Bei einer Pressekonferenz zog Kardinal Joachim Meisner am Freitag umfassend Bilanz

"Ich bin nicht der Überbischof"

Veröffentlicht am 08.03.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Erzbistum Köln

Köln ‐ Eine Woche nach seinem Rücktritt als Kölner Erzbischof hat Kardinal Joachim Meisner am Freitag bei einer Pressekonferenz auf seine Amtszeit zurückgeblickt und auch zu aktuellen Fragen Stellung bezogen. Katholisch.de dokumentiert die wichtigsten Aussagen der Pressekonferenz. Kardinal Meisner über...

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...seinen Rücktritt

"Ich bin froh, dass ich keine Verantwortung mehr trage", bekannte Joachim Meisner in der Pressekonferenz. Wie für Bischöfe üblich, hatte Meisner bereits zu seinem 75. Geburtstag im Jahr 2008 dem damaligen Papst Benedikt XVI. seinen Rücktritt angeboten. Dies sei ein Akt der Hoffnung gewesen - "freilich in der Weise, dass ich hoffte, die Verantwortung für dieses große Erzbistum in jüngere Hände legen zu dürfen", betonte der Kardinal. Nach dem Rücktrittsangebot dauerte es allerdings noch fünf Jahre, bis Papst Franziskus am vergangenen Freitag das Angebot tatsächlich annahm. Seitdem ist Joachim Meisner offiziell außer Dienst.

...seine Amtszeit

"Mir ging es immer um Christus" und "Ich stehe zu allem, was im Katechismus steht" - so beschrieb Meisner zwei zentrale Leitmotive seines Wirkens als Bischof. Eine weitergehende Bilanz wollte der Kardinal zunächst nicht ziehen; dafür brauche es mehr Abstand. Mit Blick auf sein seelsorgliches Wirken betonte er aber immerhin, dass er den Menschen, für die er als Bischof Verantwortung getragen habe, die Freude an Gott habe vermitteln wollen. Darüber hinaus nutzte Meisner die Pressekonferenz, um Danke zu sagen: "Dank an Gott, der mich über alle Höhen und durch alle Tiefen dieses wahrhaftig nicht vorhersehbaren Weges geführt und begleitet hat, und Dank an die unzähligen Menschen, die mich in dieser langen Zeit begleitet, bestärkt und angefragt haben." Ausdrücklich nannte der Kardinal in diesem Zusammenhang auch die drei Päpste, die er als Bischof und Kardinal erlebt hat - Paul VI., Johannes Paul II. und Benedikt XVI.

...seine Fehler

Wie schon in seinem Fastenhirtenbrief entschuldigte sich Kardinal Meisner bei der Pressekonferenz noch einmal für mögliche Fehler und Versäumnisse: "Der Herr möge alles ergänzen, was bruchstückhaft in meinem Dienst geblieben ist. Und wenn mein Dienst bisweilen nicht Stärkung, sondern Ärgernis war, bitte ich alle um Verzeihung, die ich enttäuscht habe." Nach konkreten Fehlern gefragt, wollte Meisner zunächst nicht antworten - da er alle vier Wochen beichten gehe, habe er seine Fehler nicht so gut im Gedächtnis. Später bekannte er aber, dass er sich in seiner Amtszeit zu wenig um die Kindergärten und Schulen im Erzbistum gekümmert habe. Zudem habe er diejenigen zu wenig besucht, die ein gutes Wort und eine Ermutigung gebraucht hätten. "Das will ich jetzt nachholen", so Meisner, der ankündigte, sich im Ruhestand verstärkt um alte und kranke Priester kümmern zu wollen.

...seinen Ruhestand

Eines ist schon jetzt klar: Der Ruhestand wird für Kardinal Meisner weniger komfortabel als sein Dasein als Erzbischof. So muss der 80-Jährige künftig ohne Chauffeur und ohne Privatsekretär auskommen. Ein Wagen des Erzbistums stehe ihm künftig nur noch bei Dienstreisen zur Verfügung, erzählte Meisner. Der neue Diözesanadministrator Stefan Heße - ein Mann mit dem "Charisma der Präzision" - habe ihm bereits eine Liste zukommen lassen, aus der hervorgehe, was eine Dienstreise sei. All dies konnte Meisners Vorfreude auf den Ruhestand am Freitag aber keinen Abbruch tun: "Ich habe keinen Schein von Wehmut oder Traurigkeit in mir", bekannte er. Langweilig dürfte dem Kardinal zudem auch in Zukunft nicht werden - sein Terminkalender ist weiterhin dicht gefüllt. Als nächstes steht der Auszug aus dem Erzbischöflichen Haus an. "Es ist erstaunlich, was sich in 25 Jahren alles angesammelt hat", sagte der Kardinal. Und mit Blick auf sein Alter bekannte er: "Mir geht manches nicht mehr so flott von der Hand". Er sei aber beruhigt, da die Menschen gewöhnlich ja viel Verständnis für ältere Menschen hätten.

...seinen Nachfolger

"Ich habe einen, den ich mir wünsche, aber ich sag's nicht" - so Meisners Antwort auf die Frage, wer sein Nachfolger als Kölner Erzbischof werden soll. Der emeritierte Oberhirte kündigte aber an, für einen guten neuen Bischof beten zu wollen. Darüber hinaus bot er an, seinem Nachfolger als Ratgeber zur Verfügung zu stehen. Er wisse aus eigener Erfahrung, dass es ein großer Vorteil sei, wenn man einen Vorgänger um Rat fragen könne. Ob der Nachfolger auf ihn zugehe, müsse dieser aber selbst entscheiden: "Ich dränge mich nicht auf. Ich bin nicht der Überbischof, ich bin der Altbischof".

...Köln

Mit Köln und dem Rheinland hat Joachim Meisner nach 25 Jahren seinen Frieden gemacht. "Ich fühle mich in Köln wohl, deshalb bleibe ich auch hier", sagte er. Auch sei er in den vergangenen Jahren zunehmend zu einem Fan des Karnevals geworden. Ablesen könne man dies unter anderem an den Gottesdiensten, die er in den vergangenen Jahren mit Karnevalisten im Kölner Dom gefeiert habe.

...den Vorsitzenden der Bischofskonferenz

Der Nachfolger von Erzbischof Robert Zollitsch, der am kommenden Mittwoch bei der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz gewählt wird, muss nach Ansicht von Kardinal Meisner "die Autorität eines älteren Bruders haben". Meisner, der nach seinem Rücktritt als Kölner Erzbischof nicht mehr an der Versammlung und der Wahl teilnehmen wird, formulierte als weitere Anforderung: "Wir brauchen keinen genialen Typen", aber der neue Vorsitzende müsse "seinen Laden einigermaßen in Ordnung haben".

...Bischof Tebartz-van Elst

Mit den aktuellen Entwicklungen um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat sich Kardinal Meisner nach eigener Aussage "gar nicht so intensiv" befasst. So kenne er bislang auch den Prüfbericht nicht, der Auskunft über Kosten und Finanzierung des neuen Limburger Bischofssitzes gibt. Meisner kündigte aber an, den Bericht, der seit 3. März im Vatikan vorliegt und Grundlage für die Enscheidung über die Zukunft von Bischof Tebartz-van Elst sein wird, noch lesen zu wollen. Darüber hinaus wurde bei der Pressekonferenz auch bekannt, dass Tebartz-van Elst am Sonntag als Gast bei der Abschiedsfeier von Meisner in Köln teilnehmen wird. Meisner dazu: "Jeder ist herzlich willkommen. Ich habe keinen Grund, ihn nicht einzuladen."

...die Kirche

Meisner verwahrte sich dagegen, die Kirche als altmodisch oder gar überholt anzusehen. "Wenn der Kirche oft angekreidet wird, sie sei konservativ, geht es um nichts anderes als ihr Lebenselexier: um ihre Tradition". Die Kirche sei so demokratisch, dass sie die Meinungen früherer Generationen zu Wort kommen lasse. Es gehe der Kirche um eine lebendige Tradition und Glaubenserfahrungen vergangener Generationen, die Anlass zur Hoffnung geben könnten. "Es geht um den Glauben aus den Wurzeln im Hier und Jetzt. Deshalb sind wir auch nur zusammen mit dem Papst, dem Petrus von heute, wirklich Kirche."

...das Evangelium

"Die Orientierung am Evangelium hat Zukunft, und sie eröffnet eine lebenswerte und menschliche Zukunft, denn das Evangelium vermittelt eine Hoffnung, die wir uns selbst nicht zu geben vermögen und aus der sich wahrhaft leben lässt", so Meisner wörtlich. In diesem Zusammenhang erinnerte der Kardinal besonders an die Kraft des Gebets. "Angesichts der vor uns liegenden Aufgaben in Kirche und Welt ist sind Gebet und das tatkräftige Handeln unabdingbar." Letzteres erhalte seine Ortientierung und Kraft aber erst durch das begleitende Gebet.

Von Steffen Zimmermann