Die deutschen Bischöfe haben nächste Woche viel Gesprächsstoff

Aus der Defensive

Veröffentlicht am 24.01.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
katholische Bischöfe beim Gottesdienst während einer Vollversammlung.
Bild: © KNA
Bischofskonferenz

Würzburg ‐ Der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz ist ein diskretes Gremium. Nur selten dringt von den turnusmäßigen Beratungen der 27 Ortsbischöfe im Würzburger Exerzitienhaus Himmelspforten etwas nach außen - ganz gleich, wie viele Journalisten dort warten. Pressekonferenzen sind nicht üblich. Dennoch stehen die Bischöfe diesmal bei ihrer zweitägigen Zusammenkunft ab Montag unter verstärkter Beobachtung. Sie haben schwierige Themen zu besprechen.

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Auch früher sah man schon mal Demonstranten vor dem Eingang. Gewerkschafter zählten bisher nicht dazu. Das könnte im Zuge der Weltbild-Pleite nun anders sein. Verdi hat "katholische Wochen" ausgerufen - und angekündigt, die Bischöfe gezielt an ihren Arbeitsplätzen zu besuchen.

Weltbild ist für die Kirche seit Jahren eine heikle Causa . Man stritt über die Ausrichtung des Konzerns, einen Verkauf oder wenigstens die Überführung in eine Stiftung. Jetzt die Insolvenz. Zu einem weiteren Engagement in dem sanierungsbedürftigen Unternehmen sehen sich die Bischöfe angesichts explodierender Kosten nicht mehr in der Lage. Sie wollen aber auch nicht einfach ihre s oziale Verantwortung für die Beschäftigten abstreifen .

Geht es um Geld aus der Kirchensteuer, können sie zwar Vereinbarungen treffen, sind aber davon abhängig, dass ihre Diözesansteuerausschüsse zustimmen. Dort gab es schon gegen die vor Weihnachten zugesagte Liquiditätsspritze von knapp 65 Millionen Euro erhebliche Widerstände.

Neues Forschungsprojekt zum Missbrauch

In der Öffentlichkeit mussten die Bischöfe herbe Kritik einstecken; die Weltbild-Geschäftsführung mit ihrer Kommunikationspolitik gegenüber Eigentümern und Mitarbeitern blieb dagegen weitgehend verschont. Es wird schwierig werden für die Bischöfe, bei diesem Thema aus der Defensive zu kommen.

Besser gelingen könnte das bei einer anderen Baustelle. Vor einem Jahr platzte die Zusammenarbeit mit dem Kriminologen Christian Pfeiffer: Ein Forschungsprojekt zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs wurde storniert . Der mediengewandte Jurist sprach daraufhin von Zensur; doch auch kirchenintern gab es Kritik an Vorgaben der Studie. Erst im Herbst wurde ein Nachfolgeprojekt ausgeschrieben.

Erzbischof Robert Zollitsch, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz
Bild: ©dpa/Patrick Seeger

Erzbischof Robert Zollitsch, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

Dem Vernehmen nach ist die Vergabe an einen interdisziplinären Forschungsverbund entscheidungsreif. Bis 2017 soll er Ergebnisse liefern. Der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, legt Wert darauf, dass für das Projekt alle benötigten Akten zur Verfügung gestellt werden - auch jene aus sogenannten Geheimarchiven.

Für Wirbel sorgte im Herbst ein Vatikan-Fragebogen zur nächsten Sondersynode zum Thema Familienseelsorge . Britische Bischöfe stellten den Katalog ins Internet; das brachte andere dazu, ebenfalls eine Art "Volksbefragung" durchzuführen. In Deutschland wählten die Bistümer unterschiedliche Wege, die es nun zusammenzuführen gilt. Mit Spannung wird erwartet, ob die Bischöfe sich zur Kluft zwischen Morallehre und sexueller Praxis äußern.

Limburger Zerrüttungen

Etwa zeitgleich zum Würzburger Treffen sollte auch die Prüfkommission der Bischofskonferenz zum Bauprojekt auf dem Limburger Domberg ihren Abschlussbericht erstellt haben. Es könnte sein, dass von den Vorwürfen gegen Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst nichts Gravierendes übrig bleibt - jedenfalls nichts kirchenrechtlich Justiziables.

Ob der Bischof zurückkehren kann, ist aber mit Blick auf Limburger Zerrüttungen fraglich. Mehrere Bischöfe, darunter Kurienerzbischof Georg Gänswein und der Mainzer Kardinal Karl Lehmann , haben deutlich gemacht, dass die Entscheidung allein Sache des Papstes sei.

Für Erzbischof Robert Zollitsch bedeutet der Ständige Rat den Beginn eines Abschieds. Letztmals wird er dieser Versammlung vorstehen, bevor am 12. März in Münster ein neuer Vorsitzender gewählt wird. Zollitsch hat im September seine Mitbrüder mit dem Vorschlag überrascht, in Münster nicht gleich zur Wahl seines Nachfolgers zu schreiten, sondern zuvor in einer Debatte über ihre Erwartungen an den Vorsitzenden zu sprechen. Das wird in Würzburg noch nicht geschehen - die Bischöfe müssen sich über den Modus des neuen "Vorkonklaves" einigen.

Von Christoph Renzikowski (KNA)