Entscheidung "alles andere als glücklich und richtig"

Kölner Bistumsspitze bedauert Beförderung von Pfarrer D.

Veröffentlicht am 19.06.2021 um 08:55 Uhr – Lesedauer: 

Köln/Bergisch Gladbach ‐ Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und sein Generalvikar Markus Hofmann haben die Beförderung des Düsseldorfer Pfarrers D. zum stellvertretenden Stadtdechanten als Fehler bezeichnet. Die Entscheidung sei "alles andere als glücklich und richtig gewesen".

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Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat die Beförderung des Düsseldorfer Pfarrers D. zum stellvertretenden Stadtdechanten einem Zeitungsbericht zufolge als "großen Fehler" bezeichnet. "Es ist mir aus ganzem Herzen wichtig zu betonen, dass ich das Verhalten dieses Priesters als moralisch absolut verwerflich ansehe", sagte Woelki laut "Kölnischer Rundschau" am Freitagabend. Er äußerte sich zum Auftakt einer Sitzung des Diözesanpastoralrats in Bergisch Gladbach.

Pfarrer D., der 2017 befördert worden war, hatte Jahre zuvor sexuellen Kontakt zu einem minderjährigen Prostituierten. Der Fall kommt in einem Aufarbeitungsgutachten für das Erzbistum Köln, dem sogenannten Gercke-Report, vor. Die Gutachter sehen hier jedoch keine eindeutige Pflichtverletzung durch hohe Amtsträger. "Ganz gleich, wie es am Ende überhaupt zu dieser Ernennung genommen war, übernehme ich als Erzbischof dafür selbstverständlich die volle Verantwortung", erklärte Woelki. "Ich lerne daraus, dass auch ich selbst mir im Grunde bei einem besonderen Personalvorgang die Personalakten kommen lassen und diese gegebenenfalls weit zurückreichend studieren muss."

Generalvikar Hofmann: Entscheidung "alles andere als glücklich und richtig"

Auch der Kölner Generalvikar Markus Hofmann äußerte sich kritisch zu D.s Beförderung. Er halte diese Entscheidung für "alles andere als glücklich und richtig", sagte er bei einer digitalen Veranstaltung der "Kölnischen Rundschau". Der frühere Kontakt zu einem minderjährigen Prostituierten sei "moralisch verwerflich" und "abstoßend" gewesen.

Noch im Mai hatte Hofmann im WDR die Beförderung verteidigt mit dem Hinweis, D. habe den einmaligen Vorfall im Jahr 2001 gestanden und bereut. Zudem habe es sich damals weder nach kirchlichem noch weltlichem Recht um eine Straftat gehandelt. Auf weitere Vorwürfe gegen den Geistlichen angesprochen hatte Hofmann betont, dass es sich dabei nur um anonyme und abgestrittene Vorhaltungen und Gerüchte gehandelt habe. Daraufhin war der Generalvikar heftig kritisiert worden, weil er sich zu sehr auf die rechtliche Ebene zurückgezogen habe, anstatt auch moralische Aspekte zu berücksichtigen.

"Ob das nun juristisch zu verfolgen ist, ist eine andere Frage", so der Verwaltungschef des Erzbistums: "Aber es gibt Dinge, die sind nicht in Ordnung, nicht für einen Menschen, nicht für einen Christen, erst recht nicht für einen Priester." Hofmann kündigte die Einrichtung eines anonymen Hinweisgebersystems an und betonte, zum Zeitpunkt der Beförderung habe es nicht die Erkenntnisse gegeben, die heute verfügbar seien. Die Interventionsstelle des Erzbistums Köln hatte 2021 Anhaltspunkte für mögliche weitere Delikte des Geistlichen gefunden. Mittlerweile hat Woelki ihn beurlaubt.

Woelki für vertieften Dialog mit Kirchengremien und Gemeinden

Vor dem Diözesanpastoralrat sprach sich der Erzbischof zudem für einen vertieften Dialog mit Kirchengremien und Gemeinden aus. "Wir haben sehr intensiv, lebendig und kontrovers in den letzten Wochen über die Zukunft unseres Erzbistums und unserer Kirche diskutiert", sagte er laut Mitteilung des Erzbistums. Es gebe auch Widersprüche und konträre Positionen, weshalb man in kleinen Schritten aufeinander zugehen müsse. "Ich will meinen Teil dazu beitragen." Zuletzt hatten Laien-Vertreter den Erzbischof erneut kritisiert.

Der Diözesanpastoralrat ist das zentrale Beratungsgremium des Kardinals. Die 75 Mitglieder vertreten unter anderem Laien, Kirchenmitarbeitende, Geistliche, Ordensleute und Leitungspersonen aus der Verwaltung des Erzbistums. Der Schwerpunkt der bis Samstag dauernden Sitzung liege auf einer "offenen Aussprache", wie es hieß. Zudem soll auch die am Dienstag beendete Apostolische Visitation ein Thema sein. Papst Franziskus hatte wegen der Debatte um die Missbrauchsaufarbeitung und der entstandenen Vertrauenskrise zwei Gesandte nach Köln geschickt, um die Vorgänge vor Ort zu prüfen. (KNA)