Virus wüte nicht nur in Städten, sondern auch in Dörfern Amazoniens

Brasilien-Experte Kräutler: Mit Bolsonaro kein Dialog möglich

Veröffentlicht am 09.05.2021 um 10:26 Uhr – Lesedauer: 
Bild: © KNA

Salzburg ‐ Bolsonaro akzeptiere keine Widerrede und halte nur seinen Weg für den richtigen – trotz 400.000 Corona-Toten. Der emeritierte Bischof Erwin Kräutler kritisiert Brasiliens Präsidenten. Insbesondere die indigene Bevölkerung leide unter dessen Politik.

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Der Brasilien-Experte und emeritierte Bischof Erwin Kräutler hat Präsident Jair Messias Bolsonaro für seine Corona-Politik scharf kritisiert. Brasilien verzeichnet mit laut Kräutler rund 400.000 Corona-Toten die weltweit zweithöchste Zahl an Pandemie-Opfern nach den USA. Das von Bolsonaro lange Zeit heruntergespielte Virus wüte nicht nur in den Städten, sondern auch in den Dörfern Amazoniens, sagte Kräutler dem Salzburger "Rupertusblatt".

Mehrere indigene Anführer seien gestorben. Brasiliens Bischofskonferenz habe in einem "Brief an das Volk Gottes" auf die Verantwortung der Politik hingewiesen, so Kräutler. "Aber Bolsonaro und sein Kabinett scheren sich ziemlich wenig um das, was die Bischöfe hier ansprechen."

Neben Corona gibt es nach den Worten des emeritierten Bischofs von Xingu/Altamira auch andere "Pandemien", die für die Indigenen lebensbedrohlich seien. Deren Lebensraum werde durch "die Invasionen der Goldschürfer und illegalen Holzfäller" in Amazonien zerstört. "Wir haben mehrere Völker, bei denen die Lage mittlerweile sehr kritisch ist, weil die Politik nichts oder fast gar nichts unternimmt, um sie zu schützen." Diese Entwicklung sei "tragisch und kommt doch nicht zufällig". Die Regierung sei den Indigenen gegenüber "absolut feindlich eingestellt".

Der Bischof sagte mit Blick auf die Persönlichkeit Bolsonaros: "Mit ihm kann es eigentlich kein wirkliches Gespräch geben." Bolsonaro akzeptiere keine Widerrede und sei vollkommen überzeugt, dass nur sein Weg der richtige ist.

Die Corona-Situation in Xingu und Altamira ist Kräutler zufolge dramatisch. "Jeden Tag sterben Menschen, die wir kennen." Die Impfbereitschaft der Menschen sei gegeben. "Die Menschen warten teilweise sehnsüchtig darauf, dass sie an die Reihe kommen." Er selbst habe seine erste Dosis schon bekommen und warte jetzt auf die nächste, berichtete der 81-Jährige. (KNA)