"Kartoffelaktion": Kirchen wollen alte Kartoffeln schützen
Mehrere Bistümer und Landeskirchen rufen dazu auf, die biologische Sortenvielfalt mit einer "Kartoffelaktion" zu erhalten. Interessierte können ab dem 18. Februar an der "Kartoffelaktion 2021" teilnehmen und ein Set mit fünf verschiedenen seltenen Sorten bestellen, um sie anzubauen, wie es auf der Webseite der Aktion heißt. In diesem Jahr werden Exemplare der Arten "Rosa Tannenzapfen", "Blaue Anneliese", "Désirée", "Arran Victory" und "Jubel" verschickt. Nach dem Pflanzen sind sie in wenigen Monaten erntereif. Die Umweltbeauftragten des Bistums Speyer und der pfälzischen Landeskirche, Steffen Glombitza und Sibylle Wiesemann, betonen die grundlegende Bedeutung von Biodiversität "für ein gelingendes Zusammenspiel von Mensch und Natur".
Die Aktion wird begleitet von monatlichen "Kartoffelbriefen" mit Tipps zum Anbau, Bastel- und Rezeptideen und spirituellen Impulsen. Gerade in der Pandemiezeit solle so für Eltern und Kinder eine Möglichkeit geschaffen werden, das gemeinsame Gärtnern zu entdecken. "Wir laden dazu ein, die Früchte der Schöpfung in ihrer bunten Vielfalt zu erfahren", so die Umweltbeauftragten. Die spirituellen "Schöpfungsimpulse" werden von Schwester Christa Weinrich, die den Klostergarten der Benediktinerinnenabtei in Fulda betreut, und dem ausgebildeten Landwirt und Pfarrer Peter Schock, dem Leiter des Kirchlichen Dienstes auf dem Lande der badischen Landeskirche, gestaltet. Die kostenlosen Kartoffelsets werden noch vor Ostern verschickt. Die Aktion richtet sich an Hobby-Gärtner, Kirchengemeinden sowie Kinder- und Jugendgruppen und wird von den Bistümern Speyer, Freiburg, Rottenburg-Stuttgart und Köln sowie den evangelischen Landeskirchen Badens und der Pfalz getragen.
Kölner hatten 2020 die dicksten Kartoffeln
Die Kartoffelaktion findet 2021 erstmals in großem Stil ökumenisch statt und geht auf eine Idee aus der Erzdiözese Freiburg zurück, die im Rahmen des Umweltpreises des Bistums im Jahr 2018 prämiert wurde. Bei der Aktion im Jahr 2020 wurden an über 1.000 Orten in den Diözesen Freiburg, Köln und Rottenburg-Stuttgart die Sorten "Blauer Schwede", "Dänische Spargelkartoffel", "Shetland Black", "Roter Erstling" und "Golden Wonder" gepflanzt. Nach Angaben der Veranstalter wurden insgesamt fast 73.000 Kartoffeln mit einem Gesamtgewicht von drei Tonnen geerntet. Die dicksten Kartoffeln hatten dabei die Kölner: Im Schnitt wogen die dort geernteten Kartoffeln 44,6 Gramm pro Stück.
Weltweit gibt es über 7.000 Kartoffelsorten. Viele alte Kartoffelsorten werden nur noch von Privatleuten gezüchtet und sind im Handel nicht mehr erhältlich. Dazu trägt auch bei, dass kommerzielle Produktion von Kartoffeln in Deutschland eine Zulassung durch das Bundessortenamt und Eintragung in die Sortenliste erfordert. In seiner Umwelt-Enzyklika "Laudato si" (2015) hatte sich auch Papst Franziskus besorgt über den Verlust biologischer Vielfalt gezeigt. "Jedes Jahr verschwinden Tausende Pflanzen- und Tierarten, die wir nicht mehr kennen können, die unsere Kinder nicht mehr sehen können, verloren für immer", so der Papst. Und: "Unseretwegen können bereits Tausende Arten nicht mehr mit ihrer Existenz Gott verherrlichen, noch uns ihre Botschaft vermitteln. Dazu haben wir kein Recht." (fxn)