"Was wäre mit einem Rücktritt gewonnen? Das wäre der einfachere Weg"

Kardinal Woelki schließt eigenen Rücktritt aus

Veröffentlicht am 22.03.2021 um 19:08 Uhr – Lesedauer: 

Berlin/Köln ‐ Rücktrittsgesuche und die Entbindung von Aufgaben: Die Kölner Missbrauchsstudie zog einige Konsequenzen mit sich. Kardinal Rainer Maria Woelki selbst schließt aber aus, sein Amt zur Verfügung zu stellen – und möchte so Verantwortung übernehmen.

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Vor der Bekanntgabe weiterer Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal im Erzbistum Köln hat Kardinal Rainer Maria Woelki einen Rücktritt abgelehnt. In einem Interview mit "Zeit Online" (Montag) antwortete er auf die Frage, ob er sein Amt zur Verfügung stellen werde, wörtlich: "Nein! Was wäre mit einem Rücktritt gewonnen? Das wäre der einfachere Weg. Indem ich im Amt bleibe, übernehme ich Verantwortung für das, was ich in Köln begonnen habe: die schonungslose Aufklärung."

Das Erzbistum will am Dienstag über weitere Konsequenzen im Missbrauchsskandal informieren. In der vergangenen Woche hatte eine Kölner Kanzlei ein Gutachten zur Aufarbeitung der sexualisierten Gewalt durch Kirchenpersonal veröffentlicht. Nun wollen Woelki und Generalvikar Markus Hoffmann weitere Maßnahmen vorstellen. Woelki betonte, der Auftrag an die Anwälte sei klar und eindeutig gewesen: "Verantwortliche für den falschen Umgang mit Missbrauchstätern namentlich zu benennen. Als Erzbischof sehe ich mich hier weiter in der Pflicht. Deshalb bleibe ich im Amt."

Personalakten sollen vor Fälschung geschützt werden

Zur Frage nach weiteren Konsequenzen sagte er, die Führung von Personalakten müsse fälschungssicher werden. Daran arbeite das Bistum schon seit einiger Zeit. "Sowohl Personalakten als auch Interventionsakten werden in ein elektronisches Kontrollsystem eingespeist werden – damit künftig kein Material, das Bistumsmitarbeiter belastet, mehr manipuliert oder vernichtet werden kann." In der Vergangenheit war es in Köln wie auch in anderen deutschen Bistümern zur Vernichtung von Akten über mutmaßliche Missbrauchstäter gekommen.

Woelki kündigte außerdem die Einrichtung einer unabhängigen Aufarbeitungskommission an. Diese werde mehrheitlich aus Personen bestehen, die vom Land Nordrhein-Westfalen und dem Betroffenenbeirat vorgeschlagen würden, sagte er "Zeit Online". Damit wolle das Erzbistum Köln deutlich machen: "Wir wollen nicht mauscheln und nicht tricksen. So wird Kontrolle von außen möglich." Ganz an den Staat abgegeben werden könne die Missbrauchsaufarbeitung aber nicht. "Sie muss von uns umgesetzt werden", betonte der Erzbischof.

Rücktrittsgesuche von Erzbischof Heße und Weihbischof Schwaderlapp

Das Gutachten der Strafrechtsanwälte Björn Gercke und Kerstin Stirner belastet mehrere Bischöfe schwer. Direkt nach der Vorstellung der Untersuchung hatte Woelki Weihbischof Dominikus Schwaderlapp (53) und den Kölner Offizial Günter Assenmacher (69) vorläufig von ihren Aufgaben entbunden. Einen Tag später beurlaubte er auch Weihbischof Ansgar Puff (65). Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße (54), der früher Personalchef und Generalvikar in Köln war, lässt sein Amt ruhen. Er und Schwaderlapp haben dem Papst ihren Rücktritt angeboten. Woelki selbst wurde kein Fehlverhalten nachgewiesen.

Bereits vor einem Jahr wollte Woelki ursprünglich ein anderes, bereits fertiggestelltes Gutachten einer Münchner Kanzlei veröffentlichen. Er hält es jedoch seither unter Verschluss und begründet dies mit angeblichen Mängeln und rechtlichen Problemen. Von Donnerstag an soll in Köln auch dieses Gutachten unter strengen Regeln eingesehen werden können. (mpl/epd/KNA)