Kardinal Erdö: Interkommunion in Ungarn kein Thema
Der ungarische Kardinal Peter Erdö sieht den gemeinsamen Empfang der Eucharistie durch Gläubige verschiedener Konfessionen nicht als relevantes Thema in seinem Land. "Von Seiten der reformierten Kirche und der Orthodoxen besteht bei uns in Ungarn kein Wunsch einer Interkommunion, die der vollen Einheit der Kirche vorangeht", sagte der Erzbischof von Esztergom-Budapest der "Herder Korrespondenz" (Juni-Ausgabe) am Mittwoch. Vonseiten einiger evangelisch-lutherischer Christen nehme er eine solche Tendenz zwar wahr, sie sei "aber eher sporadisch". Beim Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt im Mai hatte der katholische Präsident Thomas Sternberg an einem evangelischen Abendmahl teilgenommen und die evangelische Präsidentin Bettina Limpert die Eucharistie empfangen.
Das Verhältnis zwischen den Konfessionen bewertet Erdö als "hervorragend", es werde seit Jahrzehnten daran gearbeitet. Dies sei nicht nur ein menschliches Werk. "Wir sollen dafür beten." Mit Blick auf eine eucharistische Gemeinschaft betonte er, diese sei nach der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) und des Ökumenischen Direktoriums einerseits "Quelle der Einheit der Christen", andererseits "Ausdruck der vollständigen Gemeinschaft". "In diesem Spannungsfeld stehen alle legitimen Lösungen für diese Situationen."
In Budapest findet im September der Internationale Eucharistische Kongress statt, zu dem sich auch Papst Franziskus angesagt hat. Er sei von der Bedeutung dieses Besuchs überzeugt, sagte Erdö. "Wenn der Papst zu uns kommt, stärkt das unser Gefühl, dass Jesus uns liebt, dass wir keine vergessene Gruppe in der Welt und in der Geschichte sind. Papst Franziskus hat eine reiche Lehre, die auch in Ungarn geschätzt ist." So solle es beim Kongress eine nach der Franziskus-Enzyklika "Laudato si" benannte Kapelle geben. (cph)