Deutsche Bischöfe fordern 10 Jahre nach Fukushima mehr Einsatz bei Energiewende

Weihbischof Lohmann: Ausbau erneuerbarer Energien allein reicht nicht

Veröffentlicht am 10.03.2021 um 11:05 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Das Reaktorunglück von Fukushima hat weltweit die Sicherheit von Atomenergie infrage gestellt. Zum zehnten Jahrestag fordern die deutschen Bischöfe mehr Einsatz für die Energiewende und maßvollen Verbrauch. Gerade hier könne die Kirche Vorbild sein.

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Anlässlich des zehnten Jahrestages der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima fordern die deutschen Bischöfe mehr Anstrengungen bei der Umsetzung der Energiewende. "Der Ausbau erneuerbarer Energien muss noch beschleunigt werden; dies allein wird aber nicht reichen", sagte der Münsteraner Weihbischof Rolf Lohmann am Mittwoch in Bonn. In den vergangenen Jahren seien zwar schon erhebliche Fortschritte erzielt worden, bis zur Klimaneutralität sei es aber noch ein weiter Weg. "Wir haben uns weiter anzustrengen, um unseren Treibhausgasausstoß zu verringern." Lohmann ist in der Deutschen Bischofskonferenz für Umwelt- und Klimafragen zuständig und Vorsitzender der Arbeitsgruppe für ökologische Fragen der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen.

Neben dem Ausbau erneuerbarer Ressourcen brauche es eine effiziente Nutzung von Energie sowie Ideenreichtum insbesondere beim Ausschöpfen der Potenziale grüner Wasserstofftechnologien, so Lohmann weiter. Mögliche Konflikte bei der Flächennutzung, etwa zwischen Klima- und Naturschutzmaßnahmen, seien zwar absehbar, könnten durch entsprechende Maßnahmen jedoch entschärft werden. "Das Thema Energie bleibt in den nächsten Jahren von zentraler Bedeutung", betonte der Münsteraner Weihbischof. Entscheidend sei die Beteiligung und Zusammenarbeit aller gesellschaftlichen Akteure auf nationaler, europäischer und globaler Ebene. Daneben müsse weiterhin die Versorgungssicherheit und die Bezahlbarkeit des Stroms gewährleistet sein.

Maßvoller Konsum als christlicher Lebensstil

"Ein aus christlicher Sicht sehr bedeutsamer Baustein der Energiewende ist, maßvoll zu konsumieren und Lebensstile einzuüben, die mit weniger Energie- und Ressourcenverbrauch auskommen", unterstrich Lohmann. Die Kirche könne hier eine Vorbildfunktion einnehmen. "Das Ziel ist klar: Wir wollen als Gesellschaft nachhaltig leben und wirtschaften, um Gottes gute Schöpfung zu bewahren."  Es stimme sorgenvoll, dass in manchen Ländern neue Kernkraftwerke gebaut und Laufzeiten verlängert würden, "um vermeintlich klimaneutrale Energie zu produzieren, obwohl nukleare Unfälle nie völlig auszuschließen sind und die Endlagerproblematik nicht gelöst ist", so der Weihbischof. Fukushima bleibe eine Mahnung: "Warten wir nicht auf neue Katastrophen, um die nötigen Schritte zum Wohl unseres gemeinsamen Hauses zu gehen!"

Am 11. März 2011 löste ein schweres Seebeben und ein darauffolgender Tsunami im japanischen Atomkraftwerk Fukushima eine Reaktorschmelze aus. Ungefähr 100.000 bis 150.000 Einwohner mussten das Gebiet vorübergehend oder dauerhaft verlassen. Noch immer leidet die Bevölkerung unter den Folgen. Schätzungen zufolge können Folgearbeiten in der Region noch 30 bis 40 Jahre dauern. Die deutsche Bundesregierung beschloss im Anschluss an die Reaktorkatastrophe, aus der Atomenergie auszusteigen. Der Jahrestag sei ein Anlass, der vielen Opfer und Betroffenen zu gedenken, erklärte Lohmann. "Er hält uns aber auch dazu an, über die durch die Katastrophe aufgeworfenen Fragen nachzudenken, die den Umgang von uns Menschen mit der Natur ganz wesentlich berühren und die wir noch längst nicht zufriedenstellend gelöst haben."

Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) mahnt angesichts des Fukushima-Jahrestags (ZdK) eine konsequenten Energiewende an. "Internationaler Klimaschutz weltweit muss auch ohne Atomenergie funktionieren", erklärte Barbara Hendricks, ZdK-Sprecherin für nachhaltige Entwicklung und globale Verantwortung, am Mittwoch in Bonn. Damit einher müsse auch ein zunehmender Verzicht auf fossile Brennstoffe gehen. Obwohl die Energiewende in Deutschland seit 2011 vorangekommen sei, blieben große Herausforderungen: "Wir brauchen dringend einen weiteren Ausbau erneuerbarer Energien, eine bessere Energiespeicherung und den Ausbau der Energienetze, eine Transformation des Mobilitätssektors und des Gebäudebereichs sowie eine noch klimafreundlichere Landwirtschaft, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens und das Ziel der Klimaneutralität spätestens bis 2050 zu erreichen", so Hendricks. (mal)

10.3., 16 Uhr: Ergänzt um ZdK.