Die Sorge für das gemeinsame Haus
In der Einleitung verweist der Papst auf die ökologischen Ansätze in den Botschaften seiner Vorgänger und nimmt Bezug auf den heiligen Franz von Assisi. Im Hauptteil seiner Enzyklika gibt Franziskus zunächst einen kurzen Überblick über die aktuelle ökologische Krise (Kapitel 1) und verschafft dann dem Engagement für die Umwelt eine biblische Grundlage (Kapitel 2). Im Anschluss spricht er über die Ursachen der Krise (Kapitel 3) und legt ein Konzept der ganzheitlichen Ökologie vor (Kapitel 4). Schließlich will der Papst "fortfahren mit einigen ausführlichen Leitlinien für Dialog und Aktion, die sowohl jeden von uns als auch die internationale Politik betreffen" (Kapitel 5). Zum Abschluss gibt er Ratschläge zur menschlichen Reifung, "die von dem Schatz der christlichen spirituellen Erfahrung inspiriert sind" (Kapitel 6).
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Einleitung
"Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter." Das Zitat aus dem Sonnengesang des heiligen Franz von Assisi leitet die Enzyklika "Laudato si – Über die Sorge für das gemeinsam Haus" von Papst Franziskus ein, gibt ihr den Namen und wird gleichzeitig zu ihrem Programm. Denn diese Schwester und Mutter "schreit auf wegen des Schadens", den man ihr weltweit zufügt. Sie werde geplündert, verletzt, krank gemacht. Deshalb wendet sich Franziskus mit seinem Schreiben auch nicht nur an die Katholiken oder alle Christen, sondern an jeden Menschen, "der auf diesem Planeten wohnt".
Zu Beginn seines Lehrschreibens verweist der Papst auf die ökologischen Ansätze in den Botschaften seiner Vorgänger: auf die Warnung vor dem Nuklearkrieg durch den heiligen Johannes XXIII., auf den heiligen Johannes Paul II., der zu einer weltweiten ökologischen Umkehr aufrief und auf Benedikt XVI., der auf die Wunden der natürlichen und sozialen Umwelt hinwies. Schließlich verweist er auf den heiligen Franz von Assisi, der schlechthin für die Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte ganzheitliche Ökologie ist.
Franziskus ruft dazu auf, "die gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung zu vereinen". Ausdrücklich bedankt er sich bei denen, "die mit Nachdruck darum ringen, die dramatischen Folgen der Umweltzerstörung im Leben der Ärmsten der Welt zu lösen". Der Papst stellt sie aber den Machthabern und der Interessenlosigkeit der anderen gegenüber, wegen derer "viele Anstrengungen, konkrete Lösungen für die Umweltkrise zu suchen, vergeblich" seien. Die Enzyklika solle nun dabei helfen, die "Dringlichkeit und die Schönheit der Herausforderung zu erkennen, die vor uns steht".
Kapitel 1 – Was unserem Haus widerfährt
Im ersten Kapitel seiner Enzyklika gibt der Papst einen Überblick über die aktuelle ökologische Krise: die Luftverschmutzung oder die Abfallberge, der Klimawandel (Abschnitt I.) oder der Verlust von Tier- und Pflanzenarten (III.). Franziskus benennt die Schäden, die der Mensch der Natur zufügt und die er auch auf die moderne "Wegwerfkultur" zurückführt. Besonders die Armen litten unter Problemen wie Wassermangel (II.) oder unter Naturkatastrophen als Folge der Erderwärmung. Wirtschaftsführer und Politiker der führenden Industrienationen würden dagegen versuchen, diese Probleme "zu verschleiern oder ihre Symptome zu verbergen".
Doch nicht nur die Natur nimmt laut Franziskus Schaden. Auch der Mensch selbst leide. Seine Lebensqualität nehme in vielen Regionen der Erde ab (IV.): zum Beispiel durch "soziale Ausschließung, die Ungleichheit in der Verfügbarkeit und dem Konsum von Energie und anderen Diensten". Die Folgen seien zunehmende Gewalt, Aggressionen und steigender Drogenkonsum. Franziskus bezeichnet sie als Zeichen dafür, dass "das Wachstum der letzten beiden Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren ganzheitlichen Fortschritt" bedeutet habe. Ähnlich urteilt er über die Dynamik der Medien sowie der digitalen Welt und spricht von einer bloßen Anhäufung von Daten, "die sättigend und benebelnd in einer Art geistiger Umweltverschmutzung endet".
Ein Thema, das das Pontifikat des Papstes bisher bestimmte, ist der Aufruf zum Einsatz für die Armen und zum Kampf gegen die weltweite soziale Ungerechtigkeit (V.). Das schlägt sich auch in seiner Enzyklika nieder. Ein wirklich ökologischer Ansatz sei auch immer ein sozialer Ansatz, "der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde", begründet der Papst. So beeinträchtige zum Beispiel die Erschöpfung des Fischbestands speziell diejenigen, die vom handwerklichen Fischfang leben und ihr Einkommen anders nicht erwirtschaften könnten. Anstatt jedoch die Probleme der Armen zu lösen, hätten "einige nichts anderes vorzuschlagen als eine Reduzierung der Geburtenrate". Damit wollten die Mächtigen das gegenwärtige Modell der Verteilung legitimieren.
Aufs Schärfste kritisiert der Papst am Ende des Kapitels "die Schwäche der Reaktionen" (VI.). Die Politik bezichtigt er der "Unterwerfung unter die Technologie und das Finanzwesen", die sich zum Beispiel in den erfolglosen Weltgipfeln über Umweltfragen zeige. Es gelinge dem wirtschaftlichen Interesse leicht, die Oberhand über das Gemeinwohl zu gewinnen und die Informationen zu manipulieren, um die eigenen Pläne nicht beeinträchtigt zu sehen. Doch auch die Bevölkerung ruft Franziskus zum Handeln auf. Zwar steige das ökologische Empfinden, schädliche Konsumgewohnheiten änderten sich dagegen aber nicht, sondern würden sogar noch schlimmer.
Kapitel 2 – Das Evangelium von der Schöpfung
Der Papst stellt sich zunächst der Frage, warum ein Schreiben, das sich an alle Menschen richtet, dem Glauben ein eigenes Kapitel widmet (I). Er betont, dass angesichts der Komplexität der ökologischen Krise Lösungen nicht über einen einzigen Weg erreicht werden könnten und dass auch die religiöse Weisheit mit ihrer eigenen Sprache gehört werden solle. Weiter verweist Franziskus darauf, dass der Christ durch seine Glaubensüberzeugungen zur Pflege der Natur und Sorge für die schwächsten Menschen motiviert werde.
Anhand biblischer Erzählungen zeigt Franziskus die "unermessliche Würde jedes Menschen" auf und fordert, diese zu verteidigen (II). Das Menschsein gründe auf die drei miteinander verbundenen Beziehungen zu Gott, zum Nächsten und zur Erde. "Der Bibel zufolge sind diese drei lebenswichtigen Beziehungen zerbrochen, nicht nur äußerlich, sondern auch in unserem Innern. Dieser Bruch ist die Sünde", schreibt der Papst. Die Sünde zeige sich "heute mit all ihrer Zerstörungskraft in den Kriegen, in den verschiedenen Formen von Gewalt und Misshandlung, in der Vernachlässigung der Schwächsten und in den Angriffen auf die Natur".
Vehement weist der Papst zurück, dass aus Gottes Auftrag an den Menschen, die Erde zu beherrschen, eine absolute Herrschaft über die anderen Geschöpfe gefolgert werden könne. Er nennt mehrere Beispiele, in denen die Heilige Schrift den Menschen vielmehr auffordert, sich um die Tiere zu kümmern. Mit Bezug auf ein Umweltschreiben der Deutschen Bischofskonferenz betont er, dass die anderen Geschöpfe dem Wohl des Menschen nicht völlig untergeordnet seien, als besäßen sie in sich selbst keinen Wert.
Das gesamte Universum sei nicht als Ergebnis einer willkürlichen Allmacht, einer Demonstration von Kraft oder eines Wunsches nach Selbstbestätigung entstanden, sondern aus Liebe (III). Zugleich betont er, dass das jüdisch-christliche Denken die Natur entmythologisiert habe und ihr keinen göttlichen Charakter mehr zuschreibe. Erkenne der Mensch die Zerbrechlichkeit der Natur, müsse daraus eine Verantwortung ihr gegenüber erwachsen und eine Abkehr vom "modernen Mythos vom unbegrenzten materiellen Fortschritt" stattfinden.
Zum Schuss spricht Franziskus die Themen an, die sein Pontifikat stets begleiten: Armut und Ungerechtigkeit (V). Der Papst kritisiert, dass sich einige Menschen für würdiger hielten als andere – und das aufgrund materiellen Besitzes. In dem Zusammenhang betont er auch die christliche Tradition, den Privatbesitz nicht absolut zu setzen (VI). Er müsse stattdessen immer auch der Allgemeinheit dienen. Mit Bezug auf Papst Johannes Paul II. nennt er das Prinzip eine "goldene Regel" des sozialen Verhaltens. Damit stellt Franziskus "die ungerechten Gewohnheiten eines Teils der Menschheit ernsthaft in Frage".
Kapitel 3 – Die menschliche Wurzel der ökologischen Krise
Franziskus sieht die Wurzel der ökologischen Krise beim Menschen: Er stellt ein "technokratisches Paradigma" fest, das heute allgemein handlungsleitend sei: Was gemacht werden kann, wird gemacht, Fortschritt um des Fortschritts willen, eine Logik des Wachstums und des Mehr in der Technik wie in der Wirtschaft. Dabei ist die Sicht auf Fortschritt und menschliche Kreativität nicht ablehnend und pessimistisch: Er betont den Nutzen und die großen Erfolge, die Wissenschaft und Technik erreicht haben (Abschnitt I.).
Mit Romano Guardini kritisiert Franziskus den Mangel an Erziehung zum richtigen Gebrauch dieser Macht, die immer zwiespältig sei und sich daher durch Ethik, Kultur und Spiritualität selbst beschränken müsse. Das gilt für Biotechnik, die nicht als ganzes verworfen wird, geht über Tierversuche, die nur um der Menschen willen durchgeführt werden dürfen, bis hin zur menschlichen Arbeit, die einen Wert an sich darstellt und nicht allein unter ökonomische Vorbehalte gestellt werden soll (III.).
Ein zentrales Motiv ist das der komplexen Wirklichkeit, die nicht erfasst werden kann, beschränkt man sich auf einzelne Teilwissenschaften und isolierte Aspekte: Auch Philosophie und Sozialethik, nicht nur Naturwissenschaften gehören zum Erfassen der Wirklichkeit. Franziskus spricht von einem "modernen Anthropozentrismus", der "die technische Vernunft über die Wirklichkeit" stellt. Einen Gedanken, den der Papst bereits in "Evangelii gaudium" stark gemacht hat, führt er auch hier wieder aus. Seine Kritik gilt nicht nur einem Relativismus in Bezug auf die rechte Lehre, sondern besonders einem "praktischen Relativismus": Eine fehlgeleitete Selbstzentrierung des Menschen, die egoistisch die Bedürfnisse der anderen übersieht.
Dabei könne es keine Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie geben, schreibt der Papst: Die Beziehung zur Umwelt kann für ihn nicht ohne Beziehung zu den Mitmenschen und zu Gott gedacht werden, will man der Schöpfungswirklichkeit gerecht werden. Das betrifft etwa Fragen der Bioethik und des Lebensschutzes, die Franziskus im Kontext der Schöpfungsverantwortung denkt. Franziskus fasst das Kapitel in einem Satz zusammen: "Eine von der Ethik abgekoppelte Technik [wird] schwerlich in der Lage sein, ihre Macht selbst zu beschränken."
Kapitel 4 – Eine ganzheitliche Ökologie
Ökologie versteht Franziskus nicht enggeführt auf Naturschutz: Ihm ist es um eine ganzheitliche Ökologie zu tun; menschliche und soziale Dimensionen gehören dazu. Noch einmal betont der Papst, wie verwoben alle Fragestellungen sind und dass es daher nicht möglich ist, rein partielle Lösungen aus dem ausschließlichen Blickwinkel von Teilwissenschaften zu finden: Stattdessen sollen verschiedene Blickwinkel und Erkenntnisformen integriert und zusammengeführt werden (Abschnitt I.).
Ein wichtiges Element ist dabei, auch soziale Institutionen in den Blick zu nehmen, die zunächst keinen engeren Zusammenhang mit Ökologie zu haben scheinen. Franziskus legt großen Wert auf Rechtstaatlichkeit und gute Regierungsführung: Es genügt nicht, Gesetze zu haben, die Mensch und Umwelt schützen, sie müssen auch tatsächlich durchgesetzt werden können. Neben natürliches Erbe stellt Franziskus das historische, künstlerische und kulturelle Erbe. Selbst wenn eine uniforme Kultur und Gesetzgebung vordergründig ökologischen Zielen dienen würde, wäre das nicht zielführend: Dazu sind die je örtlichen Gegebenheiten viel zu vielschichtig; es braucht eine subsidiäre Verwirklichung, die aus der je eigenen Kultur erwächst, um zu wirklich nachhaltigen Lösungen der skizzierten Probleme zu gelangen – das gilt explizit auch für die Kulturen von Ureinwohnern, die nicht aufgrund ihrer Lebensweise abgewertet werden dürfen (II.).
Konsequent betrachtet Franziskus nicht nur übergreifende, staatliche Institutionen, sondern auch den Alltag: Mit großer Wärme beschreibt er, wie die Lebensqualität von Menschen vom ganz alltäglichen Miteinander und der Sorge um gute und solidarische Nachbarschaft abhängt. Ganz praktisch widmet er sich Fragen der Stadtentwicklung: Gestaltung des öffentlichen Raums, Wohnungsnot, öffentlicher Nahverkehr – all das sind Gebiete, die für Franziskus zu einer Ökologie des Alltagslebens gehören (III.). Nur kurz, aber deutlich, streift er den von Benedikt XVI. stark gemachten Begriff einer "Ökologie des Menschen", die Verpflichtung des Menschen auf Respekt vor seiner eigenen Natur, insbesondere seiner Geschlechtlichkeit als Mann und Frau – Unterschiede, die nicht verwischt werden dürfen.
Das Kapitel schließt mit zwei Prinzipien: dem Gemeinwohl (IV.) und der generationenübergreifenden Gerechtigkeit (V.). Das Gemeinwohl, das Franziskus mit dem Konzilsdokument "Gaudium et spes" bestimmt als "Gesamtheit jener Bedingungen des gesellschaftlichen Lebens, die sowohl den Gruppen als auch deren einzelnen Gliedern ein volleres und leichteres Erreichen der eigenen Vollendung ermöglichen", soll zentrales Ordnungsprinzip jeglicher Institutionen sein. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der als Keimzelle der Gesellschaft bestimmten Familie und in der Sorge um die Ärmsten. All das ist nicht auf eine kurzfristige Gegenwart beschränkt: Nachhaltigkeit wird mit Blick auf kommende Generationen, ihre Rechte und gerechten Ansprüche bestimmt. "Welche Art von Welt wollen wir denen überlassen, die nach uns kommen, den Kindern, die gerade aufwachsen?" – diese Frage in all ihren Facetten mit unverstelltem Blick auf die Wirklichkeit in ihrer Gesamtheit durchzudenken ist die Aufgabe, die Franziskus mit seiner Enzyklika angeht.
Kapitel 5 – Einige Leitlinien für Orientierung und Handlung
Um aus der "Spirale der Selbstzerstörung" herauszukommen, skizziert der Papst zunächst, was im Umweltdialog der internationalen Politik passieren müsse (I). Er kritisiert, dass es noch keine wirksamen Formen von internationalen "leaderships" gebe, um Umweltprobleme und soziale Schwierigkeiten zu lösen oder die Energieeffizienz und nachhaltige Landwirtschaft zu fördern. Kritik äußert Franziskus unter anderem an Umwelt-Gipfeltreffen der vergangenen Jahre. Er fordert geeignete Mechanismen zur Kontrolle, zur periodischen Überprüfung und zur Bestrafung der Zuwiderhandlungen.
Weiter lehnt der Papst einige diskutierte Vorschläge wie Emissionszertifikate (bringt keine "radikale Veränderung" mit sich) oder die Internationalisierung der Umweltkosten (benachteiligt Entwicklungsländer) ab. Um Probleme einzelner Länder und Kommunen zu mindern (II), fordert er den Einsatz gegen Missstände und die Förderung guten Verhaltensweisen und Kreativität. Wichtig sei auch Kontinuität und nicht die Kurzsichtigkeit der Konsumgesellschaft.
Franziskus fordert bei großen Projekten von Anfang an eine Prognose der Umweltverträglichkeit. Es bräuchte transparente Entscheidungsprozesse, die frei von wirtschaftlichem und politischem Druck seien und die alle Betroffenen einbeziehen. Sei dies nicht gewährleistet, müssten die Projekte gestoppt oder verändert werden. Scharf kritisiert der Papst, dass Wirtschaft und Politik sich zu wenig in den "Dienst des Lebens" stellten (IV): "Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen, und diese darf sich nicht dem Diktat und dem effizienzorientierten Paradigma der Technokratie unterwerfen." Die Finanzkrise vor sieben Jahren sei leider nicht als Gelegenheit genutzt worden, eine gegenüber ethischen Grundsätzen aufmerksamere Wirtschaft zu entwickeln.
Franziskus betont, mit den Lösungsvorschlägen nicht die menschliche Entwicklung aufhalten zu wollen: "Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und Entwicklung geben kann." Zum Schluss fordert der Papst mit scharfen Worten zum Handeln auf: "Wenn die Politik nicht imstande ist, eine perverse Logik zu durchbrechen, und wenn auch sie nicht über armselige Reden hinauskommt, werden wir weitermachen, ohne die großen Probleme der Menschheit in Angriff zu nehmen." Die Gesamtheit der Vorgänge müsse überdacht werden, denn es reiche nicht, "oberflächliche ökologische Überlegungen" einzubeziehen.
Kapitel 6 – Ökologische Erziehung und Spiritualität
Im sechsten Kapitel der Enzyklika zeigt Franziskus, wie die Menschen zu einem Lebensstil unter dem Aspekt von Umweltschutz und gegenseitiger Achtung finden können. "Die Menschheit muss sich ändern", nicht weniger fordert er. Zunächst appelliert er, ein Lebensmodell, das sich zu sehr auf Konsum und zu wenig auf wesentliche Werte ausrichtet, hinter sich zu lassen (Abschnitt I).
Hierzu gibt Franziskus sehr konkrete Hinwiese. So gehöre dazu unter anderem, als Verbraucher verantwortungsvoll zu konsumieren. Der Gebrauch von Plastik und Papier könne eingeschränkt, öffentliche Verkehrsmittel genutzt werden. Aber auch die Gemeinschaft sei gefordert (II). So könnten sich Menschen in politischen Parteien oder Initiativen engagieren (V).
Zu dem angestrebten neuen Lebensstil könne auch die Umwelterziehung etwas beitragen (II). Hier sieht Franziskus besonders die Familie gefragt. Aber auch die Kirche müsse etwa in den Seminaren und Ausbildungsstätten der Orden dazu beitragen. In diesem Zusammenhang betont Franziskus, dass es nicht reiche, Regeln aufzustellen, sondern dass sich das Bewusstsein ändern müsse.
Für diese Bewusstseinsänderung könne die christliche Spiritualität als Quelle dienen. Sie schlage "ein anderes, bescheideneres Verständnis von Lebensqualität vor" (III, IV). Letztendlich gehe es um die Überzeugung, dass "Weniger mehr ist". Ein Ausdruck dieser Haltung sei das Tischgebet, das die Dankbarkeit für die Gaben der Schöpfung unterstütze. Die "Werke Gottes zu schützen", die Menschen zu achten und sich selbst nicht zu überhören, sei ohnehin Teil der christlichen Spiritualität.
Nach Ansicht von Franziskus findet eine Verbindung des Menschen mit der Schöpfung auch in den Sakramenten (VI), der Trinität (VII), der Gottesmutter Maria (VIII) und dem Glauben an das ewige Leben (IX) seinen Ausdruck. In der Trinität von Vater, Sohn und Heiligem Geist etwa zeige sich, dass alles miteinander zusammenhänge. Sie lade gleichsam zu einer "Spiritualität der globalen Solidarität" ein.
Der Papst beschließt die Enzyklika mit zwei Gebeten, einem "Gebet für unsere Erde" und einem "Christlichen Gebet mit der Schöpfung".