Milliardenkonzern verliert gegen Trappisten: Bier gerettet
Die Trappisten in Rochefort (Belgien) haben den Rechtsstreit um ihr Brauwasser gegen den Milliardenkonzern Lhoist gewonnen. Wie die britische Tageszeitung "The Guardian" am Sonntag berichtete, hat das Berufungsgericht in Lüttich dem Konzern untersagt, eine Kalksteingrube zu vertiefen und damit die Wasserversorgung der Abtei zu gefährden. Damit ist nach fast zehn Jahren ein Rechtsstreit beendet, sofern Lhoist auf eine Revision beim Kassationsgericht verzichtet. Laut einem Sprecher prüft der Konzern gerade, ob er Rechtsmittel einlegen wird.
Bei dem Konflikt ging es um die geplante Vertiefung des Boverie-Steinbruchs, wo Lhoist Kalkstein fördert. Durch die Vertiefung sollte in der Grube statt bis 2022 bis 2046 gefördert werden können. Dabei bestand die Gefahr, dass durch eine durch die Vertiefung ausgelöste Verlagerung der Tridaine-Quelle die Trinkwasserqualität beeinflusst und damit der Geschmack des Trappisten-Bieres verändert werden könnte. Für eine Vertiefung hätte Grundwasser unter die Grube gepumpt werden müssen. Versicherungen und Tests des Unternehmens, die zeigen sollten, dass die Brauwasserqualität nicht gefährdet sei, wurden von den Mönchen nicht akzeptiert. Das Wasser der Quelle ist besonders sauber und fast ohne Kalk.
Kloster seit 1230, Brauerei seit 1595
Während die wallonische Regionalregierung das Vorhaben von Lhoist, von dem die 150 Arbeitsplätze in der Grube abhängen, in den vergangenen Jahren unterstützt hatte, protestieren Anwohner mit den Mönchen gegen die Gefährdung ihres Trinkwassers. Das Lütticher Gericht befand nun, dass das Unternehmen zwar auch die Quelle besitze, aufgrund eines Vertrags aus dem Jahr 1833 jedoch nicht das Recht habe, "das Wasser, mit dem die Abtei versorgt wird, zu entfernen oder umzuleiten", so das Urteil. Die ersten urkundlichen Belege für eine Klosterbrauerei am Ort der Tridaine-Quelle gehen auf das Jahr 1595 zurück, seit 1797 gewinnt das Kloster sein Brauwasser aus der Quelle in einer Bergwand. Die Brauerei besteht in ihrem aktuellen Gebäude seit 1899.
Die heutige Trappistenabtei Notre-Dame de Saint-Rémy Rochefort besteht seit 1887, zuvor befanden sich am selben Ort Klöster der Zisterzienser, zuerst ab 1230 des weiblichen, ab 1464 des männlichen Zweigs des Ordens. Die Trappisten sind für ihre Biere bekannt. Weltweit gibt es je nach angelegten Kriterien 12 oder 13 authentische Trappistenbiere. Sechs der Brauereien sind in Belgien. Durch ausbleibenden Nachwuchs sind auch die Biere bedroht. Erst jüngst musste die Acheler Benedictus-Abdij nach dem Weggang der letzten Mönche auf das Logo der Internationalen Trappistenvereinigung verzichten. Dieses Logo dürfen nur Biere tragen, die in einer Trappistenbrauerei unter der Aufsicht und Verantwortung von Trappistenmönchen gebraut werden und bei denen der Großteil der Einnahmen aus dem Verkauf wohltätigen Zwecken zufließt. Die Biere der Trappisten gelten als die besten der Welt. Zuletzt hatte es durch die Corona-Pandemie einen Boom beim Bierabsatz gegeben, den die Trappisten mit ihren beschränkten Kapazitäten kaum bewältigen konnten. (fxn)