Bistum Osnabrück: Späterer Diakon missbrauchte Teenagerin jahrelang
Ein späterer katholischer Diakon hat eine Jugendliche im Emsland über drei Jahre sexuell genötigt und missbraucht. Das Bistum Osnabrück bestätigte am Freitag auf Anfrage einen entsprechenden Bericht der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (online). Bei den ersten Taten, die sich in den 1980er-Jahren ereignet haben sollen, sei sie 14 Jahre alt gewesen, sagte die heute 49-jährige Betroffene dem Blatt. Der damals als Chorleiter engagierte Mann habe ihr unter anderem immer wieder aufgelauert, sie unsittlich angefasst und in ihrer Anwesenheit onaniert.
Wie das Bistum in einer Stellungnahme mitteilte, ist der Beschuldigte erst einige Jahre nach diesen Ereignissen zum Diakon geweiht worden. Die Betroffene habe sich im Januar 2020 an eine unabhängige Ansprechperson der Diözese gewandt.
In einer Konfrontation habe der Beschuldigte die Vorwürfe eingeräumt. Bischof Franz-Josef Bode habe ihn daraufhin unmittelbar per Dekret aus dem Dienst genommen. Diese Anordnung gelte bis auf Weiteres. Das Bistum habe auch die zuständige Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Das Ermittlungsverfahren sei jedoch eingestellt worden, weil die Taten zur damaligen Zeit nicht strafbar gewesen seien.
Frau erhielt Vergleichs- und Anerkennungszahlung
Die Frau hat nach Angaben der Diözese vom Beschuldigten im Rahmen eines Vergleichs eine Zahlung von 2.500 Euro bekommen. Weiter habe sie auch vom Bistum 2.500 Euro im Sinne einer "materiellen Anerkennung erlittenen Leids" sowie finanzielle Unterstützung für Therapie-Maßnahmen und Anwaltskosten erhalten.
Die Betroffene gab gegenüber der Zeitung an, noch immer unter den Vorfällen zu leiden und warf dem Bistum vor, die Taten zu verschleiern. Weder die Mitglieder noch die Gremien der Gemeinde, in der der Beschuldigte tätig war, seien über den Grund für sein sofortiges Ausscheiden informiert worden. Das Bistum erklärte dazu, es habe nach Einstellung der staatlichen Ermittlungen "nach sorgfältiger Abwägung" auf die Veröffentlichung der Vorwürfe in der Gemeinde verzichtet.
Bischof Bode habe der Betroffenen bereits kurz nach Aufnahme des Verfahrens auch ein persönliches Gespräch angeboten. Es habe auf Wunsch der Betroffenen aufgrund der Corona-Situation jedoch zunächst nicht stattgefunden. Das Gesprächsangebot bleibe aber selbstverständlich weiter bestehen, so die Diözese.
Die Frau will laut Bericht von mindestens einem weiteren Opfer des Beschuldigten wissen. Beim Bistum haben sich nach Angaben eines Sprechers bislang keine weiteren Betroffenen gemeldet. (KNA)