Staatsschutz prüft politische Motivation der Tat

Bistum Essen: Gedenkstätte des seligen Nikolaus Groß beschädigt

Veröffentlicht am 19.03.2021 um 11:59 Uhr – Lesedauer: 

Essen ‐ In den vergangenen Jahren häufen sich die Berichte über Vandalismus in Kirchen. Nun hat es ein Gotteshaus im Bistum Essen getroffen, das eine Gedenkstätte für Nikolaus Groß beherbergt. Hinter der Tat könnte eine politische Motivation stecken.

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Unbekannte haben die Gedenkstätte des NS-Widerstandskämpfers und Seligen Nikolaus Groß in dessen Taufkirche in Hattingen (Nordrhein-Westfalen) beschädigt. Am vergangenen Wochenende sei der Diebstahl einer zwei bis drei Kilo großen Darstellung aus Bronze entdeckt worden, die vor der Gedenkstele im Inneren der St.-Mauritius-Kirche in den Boden eingelassen war, teilte das Bistum Essen am Donnerstag mit. Der genaue Zeitpunkt des Diebstahls sei unklar, da bis vor Kurzem ein Gedenkkranz das Kunstobjekt verdeckt habe. Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) habe den Blumenschmuck an Groß‘ Todestag am 23. Januar direkt über dem Kunstwerk auf dem Boden platziert. Nach Angaben des Bistums hätten die Täter einiges an Kraft aufwenden müssen, da die Bronze-Darstellung mit Dübeln fest verankert gewesen sei. 

Da es sich bei dem Bronze-Element auch um Teile eines künstlerisch gestalteten zerbrochenen Hakenkreuzes handelt, habe die Staatsschutz-Abteilung der Polizei Hagen die Ermittlungen übernommen, so das Bistum Essen weiter. Derzeit werde dort geprüft, ob das Verbrechen politisch motiviert sei. Der für die Hattinger Kirche zuständige Pfarrer Andreas Lamm zeigte sich "erschrocken angesichts dieser Tat". Er frage sich, was die Motivation der Täter sei: "Ging es nur um den Materialwert – oder hat das Ganze einen politischen Hintergrund?" In den vergangenen Jahren habe es jedenfalls keinerlei Probleme mit Schäden in den geöffneten Kirchen der Pfarrei gegeben. Die Polizei ruft alle Menschen mit Hinweisen zu der Tat auf, sich unter 02331/98 62 066 zu melden.

Nikolaus Groß war ein christlicher Arbeiterführer und Journalist, der am 23. Januar 1945 von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde. Im August 1944 war Groß im Zusammenhang mit dem Hitler-Attentat vom 20. Juli verhaftet worden. An dem Attentat selbst war er zwar nicht beteiligt, hatte sich zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits viele Jahre im Widerstand engagiert. Im Oktober 2001 wurde Groß durch Papst Johannes Paul II. in Rom seliggesprochen. (rom)