Braunschweiger Landeskirche bringt "Trauung für alle" auf den Weg
Die braunschweigische Landeskirche hat am Freitagabend bei ihrer Landessynode die Möglichkeit einer kirchlichen Trauung für alle Menschen unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität und sexuellen Orientierung auf den Weg gebracht. Bei der Frühjahrstagung des evangelischen Kirchenparlaments in Wolfenbüttel stimmten 39 Synodale dafür, eine entsprechende Rechtsgrundlage zu schaffen. Es gab eine Enthaltung.
Bisher ist in der Landeskirche Braunschweig nur die Segnung von gleichgeschlechtlichen oder diversen Paaren als ein "Akt der Seelsorge" möglich. Dieser darf den bisherigen Regeln zufolge "nicht mit einer Trauung verwechselbar" sein. Um eine Trauung für alle Menschen möglich machen, muss das Traugesetz geändert werden. In der Präambel ist zurzeit von der Ehe zwischen "Mann und Frau" die Rede. Diese Formulierung soll dem Vorschlag nach durch die Ehe zwischen "zwei Menschen" ersetzt werden. Die theologische Kammer der Landeskirche soll bis zum November ein Gutachten zu dem Thema erstellen.
Bei Mehrzahl komplett gleichgestellt
Bei der Mehrzahl der evangelischen Kirchen in Deutschland sind gleichgeschlechtliche und diverse Paare heterosexuellen Paaren inzwischen komplett gleichgestellt. 14 der 20 Landeskirchen in Deutschland bieten allen Menschen über die Segnung hinaus einen Traugottesdienst als Amtshandlung an. Die sechs anderen bieten zumindest einen öffentliche Segnung an. Als letzte der evangelischen Landeskirchen in Deutschland hatte die Landeskirche Schaumburg-Lippe vergangenen November eine entsprechende Regelung beschlossen. Die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig zählt mit rund 320.000 Mitgliedern in 304 Gemeinden zu den kleineren evangelischen Landeskirchen. Ihr Gebiet erstreckt sich von Wolfsburg bis an den Südrand des Harzes.
In der katholischen Kirche gibt es keine kirchlichen Eheschließungen für gleichgeschlechtliche Paare. Seit Jahren mehren sich jedoch die Stimmen, die eine Segnung homosexueller Partnerschaften fordern. Das Thema wird auch auf dem Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschand diskutiert. Zuletzt hatte die vatikanische Glaubenskongregation der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare allerdings eine Absage erteilt: Die Kirche verfüge "weder über die Vollmacht, Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts im oben gemeinten Sinne zu segnen, noch kann sie über diese Vollmacht verfügen", hieß es in einem Mitte März veröffentlichten "Responsum ad dubium". Vor allem im deutschsprachigen löste das Schreiben Kritik und Proteste aus. Für den 10. Mai riefen Seelsogerinnen und Seelsorger zu bundesweiten "Segensgottesdiensten für Liebende" auf. (mal/epd)