Kleine Leute, großer Glaube
Deutliche Worte, die den Blick auf ein Problem lenken, dass nicht nur die katholische Kirche kennt: Der gläubige Nachwuchs fehlt. Wo für die Großelterngeneration der sonntägliche Kirchgang und das Tischgebet in der Familie selbstverständlich waren, erleben viele Kinder heute ihren Glauben nur noch beim Martinszug oder Krippenspiel.
Das liegt auch daran, dass schon ihre Eltern ohne alltägliche katholische Rituale aufgewachsen sind. Viele kommen überhaupt erst durch ihre Kinder wieder mit der Kirche in Berührung und befinden sich bei Fragen der religiösen Erziehung plötzlich auf unbekanntem Terrain. An dieser Stelle sind konfessionelle Kindergärten und -tageseinrichtungen gefragt.
Ein wichtiger pastoraler Ort
"Gerade Eltern, die ihre Nähe zum Glauben verloren haben, hoffen, dass ihre Kinder in der katholischen Kita mehr davon mitbekommen", ist die Erfahrung von Virginia Bertels, Referentin für Kirchliche Tageseinrichtungen im Bistum Aachen. Die Kita sei somit ein wichtiger pastoraler Ort und trage Verantwortung für die wichtige religiöse Früherziehung.
"Religiöse Erziehung ist vergleichbar mit dem Erlernen einer Fremdsprache. Wenn ich von Anfang an zweisprachig aufwachse, lerne ich die Sprache akzentfrei. Das schaffe ich nicht, wenn ich erst später im Leben anfange, sie zu lernen." Viele Eltern möchten, dass sich ihr Kind frei für die Religion entscheidet und dafür muss es erst einmal religiöse Erfahrungen machen.
Erzieher seien von dieser Verantwortung allerdings oft ähnlich überfordert, wie die Eltern selbst. "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass vor allem jüngere Erzieher Unterstützung brauchen, weil sie verlernt haben, Kirche in Worte zu fassen", so Bertels. Zudem trügen sie, wie viele andere auch, Kritik und Skepsis in sich, wenn es um Kirche und Glauben gehe.
„Wir haben die Erfahrung gemacht, dass vor allem jüngere Erzieherinnen und Erzieher Unterstützung brauchen, weil sie verlernt haben, Kirche in Worte zu fassen.“
Im Bistum Münster nimmt das neue Projekt "Kita – Lebensort des Glaubens" diese Problematik in den Blick. Geplant ist unter anderem eine "massive Ausweitung der religionspädagogischen Qualifizierung der Erzieherinnen, Erzieher und des pastoralen Personals." Diese soll nicht nur fachlich ausgerichtet sein, sondern die Teilnehmenden auch im eigenen Umgang mit dem Glauben stärken.
Kita und Gemeinde besser vernetzen
Bei der religiösen Erziehung spielt zudem die Zusammenarbeit von Kita und Kirchengemeinde eine wichtige Rolle. Deshalb sollen Erzieher und Pastoral besser vernetzt werden. "Die Arbeit in den Kitas gelingt am besten im Verbund mit den Familien und mit den pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Pfarrgemeinde", erklärt Bischof Felix Genn bei der Vorstellung des Projekts am Freitag.
Das Bistum Aachen geht ähnliche Wege. Hier erhalten Erzieher im letzten Ausbildungsjahr Fortbildungen zur Vermittlung religiöser Themen an Kleinkinder. "Zunächst einmal gilt es, durch das eigene positive Verhalten gegenüber den Kindern den Glauben an einen gütigen und barmherzigen Gott zu vermitteln", erklärt Bertels. Entlang des Kirchenjahres werden dann Bibelgeschichten und Kirchenfeste in den Blick genommen. "Osterhase und Ostereier dürfen natürlich sein, aber nicht ausschließlich."
Daneben könne man auch schon kleineren Kindern Themen wie Passion und Auferstehung näher bringen: "In schönen und einfachen Worten, die nicht zu viel, aber das Wesentliche erzählen." Erzählsäckchen mit Figuren, einem Stein für das Grab Jesu und einem gelben Hintergrund für die Auferstehung könnten die Erzählungen greifbar machen. "Den Kindern reicht das völlig aus, sie stellen keine Erwachsenenfragen, sondern erleben die Geschichten in ihrer Fantasie nach."
Von Janina Mogendorf