Nach Nein zu flächendeckendem Tarifvertrag für die Altenpflege

Caritas unter Druck – Verdi ruft zu Protestkundgebungen auf

Veröffentlicht am 08.03.2021 um 09:29 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Nach ihrem Nein zu einem Flächentarifvertrag in der Altenpflege steht die Caritas zunehmend unter Druck. Die Gewerkschaft Verdi ruft zu Demonstrationen vor Caritas-Standorten aus. Präsident Peter Neher wendet sich gegen die Protestkundgebungen.

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Im Streit um einen Flächentarifvertrag in der Altenpflege steht die Caritas zunehmend unter Druck. Die Gewerkschaft Verdi ruft dazu auf, am heutigen Montag vor Caritas-Standorten zu demonstrieren, weil die Arbeitgeberseite der Caritas einen flächendeckenden Tarifvertrag für die Altenpflege scheitern ließ.

Caritas-Präsident Peter Neher wandte sich am Montag gegen die Protestkundgebungen. "Caritas-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort leisten wichtige und herausragende Arbeit und haben herzlich wenig zu tun mit der Entscheidung unserer Arbeitsrechtlichen Kommission über die Allgemeinverbindlichkeit eines Tarifvertrags in der Altenpflege", erklärte er in Berlin. "Sie sind definitiv der falsche Adressat für den Unmut derer, welche die Entscheidung enttäuscht hat."

Die Gewerkschaft Verdi und der relativ kleine Arbeitgeberverband BVAP hatten einen Tarifvertrag für die Altenpflege ausgehandelt. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) wollte diesen Tarifvertrag bundesweit für allgemeinverbindlich erklären, kann das aber nach dem Nein der Caritas nicht mehr tun. Neher hatte am Freitag eingeräumt, dass das Veto zum flächendeckenden Tarifvertrag in der Altenpflege dem Verband massiv schade. Die Entscheidung der Arbeitsrechtlichen Kommission "schadet der Glaubwürdigkeit der Caritas und sie kommt zu Unzeiten für die katholische Kirche".

Neher: "Lasst uns nach vorne schauen"

Jetzt appellierte der Caritas-Chef an alle, die nachhaltige Verbesserungen in der Pflege wollten: "Lasst uns nach vorne schauen und zusammen dahin arbeiten, etwa innerhalb der Pflegemindestlohnkommission und mittels eines wirkungsvollen Mechanismus der Tarifbindung". Die Entscheidung der Arbeitsrechtlichen Kommission sei nicht rückgängig zu machen. "Die heute von Verdi initiierte Aktion erweckt den Eindruck, als ginge es den Kritikerinnen und Kritikern nicht wirklich nur um die Interessen der Pflegekräfte."

Ein allgemeinverbindlicher Tarifvertrag sei ein, aber nicht der einzige Weg, das Ziel verbesserter Arbeitsbedingungen in der Pflege zu erreichen. Der Deutsche Caritasverband unterstütze die Idee von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), die Zulassung von Pflegeeinrichtungen an eine Tarifbindung zu koppeln.

An der Entscheidung der Caritas hatte es von verschiedenen Seiten Kritik gegeben. Auch der Sprecher der Caritas-Mitarbeiterseite, Thomas Rühl, kritisierte das Nein zum flächendeckenden Tarifvertrag. Die geschlossene Ablehnungsfront der Dienstgeberseite habe ihn geschockt, sagte Rühl katholisch.de am Donnerstag. "Es gab die Chance, den Flächentarif auf die Schiene zu setzen, diese Chance ist jetzt vertan." (tmg/KNA)