Nach Zerstörung der Reben von Benedikt XVI. in Castel Gandolfo

Bericht: Star-Winzer soll Weingut für Papst Franziskus anlegen

Veröffentlicht am 16.02.2021 um 12:08 Uhr – Lesedauer: 

Rom/Castel Gandolfo ‐ Die Posse um den Weinberg in der ehemaligen päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo geht weiter: Erst wurde der Weinberg Benedikts XVI. umsonst gerodet – nun kommen doch wieder Reben auf das Anwesen: auf Anweisung von ganz oben.

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Nachdem der Weinberg Papst Benedikts XVI. gerodet wurde, sollen jetzt doch wieder Reben in Castel Gandolfo stehen – als Weinberg von Papst Franziskus. Nach Informationen der italienischen Tageszeitung "Il Messaggero" soll in der Nähe des alten Weinbergs, der zunächst einem nie gebauten Kongresszentrum weichen musste, auf direkte Anweisung von Franziskus unter der Leitung des Star-Winzers Riccardo Cotarella doch wieder Wein gepflanzt werden. Der als "Wizard of White Wine“ bekannte Cotarella ist Vorsitzender des italienischen Weinherstellerverbandes und berät neben der Arbeit in seiner eigenen Kellerei auch andere Weingüter. Zu seinen bekanntesten Kunden gehört der Musiker Sting, der Cotarella im vergangenen Jahr als Berater für sein Weingut in der Toskana engagiert hatte.

Der neue päpstliche Weinberg soll auf dem abfallenden Gelände unterhalb des Hubschrauberlandeplatzes entstehen. Bisher wird dort Saat-Luzerne als Futter für die Kühe des päpstlichen Hofs angebaut. Bereits vor einigen Wochen hätten Arbeiter begonnen, den Bereich für die Pflanzung von Setzlingen vorzubereiten, die in einigen Jahren einen Weinberg von zwei Hektar bilden sollen. Nach Informationen des "Messaggero" soll der Ertrag des Papstweinguts nicht in den offenen Verkauf gehen, sondern für "interne Zwecke" verwendet werden.

Der Weinberg auf dem Gelände der Päpstlichen Villen in Castel Gandolfo am 11. Juni 2016.
Bild: ©Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani/KNA (Archivbild)

Da war noch alles in Ordnung: 2016 standen die Reben auf dem Gelände der Päpstlichen Villen in Castel Gandolfo noch in vollem Saft. Dann kamen die Bagger des Bergoglio-Papstes.

Im Januar wurde ebenfalls durch einen Bericht des "Messaggero" bekannt, dass das Projekt eines internationalen Kongresszentrums nicht weiter verfolgt wird, nachdem im Januar des vergangenen Jahres die Nachricht von der Zerstörung des Weinbergs verbreitet wurde. Damals wurde angenommen, dass er einer Straße weichen müsse, erst später wurden die Pläne eines durch den für den Vatikan tätigen Architekten Guido Rainaldi geplanten modernen Baus bekannt.

Rosen statt Reben für Benedikt XVI.

Die auf dem rund 1.000 Quadratmeter großen Abschnitt des päpstlichen Landguts unterhalb einer Statue von Jesus als gutem Hirten gepflanzten Reben waren ein Geschenk des italienischen Landwirtschaftsverbands Coldiretti an Papst Benedikt XVI. Nach seinem Amtsantritt 2005 hatter er sich in Anlehnung an das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg im Matthäusevangelium als "demütigen Arbeiter im Weinberg des Herrn" bezeichnet. Der Papst habe während seiner Aufenthalte in der traditionellen Sommerresidenz gerne zwischen den Reben gebetet. Heute stehen Rosen an der Stelle des ehemaligen Weinbergs.

Die etwa 25 Kilometer südöstlich von Rom in den Albaner Bergen gelegene Residenz in Castel Gandolfo ist seit dem 16. Jahrhundert im Besitz der Päpste und wurde unter Urban VIII. von 1624 bis 1629 zum Papstpalast umgebaut. 2016 kündigte Papst Franziskus an, die Anlage nicht mehr als Sommerresidenz verwenden zu wollen, die Papstwohnung wurde in ein öffentlich zugängliches Museum umgewandelt. Gemäß den Lateranverträgen ist die Anlage zwar auf italienischem Boden, gilt jedoch als exterritoriale Besitzung des Heiligen Stuhls und hat damit einen ähnlichen Status wie diplomatische Vertretungen. (fxn)