für einen anderen Umgang der katholischen Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen. "Daran wird der Papst nichts ändern können", sagte der 79-Jährige am Dienstag vor Journalisten in Köln. Hoffnungen auf Reformen nannte er "Wunschdenken". In grundsätzlichen Dingen wie der Unauflöslichkeit der Ehe könne es keine Kompromisse geben. Es sei ausgeschlossen, dass die Kirche Bereiche ändere, über die sie keine Verfügung habe. (meu/luk/KNA)