Nach Medienberichten über Missbrauchsfall: Erzbistum Freiburg reagiert
Nach Medienberichten über den Vorwurf der Vergewaltigung und Missbrauchsvertuschung gegen zwei Ordensleute hat das Erzbistum Freiburg betont, den Anschuldigungen umfassend und gemäß den geltenden Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz nachgegangen zu sein. Auch der Vatikan habe sich mit dem Fall befasst, erklärte das Erzbistum am Dienstag in Freiburg. Dabei hätten sich die Missbrauchsvorwürfe nicht erhärten lassen. Die Diözese sehe somit keine kirchenrechtliche Grundlage für Verbote oder Maßnahmen gegenüber den beiden beschuldigten Ordensmännern, die heute im Erzbistum Freiburg leben. Das Bistum sicherte zu, den Fall erneut zu prüfen und ihm weiter nachzugehen, wenn es neue, veränderte Hinweise oder Informationen geben sollte.
Das Erzbistum reagierte mit seiner Stellungnahme auf gemeinsame Recherchen der "Badischen Zeitung" und der "Sächsischen Zeitung". Beide Blätter hatten am Montag über angebliche Unstimmigkeiten zwischen dem Erzbistum Freiburg und dem Bistum Dresden-Meißen im Umgang mit einem mutmaßlichen Missbrauchsfall aus dem Jahr 1990 berichtet. Zwischen den Bischöfen Stephan Burger (Freiburg) und Heinrich Timmerevers (Dresden-Meißen) gebe es Divergenzen über die Auslegung der Missbrauchsordnung der Bischofskonferenz, so die Zeitungen.
Novize soll 22-jährige Frau 1990 vergewaltigt haben
Während Timmerevers zwei Patres des Pallottiner-Ordens den Seelsorgedienst in seinem Bistum untersagt habe, sehe Burger bislang keine Veranlassung, gegen die in seinem Bistum wohnenden Ordensmänner einzuschreiten, hieß es weiter. Einer der Mönche, der damals noch Novize war, soll 1990 eine damals 22-jährige Frau aus Sachsen sexuell missbraucht, der andere diesen Missbrauch gedeckt haben. Die Vorwürfe seien glaubhaft und wahrscheinlich, zitierten die Blätter Timmerevers. Sie seien "nicht bewiesen oder plausibilisiert", habe hingegen Burger erklärt. Timmerevers hatte 2020 den Fall der Staatsanwaltschaft gemeldet und die kirchenrechtliche Voruntersuchung angeordnet, nachdem die Frau sich an ihn gewandt hatte. Das Verbot gegen die Patres sprach er als Präventionsmaßnahme aus.
Das Erzbistum Freiburg wolle diesen Schritt nicht mittragen, da es dafür kirchenrechtlich keine Basis sehe, so die Zeitungen. Das Freiburger Ordinariat sehe sich durch eine Entscheidung aus dem Vatikan bestätigt. In einem ersten Schritt hatte die Glaubenskongregation Timmerevers' Zuständigkeit zwar bestätigt. Auf Antrag der Beschuldigten habe die Kleruskongregation seine Beschlüsse Anfang 2021 aber vorerst außer Kraft gesetzt.
Orden kritisiert "völlig vorverurteilende Berichterstattung"
Das Erzbistum teilte am Dienstag mit, der betroffenen Frau mehrere Hilfsangebote gemacht zu haben, etwa in Form einer telefonischen psychologischen Unterstützung. Erzbischof Burger und Bischof Timmerevers hätten sich "persönlich um Unterstützung für die Betroffene und Klärung in dem Fall bemüht". Das Erzbistum Freiburg betonte zudem, es habe zu keinem Zeitpunkt des Verfahrens ein Dissens zwischen Dresden und Freiburg bestanden.
Der Pallottiner-Orden wies die Darstellung der Zeitungen auf Anfrage zurück. Von Missbrauch könne keine Rede sein. Zugleich warf der Orden den Blättern eine "völlig vorverurteilende Berichterstattung" ohne hinreichende "Tatsachen- und Beweisgrundlage" vor. Die Berichte hätten die Existenz und die Persönlichkeitsrechte der zwei Ordensleute "auf ungerechtfertigte Weise verletzt und teilweise zerstört". Auch der Orden sicherte zu, konsequent gegen sexuellen Missbrauch vorzugehen. Wenn sich Vorwürfe als richtig erwiesen, ziehe man die erforderlichen Konsequenzen. (stz/KNA)