Aufruf zu uneingeschränkter Solidarität

Bischöfe verurteilen Angriffe auf Juden in Deutschland

Veröffentlicht am 15.05.2021 um 14:11 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ "Unerträglich", "nicht hinzunehmen", "Verbrechen". Zahlreiche deutsche Bischöfe haben Angriffe auf Juden und jüdische Einrichtungen in Deutschland kritisiert und versichert: Die katholische Kirche steht an der Seite der jüdischen Gemeinden.

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Zahlreiche Bischöfe haben Angriffe auf Juden und jüdische Einrichtungen in Deutschland verurteilt und zu uneingeschränkter Solidarität aufgerufen. "Es ist unerträglich und nicht hinnehmbar, dass Juden und Jüdinnen, Synagogen und jüdische Einrichtungen bedroht, verunglimpft und angegriffen werden", erklärten der Berliner katholische Erzbischof Heiner Koch, und der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein: "Antisemitismus ist ein Verbrechen. Wir werden uns überall entgegenstellen, wo Antisemitismus auf den Straßen in unserem Land laut wird."

Die Bischöfe forderten die staatlichen Stellen auf, alles zu tun, um jüdische Menschen und Einrichtungen zu schützen. Zugleich riefen sie alle Menschen auf, sich an die Seite der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger zu stellen: "Wer euch angreift, greift auch uns an. Wir stehen auf gegen Antisemitismus."

"Als katholische Kirche stehen wir ausdrücklich an der Seite der jüdischen Gemeinde"

"Antisemitische Übergriffe sind nicht hinzunehmen und stellen einen Angriff auf unseren Rechtsstaat dar", betonte der Würzburger Bischof Franz Jung: "Als katholische Kirche stehen wir ausdrücklich an der Seite der jüdischen Gemeinde und versichern sie unserer Solidarität."

Der auch für die Friedensbewegung Pax Christi zuständige Mainzer Bischof Peter Kohlgraf rief alle Seiten im Nahostkonflikt auf, Gewalt und weitere Eskalation zu beenden: "Leidtragende sind vor allem die Zivilbevölkerung, gerade die Kleinen." Antijüdische und antisemitische Aktionen in Deutschland seien "zutiefst verwerflich und erschreckend". Er versprach den jüdischen Gemeinden "unsere Freundschaft und Solidarität gegen jede Form von Gewalt und Hetze".

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Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer verurteilte die Angriffe auf Synagogen und jüdische Einrichtungen in Deutschland ebenfalls scharf. "Wir müssen gegen den Judenhass aufstehen, für Antisemitismus ist in Deutschland kein Platz", sagte er bei einer Predigt am Samstagabend. Die Tatsache, dass Juden in Deutschland stärker Angst haben, als in der Vergangenheit, erfülle ihn mit Grauen, sagte Wilmer, der auch Vorsitzender der Deutschen Komission Justitia et Pax ist. Juden seien die älteren Geschwister im Glauben. Daher könne es für Christen keine Alternative zur Solidarität geben: "Wer Juden verhöhnt, verhöhnt uns. Wer Juden angreift, greift uns an. Wir Christen stehen an der Seite der Juden, ohne Wenn und Aber."

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki reagierte entsetzt auf antisemitische Angriffe wie brennende Israel-Fahnen und Steinwürfe auf Synagogen. Ihn mache diese Eskalation von Gewalt und Vergeltung in besonderer Weise traurig, sagte er dem Kölner katholischen Internetportal "domradio.de". Alle Christen müssten jetzt ihren Teil zu einem friedlichen Miteinander beitragen. "Es ist kaum zu begreifen: Alle Beteiligten wünschen sich seit Jahrzehnten nichts sehnlicher als Frieden und Freiheit. Und doch endet es fast immer in Gewalt", so Woelki. "Wie schwer doch Frieden ist. Für alle Seiten."

"Gerade jetzt erstarken wieder antisemitische Kräfte", kritisierte der Erzbischof. "Der Weg in die Gewalt und die Ausgrenzung ist schnell und verführerisch." Die Christen wollten ihren Teil zu einem friedlichen Miteinander beitragen. So setze er sich als Kuratoriumsmitglied im Trägerverein für das aktuell laufende Jubiläumsjahr "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" für Toleranz und gegenseitige Wertschätzung ein.

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Der Augsburger katholische Bischof Bertram Meier warnte im Gespräch mit katholisch.de und der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vor Geschichtsvergessenheit in Deutschland. Die jüngsten Angriffe auf Synagogen, aber auch "Querdenkerdemos mit Judenstern" und ähnliche Ereignisse zeigten, dass manche die schlimmen Geschehnisse der deutschen Vergangenheit offenbar gerne ausblendeten, so der Beauftragte der Bischofskonferenz für den interreligiösen Dialog.

Natürlich, so Meier weiter, müsse es möglich sein, sich kritisch zur aktuellen Politik Israels zu äußern. Doch viel zu oft würde dies mit dumpfen antisemitischen Vorurteilen verknüpft und mit pauschalen Angriffen und Shitstorms im Netz verstärkt. Hier müssten die Kirchen und die anderen Religionen deutlich ihre Stimme erheben und auch zu mehr Aufklärung und Geschichtsbewusstsein beitragen.

"Angriffe auf Synagogen sind reinster Antisemitismus"

Bereits am Donnerstag hatte der katholische Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck der jüdischen Gemeinde seine Verbundenheit zugesichert. "Für Antisemitismus – egal von welcher Seite – ist bei uns im Ruhrgebiet kein Platz", erklärte er in Essen: "Zusammen mit den Christen im Ruhrbistum stehe ich an ihrer Seite."

Auch der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hatte die Attacken verurteilt und zur Solidarität aufgerufen: "Angriffe auf Synagogen sind reinster Antisemitismus", sagte Bätzing. (cbr/KNA)

15.05., 17.30 Uhr: Ergänzt um Stellungnahme von Bischof Peter Kohlgraf

15.05., 18 Uhr: Ergänzt um Stellungnahme von Bischof Heiner Wilmer