Joseph Maria Bonnemain wird Bischof, Weihbischof Eleganti tritt zurück

Nach Bischofsernennung: Gelingt der Neuanfang im Bistum Chur?

Veröffentlicht am 15.02.2021 um 12:30 Uhr – Lesedauer: 

Zürich ‐ Fast zwei Jahre hat es gedauert. Doch nun ist im Schweizer Bistum Chur mit Joseph Maria Bonnemain ein Nachfolger für den konservativen Bischof Vitus Huonder gefunden worden. Das hätte für das zerstrittene Bistum auch viel einfacher laufen können.

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Der Arzt, Krankenhausseelsorger und Offizial des Bistums Chur Joseph Maria Bonnemain wird neuer Bischof der zerstrittenen Schweizer Diözese. Bonnemain ist seit 40 Jahren für das Bistum tätig. Unter dem konservativen Bischof Wolfgang Haas (1988/90-1997) machte er Karriere. Später distanzierte sich Bonnemain von dessen erzkonservativen Kurs. Das Mitglied des Opus Dei gilt als gemäßigt und als guter Brückenbauer.

Bonnemains französischer Name erklärt sich über seinen Vater, der aus dem Jura stammt. Seine Mutter war Katalanin. Joseph Maria Bonnemain wurde am 26. Juli 1948 in Barcelona geboren und studierte in Zürich Medizin. 1975 ging er für ein Theologiestudium nach Rom; 1978 weihte ihn der Wiener Kardinal König zum Priester der Prälatur Opus Dei. 1980 wurde Bonnemain im Kirchenrecht promoviert und kehrte in die Schweiz zurück.

Auf Distanz zum konservativen Kurs des Bistums

Bonnemain spricht fünf Sprachen: Katalanisch, Spanisch, Französisch, Deutsch und Italienisch. Als Arzt und Theologe verstärkte Bonnemain von 1983 bis 1991 die Delegation des Heiligen Stuhls in Genf bei der Weltgesundheitsorganisation WHO. Zurzeit ist Bonnemain Offizial, also der oberste Kirchenrichter im Bistum Chur. Zugleich ist er zuständig für die Beziehungen zu den staatskirchenrechtlichen Organen.

Unter dem damaligen Bischof Haas wurde Bonnemain im Sommer 1990 Offizial. Doch im Laufe der Zeit distanzierte er sich vom konservativen Kurs des Bistums. Bonnemain, der seit knapp vier Jahrzehnten zwischen Zürich und Chur pendelt, setzte sich dafür ein, Zürich im Stadt-Land-Gefüge des Bistums aufzuwerten. Er wollte aus der Zürcher Liebfrauenkirche eine Konkathedrale machen – was in Graubünden nicht gut ankam.

Marian Eleganti im Porträt
Bild: ©picture alliance/KEYSTONE/GAETAN BALLY

Marian Eleganti, Weihbischof des Bistums Chur-

Bonnemain kennt die Probleme des Bistums bestens. Als Sekretär des "Fachgremiums Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld" der Schweizer Bischofskonferenz vertritt er eine Null-Toleranz-Politik bei Missbrauch und Machtmissbrauch. Seit 40 Jahren ist er zudem Krankenhausseelsorger im Spital Limmattal in Schlieren.

Bonnemains Name stand bereits auf der Dreierliste, die Papst Franziskus dem Churer Domkapitel zur Wahl im November vorgelegt hatte. Doch damals beschlossen die Domherren mit knapper Mehrheit, die Wahl platzen und Rom selbst entscheiden zu lassen. Bonnemain als Mitglied des Wahlgremiums enthielt sich. Der konservative Flügel hielt keinen der drei Kandidaten des Papstes für wählbar – ein Affront. So steht das zerstrittene Domkapitel als ein Symbol für das gespaltene Bistum.

Weihbischof Eleganti macht Platz für einen Neuanfang

Für einen Neuanfang macht Weihbischof Marian Eleganti den Platz frei. Der 65-Jährige, seit 2009 Churer Weihbischof, hatte bereits 2019 seinen Amtsverzicht beim Papst eingereicht; nun nahm Franziskus ihn am Montag an. Eleganti ist in konservativen Kreisen beliebt. Gleichwohl sorgte er in den vergangenen Jahren immer wieder für Verärgerung, etwa als er im März 2020 in einem Video die Corona-Schutzmaßnahmen kritisierte und seinen Mitbrüdern in der Bischofskonferenz widersprach. Daraufhin verpasste ihm der Churer Interimsleiter, Bischof Peter Bürcher, einen Maulkorb.

Nun also ein weiterer "Übergangsbischof". Schon in knapp zweieinhalb Jahren, mit Vollendung des 75. Lebensjahres, muss Bonnemain dem Papst gemäß dem Kirchenrecht seinen Amtsverzicht anbieten. Und selbst wenn der die Amtszeit noch um einige Zeit verlängert: In wenigen Jahren beginnt die Suche nach einem Brückenbauer von neuem. Am diesem Montagabend um 18 Uhr feiert Bischof Bürcher mit dem designierten neuen Bischof Bonnemain ein Pontifikalamt in der Churer Kathedrale. Wann Bonnemain die Bischofsweihe erhält, ist noch unbekannt. Zu hören war der Termin Ostermontag (5. April).

Von Raphael Rauch