Erzbischof Burger stellt neue Details zur "Kirchenentwicklung 2030" vor

Auch weiterhin keine Gemeindeleitung durch Laien in Freiburg

Veröffentlicht am 01.03.2021 um 14:22 Uhr – Lesedauer: 

Freiburg ‐ Das Erzbistum Freiburg soll künftig nur noch 40 Pfarreien statt 224 Seelsorgeeinheiten haben. Wie das umgesetzt werden kann, hat Erzbischof Stephan Burger nun dargelegt. In den neuen Großpfarreien gibt es viele Freiheiten – nur für die Spitze nicht.

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Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger plant auch weiterhin nicht, Gemeindeleitung durch Laien zu ermöglichen. In einem am Montag von der Erzdiözese veröffentlichten Interview stellt der Erzbischof den aktuellen Planungsstand des Projekts "Kirchenentwicklung 2030" vor, zu dem eine Reduzierung der bisher 224 Seelsorgeeinheiten auf 40 Pfarreien gehört. Ein Vorschlag für eine Raumplanung soll nach Informationen von katholisch.de Ende der Woche veröffentlicht werden. Das Interview wurde anlässlich eines Treffens der Fachgruppenleitungen des Prozesses geführt. Jede der Pfarreien soll wie es das Kirchenrecht vorsieht von einem Pfarrer geleitet werden. "Aufgrund der Komplexität und Größe der neuen Pfarreien sehe ich keine andere Alternative, als bestimmte Aufgabenfelder zu delegieren", so Burger.

Die neuen Pfarreien sollen nicht weiter in rechtlich verfasste Untereinheiten gegliedert werden. Stattdessen ist eine Untergliederung in "Pfarrbezirke" möglich, die "pastorale Größen und keine rechtlich fixierten Verwaltungseinheiten" sind. Sie sollen über keinen eigenen Haushalt und keine satzungsmäßig geordneten Gremien verfügen. Auf Ebene der neuen Pfarreien soll eseinen Pfarreirat mit vor allem pastoralen Aufgaben geben, sowie einen Stiftungsrat, der zusammen mit der Pfarreigeschäftsführung für die Verwaltung zuständig ist. Anders als die derzeit in den Pfarreien tätigen Stiftungsräte sollen die neuen Gremien stärker Aufsichtstätigkeiten gegenüber der hauptamtlichen Geschäftsführung und weniger operative Verwaltungsaufgaben wahrnehmen. "Gerade so kann endlich die Entlastung der Priester und ehrenamtlich Engagierten von Verwaltungsaufgaben erreicht werden, die in den letzten Jahren so intensiv an mich herangetragen wurde", betonte Burger.

In jeder Pfarrei soll es ein zentrales Pfarrbüro als Anlaufstelle und "verlässliche Auskunftsbasis" geben; Außenstellen in den Pfarrbezirken sind denkbar. Jede Pfarrei soll zudem eine "Zentrale"  mit verlässlichen Gottesdienstzeiten und einer verlässlichen Sakramentenspendung haben. Wie die Arbeit innerhalb der Pfarreien, etwa durch Gemeindeteams, pastorale Zentren und Schwerpunktsetzungen, koordiniert wird, ist vor Ort zu entscheiden. Auf Diözesanebene wird lediglich der verbindliche kirchenrechtliche Rahmen gesetzt. "Es kann somit verschiedene Modelle geben, die jeweils zur örtlichen Situation passen", so der Erzbischof.

Laien hoffen auf breite Beteiligung der Basis

Gegenüber katholisch.de begrüßte die Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken Martina Kastner, dass der Prozess nun verstärkt auf Beteiligung setzen wolle. Seit Beginn der Corona-Pandemie seien viele kirchlichen Gremien in ihrer Arbeit deutlich eingeschränkt gewesen. Der Diözesanrat konnte seit Februar 2020 nur einmal zu seiner konstituierenden Sitzung im Januar zusammentreten. Dabei wurde auch ein Ausschuss eingerichtet, der den Prozess "Kirchenentwicklung 2030" kritisch begleiten soll. Die Laien sind über Kastner und ein weiteres Vorstandsmitglied in die Steuerung des Prozesses eingebunden. "Die Beteiligung aller ist gewünscht, der Wille ist da", betonte die Vorsitzende. Jetzt müsse die Diskussion auch vor Ort geführt werden. Bereits 2019 hatte das Erzbistum ein Online-Beteiligungsformat angeboten. Dass keine Gemeindeleitung durch Laien geplant ist, bedauert Kastner. Damit müsse man jetzt aber leben: "Die Leitung hat der Pfarrer, das ist so, jetzt geht es darum, das Innenleben zu gestalten."

Das Erzbistum Freiburg hatte im Februar 2019 angekündigt, die Zahl der Pfarreien auf 40 zu reduzieren. Zur Zeit gibt es in Freiburg noch 1057 Pfarreien, die in 224 Seelsorgeeinheiten zusammengeschlossen sind. Über die Zukunft der mittleren Ebene, die aus momentan 26 Dekanaten besteht, ist noch nichts bekannt. Das Vorhaben einer deutlichen Reduzierung der Pfarreien stieß wie in anderen Bistümern auf Skepsis an der Basis, Proteste wie in Trier blieben jedoch aus. Burger, der vor seiner Wahl zum Erzbischof Offizial der Erzdiözese war, legt bei seiner Reform auf eine genaue Umsetzung der kirchenrechtlichen Vorgaben wert. Durch die kontrovers diskutierte Pfarreien-Instruktion der Kleruskongregation, die im Sommer 2020 die Leitungsfunktion des Pfarrers noch einmal eingeschärft hatte, sah er deshalb im vergangenen Jahr keine Beeinträchtigung seiner Pläne. (fxn)